Hallo Dirk,
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, sich die Haare anzuschauen. Zuerst aber ein paar Bemerkungen zur Technik: Sie kommen mit einem einfachen Hellfeldmikroskop aus. Als Objektive eignen sich 10x, 20x, 40x Achromate. Plan-Objektive haben eine bessere Bildfeldebnung, die für Ihren Einsatzzweck jedoch nicht zwingend ist. Sehr oft wird die Wichtigkeit des Kondesnors unterschätzt, bei der Betrachtung von Haaren ist ein Kondensor, der Köhlerbeleuchtung erlaubt, notwendig. Empfehlenswert ist jedoch eine Videokamera, die einen Monitor speist. So lassen sich gemeinsam mit der Kundin die Eigenschaften der Haare diskutieren.
Haare selbst sind lichtdurchlässig, haben einen von Luft abweichenden Brechungsindex, d.h. sie beeinflussen den Strahlengang des Mikroskops. Man kann ein Haar trocken auf einen Objektträger legen. Die Information ist dann auch bei Durchlicht Hellfeld eine Oberflächeninformation, Sie sehen die Cuticulaschuppung und Ablagerungen von Stylingprodukten (Haarspray, Mousse etc.) sowie "Dreck". Die Interpretation bedarf einer gewissen Erfahrung, besonders, wenn Sie den Haarzustand aufgrund Ihrer Untersuchung ableiten wollen.
Eine andere Form der Untersuchung stellt die Einbettung in Immersionsöl, Cedernholzöl oder Glycerin/Wasser dar. Aufgrund des (fast) identischen Brechungsindexes tritt die Schuppung der Cuticula in den Hintergrund, man sieht "in das Haar". Bei geeigneter Fokussierung läßt sich die Dicke der Cuticula abschätzen, der Verlauf der Melaninkörner kann verfolgt werden und eine Bestimmung, ob eine Medulla vorliegt.
Eine weitere Möglichkeit stellt der Querschnitt dar, der Ihnen Informationen über den Haarquerschnitt sowie gefärbt oder ungefärbt gibt. Diese Untersuchung sollte man jedoch auuf jeden Fall mit ungefähr 100 Haaren (ca. Streichholzdurchmesser) machen.
Viel Erfolg bei der Auswahl und Anwendung des Mikroskops!
Grüße
U. Schmidt