Das Bild, das wir in einem monokularen Mikroskop mit nur einem Okular sehen, ist exakt dasselbe, wie das in einem binokularen Mikroskop. Trotzdem ist es vorteilhafter, binokular zu schauen, denn dabei ist es möglich, das Bild, das ein fehlerhaftes Auge auf seine Netzhaut projiziert, durch eine stärkere Wahrnehmung des Bildes vom besseren Auge "aufzubessern". Das Großhirn kann das, es gibt dem Bild vom besseren Auge bei der Auswertung mehr Gewicht. Das kann der Grund sein, warum der Blick ins Binokular einem meist schärfer vorkommt, kontrastreicher, klarer und farbreiner oder -kräftiger. Dieser positive Effekt ist nicht zu verachten.
Wenn man jahrelang monokular - immer mit demselben Auge - in ein optisches Instrument blickt, reduziert die Steuerungszentrale Großhirn die Versorgung des anderen, unterbeschäftigten Auges, die Durchblutung seiner Augenmuskeln wird schwächer, Nervenbahnen und Netzhaut büßen an Leistungsfähigkeit ein. - Auch aus diesem Grund ist ein binokulares Instrument immer vorteilhafter.
Für Liebhabermikroskopiker gilt das alles in viel stärkerem Maße als für Profis, denn die Profis werfen im Labor oftmals nur kurze Kontrollblicke auf ein Mikropräparat oder schieben nur mal rasch eine Petrischale auf den Objekttisch, um das Wachstum einer Bakterien- oder Pilzkultur zu kontrollieren. Der Hobbymikroskopiker dagegen sitzt oftmals stundenlang vor seinem Instrument, z. B. wenn er eine bevölkerte Planktonprobe durchmustert.
Fazit: Binokular und mit Kreuztisch. Anders geht's auch, aber manchmal quälend, und das nach des Tages harter Arbeit. Da soll man es sich nicht noch extra schwer machen. Lieber noch ein halbes Jahr weiter sparen. Das lohnt sich bestimmt.
Also: guten Start und viel Spaß
KH