Vorneweg, ich werde weder von Firma Jülich bezahlt, noch bin ich bei Zeiss beschäftigt. Ich bin lediglich auf der Suche nach einem guten und preisgerechtem Stereomikroskop mit dem man auch fotografieren kann.
Meine Interessengebiete sind Briefmarken und Münzen, alte Orden und Mineralien, hier mit Schwerpunkt die Funde meines Vaters vom Steinkaulenberg.
Ich hatte eigene Proben mit.
Bevor ich vergleiche, stellen sich einige Fragen.
Welche Ausrüstung benötige ich? Bieten beide Hersteller diese an.
Wie groß sind die Proben die ich mir mit diesem Mikroskop betrachten kann?
Das Zeiss erlaubt mir bei Einsatz der 0,3x Vorsatzlinse und Sehfeldzahl 23 einen Objektdurchmesser von 118 mm, zum Bonntec gibt es zur Zeit nur 0,5 mm, was kombiniert mit der höheren Mindestvergrößerung und dem kleineren Sehfeld 55 mm ergibt.
Selbst wenn man sich beim Zeiss mit der Vorsatzlinse 0,63x begnügt, ist man schon etwas höher nämlich bei 57 mm. Wer große Objekte hat, kann das Bonntec vergessen.
Wir weit muß ich vergrößern, wenn es um die kleinsten Details geht?
Ich finde die Kombination Stemi 2000c mit 1,6x Vorsatzlinse reicht mir völlig aus. Das Bild ist noch sehr gut, es gibt weder Reflexe noch kann ich störende Verzeichungen erkennen. Ich meine sogar, dass der Stereoeindruck minimal besser ist.
Das Bonntec hat nur die 2x Vorsatzlinse. Deren Qualität reicht ebenfalls nur bis gut 80fach aus, danach wird das Bild zunehmend flau. Bei feinen Texturen wird es dann schwer, die exakte Farbe zu bestimmen.
Man kann das Stemi 2000c sehr gut mit den 16x/16 Okularen kombinieren. Die Okulare haben mich überzeugt, wer will kann damit bis zu 128x hoch vergrößern und das Bild bleibt immer noch gut, man hat nie das Gefühl von übertriebener Vergrößerung. Das kann man zwar im Prinzip beim Bonntec auch, aber weil hier weniger Reserven und Kombinationsmöglichkeiten sind, lohnt die Anschaffung stärkerer Okulare nur in Ausnahmefällen.
Kommen wir zum Stativ. Braucht man denn bei 80fach einen koaxialen Trieb? Ich finde die Lösung von Zeiss mit dem großen und griffgünstigen Stellrädern überzeugend. Erst wenn man über 80fach hinausgeht, muß man zum Einstellen der Schärfe eventuell noch einmal leicht nachkorrigieren.
Schön ist allerdings die Möglichkeit beim Bonntec, über den ganzen Verfahrweg zu kurbeln, ohne dass man eine Klemmung lösen muß.
Die Beleuchtung.
Im Bonntec Paket ist ein gutes LED-Ringlicht und ein mittelprächtiges Durchlicht enthalten. Für den Preis gibt es da nichts zu bemängeln, aber nachdem mir Herr Jülich die VisiLED vorgeführt hat, weiß ich, wie meine Auflichtbeleuchtung aussehen wird. Über das Durchlicht habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, was deshalb kein Problem ist, als ich bei Zeiss jederzeit nachkaufen kann.
Die Kameraadapter.
Bonntec bietet eine preiswerte Lösung für C-Mount an. Die Lösungen für die DSLR-Adaption beschränken sich auf das kleine Format und eine Adaption für die Kompaktkameras ist recht teuer.
Wer also eine DSLR mit Vollformat sucht, der landet automatisch bei Zeiss.
Herr Jülich hat mich nicht beeinflußt, ihm ist egal, was man kauft, solange man bei ihm kauft. Wenn man aber erlebt, welche Mengen an Vorführzubehör zum Stemi bereitstehen, dann weiß man, wo sein Schwerpunkt liegt.
Ich bin jedenfalls vom Zeiss Stemi mehr überzeugt und werde in den kommenden Tagen einmal überlegen, was man sofort braucht und was warten kann. Meine Stativgröße steht bereits fest, N-Stativ mit 650 mm Säulenhöhe, da bleibt genug Reserve für große Brocken.
Das Bonntec Zoom Advanced wird seinen Weg machen, aber die ambitionierten Amateure werden bei einem der großen Vier bleiben, einfach weil die Aufbaumöglichkeiten entscheiden.
Roman Siegel