Ich habe selber das Bonntec und nutze es intensiv in der Praxis. Die fehlende köhlersche Beleuchtung hindert mich nicht, Aufnahmen mache ich auch nicht. Wichtig sind für mich folgende Dinge.
Antriebe von Tisch und Stativ, denn diese werden intensiv genutzt.
Der Tisch ist sicher einer der besten in seiner Klasse, glauben Sie mir, ich kenne einige Kreuztische preiswerter Mikroskope, da gibt es übelste Mechaniken, hier nicht. Aber, die Triebknöpfe sind etwas zu kurz, Abhilfe: ich habe ein Brettchen unter der Bedienerhand liegen, man ermüdet nicht so schnell.
Der Koaxialantrieb im Stativ ist sicher nicht von Zeiss, aber man kommt damit zurecht. Er arbeitet sehr weich, aber leider ein wenig teigig, wie man es auch von den Leica CM E kennt.
Die Okulare bieten Sehfeld 20. Es sollte normalerweise genügen und beim Bonntec limitieren sicher auch die Umkehrprismen, da muß man sich nichts vormachen.
Das Bild ist hell, der Augenabstand erlaubt mir den Einsatz mit der Brille. Die Verstellung des Augenabstandes ist recht schwergängig. Wer häufig wechselt, wünscht es sicher leichtgängiger, ich nutze es fast ausschließlich alleine, da ist es so recht.
Die Bilder sind nicht randscharf. Das liegt an den verwendeten Achromaten, die liefern kein ebnes Bild ab, wer den Rand ebenfalls scharf braucht, muß an den Höhenverstelltrieb, oder wie ich zur Mitte stellen. Trotzdem ist es ganz interessant, einmal zu versuchen, wie gut ein in der Höhe korrigiertes Randbild zeichnet. Man wird feststellen, daß der äußerste Rand immer noch unscharf bleibt, das wäre der letzte halbe Millimeter, geschenkt.
Die Objektive stecken in einem 4er Revolver und in sehr vielen Fällen sind diese bei preiswerten Mikroskopen nicht sauber zentrisch gearbeitet. Dann verschwenkt man vom 10er zum 40er und das eingestellte Bilddetail ist verschwunden. Der Sprung ist bei meinem Exemplar sehr gering, Glück oder gute Fertigung?
Ich benutze das 100/1,25 Ölobjektiv so gut wie nie, aber wenn dann kommt es auch wirklich auf die Auflösung an. Die Qualität des mir bekannten CP-Achromaten gleicher Dimmension wird nicht ganz erreicht. Herr Jülich bietet daher auf Wunsch eine höherwertige Variante von Hund an, ein besser korrigierter Achromat, der mit den eingebauten Okularen harmonieren soll. Hier werde ich eventuell noch zugreifen und den letzten Schwachpunkt beseitigen.
Was noch von Interesse sein könnte, der Austausch der 20W Halogenbirne geht natürlich nicht so spielerisch wie bei einem Zeiss, man muß 4 Schrauben lösen um an die Lampe zu kommen. Dann sieht man auch, daß die Verarbeitung ordentlich ist und nicht zusammengeschustert, wie man es manchmal sieht.
Als Hobbymikroskop kann ich dieses Bonntec empfehlen, zumal sie bei Bedarf noch die Werkstatt von Herrn Jülich im Rücken haben. Ob die hier oft beschriebene fehlende Ausbaufähigkeit so wichtig ist, müssen Sie selber entscheiden. Sie werden dann aber auch kein PrimoStar nehmen dürfen, auch da heißt es spätere Erweiterungen nicht vorgesehen.
Armin Haas
