Ich vermute, daß es sich hier allein um eine subjektive Empfindung und nicht ein physikalisches Faktum handelt. Logische Überlegungen zeigen, daß es nicht genau umgekehrt sein müßte, sondern genauso wie von Ihnen wahrgenommen:
1. Das 8x30 hat eine AP von 3,75 mm, das 15x50 eine von 3,33 mm. Wenn Sie die Beobachtung bei so geringer Umgebungshelligkeit gemacht haben, daß Ihre Augenpupillen größer als 3,33 mm waren, dann haben Sie beim 15x50 einen kleineren Teil der Augen-Eintrittspupille genutzt als beim 8x30, also beim 15x50 quasi ihre Augen ein wenig abgeblendet. Das vermindert die Aberrationen, auch den Astigmatismus. Allerdings ist mir der Unterschied in den AP-Größen eigentlich nicht groß genug, um diesen Effekt schon auffällig zu machen. Deshalb vermute ich als Hauptgrund:
2. Der Astigmatismus erzeugt letztlich ein weniger scharfes Bild an Strukturen einer bestimmten Vorzugsrichtung. Es ist also eine etwas spezielle Art der Unschärfe, aber es ist Unschärfe, die das Detailerkennungsvermögen herabsetzt. Da Sie nun beim 15x50 das beobachtete Motiv fast genau doppelt so groß wie mit dem 8x30 sehen (vorausgesetzt, Sie beobachten mit beidem Ferngläsern aus gleicher Entfernung), sehen Sie auch alle Details doppelt so groß, und somit wirkt sich die vom Astigmatismus herrührende Unschärfe nur auf die Details aus, die halb so groß sind wie die beim 8x30 von der Unschärfe betroffenen Details. Sie müssen also zwangsläufig den Eindruck bekommen, mit dem 15x50 schärfer zu sehen als mit dem 8x30, weil Sie dort viel feinere Details erkennen als im 8x30, obwohl ihre absolut betrachtete Unschärfe fast exakt dieselbe ist.
Walter E. Schön