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Re: Fragen zur Schmidt Cassegrain Qualität

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Werner Jülich
16. Oktober 2001 14:28
Hallo Herr Doll,
ich vermute, Sie haben nicht bei uns gekauft. Wir weisen nämlich bei der Beratung ausdrücklich auf das Spiegelshifting hin. Die mögliche Verkippung kann durchaus einige Bogenminuten betragen.

Nun zu Ihren Fragen.
Meade gibt keine Zahlen zum Spiegelshifting an. In extremen Fällen werden die betroffenen Geräte aber ausgetauscht. Dies ist bei unseren Kunden in den letzten 15 Jahren nach meinen Erinnerungen 1 mal geschehen.

Auskühlen, also die Anpassung der Optik an die Außentemperatur ist immer notwendig, wenn das Gerät vorher an einem wärmeren Ort gelagert war, oder wenn während der Beobachtung die Temperatur fällt. Dies betrifft jede Optik. Die Auswirkungen der Temperaturanpassung sind vielfältig:

- lokale Temperaturunterschiede innerhalb der Optik erzeugen Luftströmungen, diese beeinträchtigen die Abbildungsqualität.
Die Bewegungsrichtung der Luftströmung erfolgt immer von der Quelle ( den warmen Teilen ) zur Senke ( den kühleren Teilen ).
Beim offenen Newton, Cassegrain und ähnlichen Konstruktionen, bewegt sich die Luft vom Hauptspiegel aus nach oben aus dem Tubus hinaus. Das Objektiv ( der Hauptspiegel) sieht daher seine Objekte durch eine bewegte Luftsäule, das Bild wird schlecht.

Beim geschlossenen Tubus mit Objektiv am hinteren Ende (Maksutov, Schmidt Cassegrain und ähnlichen Konstruktionen) erfolgt die Wärmeabgabe überwiegend über die Tubuswände und in geringerem Umfang über die Frontlinse. Die Luftunruhe konzentriert sich hier auf einen Bereich in unmittelbarer Nähe zur Außenwand. Diese Luftunruhe bedeutet ebenfalls eine deutliche Verschlechterung der Abbildungsqualität. Die Wärmeabgabe eines geschlossenen Tubus dauert länger als bei einem offenen Tubus, da der Wärmetransport durch Kontakt der Luft zur Wand und nicht durch Luftströmung geschieht. Deshalb muß bei diesen Systemen mit einer längeren Auskühlphase gerechnet werden.

Normalerweise führt ein äußeres Temperaturgefälle auch zu einem Temperaturgefälle innerhalb der optischen Komponenten. Dies führt bei allen Optikmaterialien mit Wärmeausdehnungskoeffizient ungleich Null zu einer Veränderung der Abbildungseigenschaften. Je nach Erfahrung und Philosophie wird der Konstrukteur dies berücksichtigen. Temperaturprobleme in den optischen Komponenten sind selbstverständlich auch bei Refraktoren vorhanden. Hier wirken sich aber wegen der unterschiedlichen Geometrie diese Fehler nur halb so stark aus. Trotzdem wird ein erfahrener Konstrukteur berücksichtigen, daß die Frontlinse schneller auskühlt als die weiter hinten untergebrachten Linsen.

Unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten zwischen Optik und Optikfassung können ebenfalls zu Verspannungen bzw. Verkippen führen und sollten vom Konstrukteur berücksichtigt werden. Erfahrungsgemäß arbeiten nicht die optischen Spitzenkönner unter den Konstrukteuren für Amateurteleskope, sodaß hier erstaunlich große Fehler passieren.

Aus amerikanischen Amateurkreisen kommt die weltbewegende Erkenntniss, daß temperaturträgere Systeme bei heftigst veränderten Außentemperaturen niemals einen wirklichen Temperaturausgleich erreichen können. Das kann man mit einfachen Mitteln überprüfen und das ist auch Konstrukteuren bekannt. Heute wird diese Tatsache überwiegend marketingmäßig den Schmidt Cassegrain angelastet, obwohl allen anderen geschlossenen Spiegelsysteme vergleichbar betroffen sind.
Ich will Sie nicht beruhigen aber von extremen Situationen einmal abgesehen, ist ein geschlossener Tubus nach etwa 1-1,5 Stunde ausreichend ausgekühlt. Die üblichen, nächtlichen Temperaturschwankungen um 1-2° je Stunde sind kein Problem.

- Wir haben weder bei Meade, noch bei Celestron Optiken vom Typ Schmidt Cassegrain den Eindruck großer Qualitätsschwankungen in der Optik. Man muß hier nur aufpassen mit der Justage.
Eine Anmerkung zu Produktionsprozessen. Wenn man mit einem bestimmten Aufwand produziert, so ist vorhersehbar, was an maximaler Qualität bei Einhaltung des Fertigungsprozesses zu erwarten ist. Ausreißer darüber hinaus sind unwahrscheinlich, Ausreißer nach unten hängen von dem Aufwand und den Regeln des Qualitätsmanagements ab, die sich das Unternehmen leistet. Es ist Unsinn, zu glauben, es gäbe wirkliche Ausreißer nach oben.
Meade und Celestron produzieren mit mittlerem Aufwand und beherrschter Technik Optiken der Mittelklasse. Dies drückt sich für die Konsumenten gut überschaubar im günstigen Preis aus. Leica, Swarovski und Zeiss haben einen anderen Anspruch, eine andere Qualität und einen anderen Preis. Trotzdem werden auch bei diesen Herstellern keine Mindestanforderungen für z.B. die guten und teuren Ferngläser publiziert.

Für Ihre Beruhigung sind wir nicht zuständig. Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, z.B. überzogene Erwartungen oder Verunsicherung durch mangelndes Selbstvertrauen. Ein 10" SC wird unter unseren Bedingungen selten seine optischen Leistungen zeigen können.
Man kann lernen, seine Optik zu justieren. Man kann lernen, seine Optik zu bewerten. Falls das Ihnen nicht reicht, können Sie die Optik bei uns oder irgendeinem Kollegen überprüfen lassen. Das kostet Geld und macht die Optik auch nicht besser.

Werner Jülich
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fragen zur Schmidt Cassegrain Qualität

Joachim Doll 3665 15. Oktober 2001 09:04

Re: Fragen zur Schmidt Cassegrain Qualität

Werner Jülich 1682 16. Oktober 2001 14:28

Re: Fragen zur Schmidt Cassegrain Qualität

Alfons Stuch 1553 17. Oktober 2001 17:32

Sie beleidigen die Konstrukteure

Hubert Beutel 1453 18. Oktober 2001 08:46

Thermische Probleme

Armin Schlösser 1677 18. Oktober 2001 17:22

Meine zusammengefaßten Antworten

Werner Jülich 1725 22. Oktober 2001 08:55



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