Vor 20 Jahren wurde ich angesteckt. Der Virus kam aus Stuttgart angeflogen, ein Schiefspiegler nach Kutter.
Die genauen Daten lauten, 125 mm Öffnung, 3500 mm Brennweite, Auflösung an realen Doppelsternen 1,5".
Mit 125 und 1: 28 wird keine Keillinse gebraucht.
Es ist aber auch nicht erforderlich, viel Geld und einiges Gewicht in einen Fokussierer des Systems 64 zu investieren, es reichen 31,8 mm Steckhülse aus.
Ich benutze ausschließlich Okulare der Brennweiten 25 mm und 15 mm vom Typ Plössl.
Ins Visier werden ausschließlich Objekte genommen, die man ohne Zenitspiegel erreichen kann, also Planeten und Kleinplaneten, Mond, ein paar Dutzend Messiers, einige schöne Veränderliche. Während der ganzen Beobachtungszeit erklingt im Hintergrund leise Klaviermusik. Wenn man Rücksicht auf seine Mitmenschen pflegt, läßt sich deren Nachtruhe und mein mit Musik unterlegtes Himmelserlebnis gut miteinander vereinbaren.
Ich beobachte ausschließlich im Sitzen, dies muß so sein, die Säule ist nur 155 cm hoch . Mit dem Kutter werden keine Bilder gemacht, ich genieße und lerne nur.
Montiert ist das ganze auf einer Montierung mit Glockensäule, die mir damals in Stuttgart der Herr Knapp verkauft hat. Der ursprüngliche Antrieb wurde seinerzeit durch Herrn Jülich ausgewechselt und ist immer noch in Gebrauch.
Zur Halleywiederkehr habe ich mir dann noch einen Newton mit 150 mm Öffnung und 1200 mm Brennweite gekauft. Der Newton sitzt auf einer Vixen SP-DX mit festem Holzstativ. An diesen Newton habe ich dann meine Leicaflex angeschlossen. Es sind ein paar ordentliche Bilder entstanden, aber Himmelsaufgaben erzeugen immer eine Hektik, die ich bei diesem schönen Hobby überhaupt nicht mag.
Visuell ist der Newton eine Ergänzung zum Kutter. Man kann, so man denn will, sogar die gleichen Plössl benutzen, weil die erzielbare Vergrößerung nicht so im Vordergrund steht. Ich habe jedoch diesen Newton auch im Wohnmobil in den Süden transportiert und deshalb noch zwei weitere Plössl ergänzt.
Zum Einsatz kommen ein 12 mm und ein 9 mm Okular, weil mehr Vergrößerung nicht notwendig ist.
Mit der Zeit lernt man den einen oder anderen Sternfreund und dessen Instrumentarium kennen. Auf den Kutter laß ich nichts kommen, er hat seine kleinen thermischen Eigenheiten, aber wenn man die kennt, hält er jedem 5" Refraktor, der sich auf der gleichen Wiese befinden sollte, stand.
Beim Newton leidet man schon am fehlenden System 64. Eine nachträgliche Aufrüstung kommt aber nicht in Frage, man müßte auch den Fangspiegel ersetzen und dann wird es sicher schlechter mit den Planeten.
Dieter Lichtenknecker war ein erfolgreicher Konstrukteur. Wer einmal betrachtet, an was dieser Mann sich versucht hat, es war schon bemerkenswert. Leider hielt sein kaufmännisches Geschick mit seinen Fähigkeiten als Konstrukteur nicht Schritt, sonst wäre Lichtenknecker ein leuchtender Stern am Amateurhimmel und nicht nur eine wehmütige Reminiszenz. Leider hatte ich nie die Gelegenheit, Dieter Lichtenknecker persönlich zu erleben.
Uwe Schafgans