Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Re: Zum Verständnis

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

02. September 2005 15:51
Ihre Vorstellung von einem mit dem Objektiv größer werdenden Sehwinkel basiert auf der Erfahrung, daß man durch ein (leeres!) Rohr fester Länge einen um so größeren Sehwinkel überblicken kann, je größer der Rohrdurchmesser ist.

Ein Fernglas ist aber kein hohles Rohr, und die Lichtstrahlen laufen dort nicht geradlinig vom betrachteten Gegenstandspunkt durchs Fernglas ins Auge, sondern werden von den zahlreichen Linsen vielfach gebrochen, durch ein Umkehrprisma mehrfach „um Ecken” herum gelenkt, zu einem reellen Bild in der sog. Feldblendenebene vereint, und dieses reelle Bild wird schließlich durchs Okular wie durch eine Lupe betrachtet.

Wenn Sie mit einem Fotoapparat vertraut sind, können Sie sich die Sache wie folgt verständlich machen: Das Objektiv des Fernglases funktioniert wie das Objektiv einer Kamera. Wenn Sie beim Kameraobjektiv die Blende weiter öffnen oder weiter schließen (was der Vergrößerung oder Verkleinerung des Objektivdurchmessers entspricht), erfassen Sie mit der Kamera ja auch nicht einen größer oder kleiner werdenden Bildwinkel, sondern erhalten – im Sucher einer Spiegelreflexkamera oder auf der Mattscheibe einer Großformatkamera gut beobachtbar – nur ein heller oder dunkler werdendes Bild. Auch beim Fernglas wird mit größer werdendem Objektivdurchmesser nur das Bild heller, sofern die Augenpupille mindestens ebenso groß wie die Austrittspupille des Fernglases ist, nicht aber der Sehwinkel größer. Wenn ein Fernglas mit kleiner Objektivöffnung, z.B. ein Kompaktfernglas 8x20, einen engeren Sehwinkel bietet als ein gleich stark vergrößerndes größeres Fernglas 8c32 oder 8x42, so hat das nichts mit der Objektivgröße, sondern mit der kleinen Prismengröße des Kompaktfernglases zu tun!

Damit der Sehwinkel größer wird, müßten Sie Ihrem Fernglas quasi ein Weitwinkelobjektiv verpassen, also ein Objektiv mit kürzerer Brennweite und größerem Bildwinkel, aber das würde dann zu einer geringeren Fernglasvergrößerung führen (denn Vergrößerung = Objektivbrennweite : Okularbrennweite). Den Fall mit dem Weitwinkelobjektiv haben Sie praktisch, wenn Sie ein Fernglas mit geringerer Vergrößerung wählen: Ein 7fach- oder 8fach-Fernglas bietet unter sonst vergleichbaren Voraussetzungen einen größeren Sehwinkel als ein 10fach-Fernglas, dagegen aber bietet ein 12fach-Fernglas umgekehrt einen kleineren Sehwinkel – immer unabhängig vom Objektivdurchmesser.

Ihr wesentlicher Denkfehler war also, einfach von geradlinig vom Gegenstand bis zum Auge durchs Fernglas verlaufenden Lichtstrahlen auszugehen. Wäre das die Wirklichkeit, brauchte man keine hochqualifizierten Optikrechner zur Konstruktion von Ferngläsern, denn gerade Linien durch den Bauplan eines Fernglasgehäuses ziehen könnte auch jede mit einem Lineal ausgestattete Hilfskraft. Tatsächlich aber kommt es am Durchstoßpunkt jedes Lichtstrahls durch jede Luft-Glas-, jede Glas-Glas- und jede Glas-Luft-Grenzfläche zu mitunter schwierig zu berechnenden Brechungen (schwierig dann, wenn der Lichtstrahl nicht in einer Ebene mit der opt. Achse, sondern zu dieser windschief verläuft).

Ich weiß nicht, ob Sie in der Schule Physikunterricht hatten und ggf. wie gut Sie damals aufgepaßt hatten und wieviel davon Sie sich bis heute gemerkt haben. Sollten zumindest noch rudimentäre Reste vorhanden sein, kann es sich lohnen, ein Lexikon oder eine Enzyklopädie zu Hause oder bei Freunden heranzuziehen. Sie sollten dort unter dem Stichwort „Fernrohr” eine Zeichnung des Strahlenverlaufs finden, die das anschaulicher machen kann, als ich es hier allein mit Worten vermag, ohne seitenlange Abhandlungen schreiben und Ihr räumliches Vorstellungsvermögen überstrapazieren zu müssen.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Zum Verständnis

Moni Böttcher 1448 02. September 2005 14:37

Re: Zum Verständnis

Walter E. Schön 890 02. September 2005 15:51



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen