Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Dachkant statt Porro oder noch besser „umgekehrtes Porro“

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

09. September 2005 14:27
Sie haben das Fernglas nicht näher beschrieben. Ich vermute, daß es sich um ein Porrofernglas handelt.

Bei Fernglasbeobachtung in Naheinstellung muß man zwischen zweierlei scheinbaren Entfernungen unterscheiden: 1. der Entfernung, auf die das Auge akkommodieren (scharfstellen muß) und 2. die Entfernung, für die beide Augenachsen konvergieren (schielen) müssen. Im Gegensatz zum Schauen mit bloßem Auge, wo diese beiden Entferungen dieselben sind, nämlich die wahren Entfernungen zum beobachteten Gegenstand, sind diese zwei Entfernungen bei der Fernglasbeobachtung sehr verschieden. Und da kann dann der Fall eintreten, daß das Gehirn nicht ganz einverstanden ist und (z.B. in Form von Kopfschmerzen) „protestiert“.

Auf welche scheinbare Entfernung Ihr Auge scharfstellen, also akkommodieren muß, haben Sie selbst in der Hand, wenn Sie an der Fokussierwalze drehen. Normalerweise stellt der Beobachter die Fokussierung so ein, daß das Auge nahe seiner sog. Akkomodationsruhelage eingestellt ist, die bei nicht Fehlsichtigen bzw. bei Fehlsichtigen, die eine korrekt angepaßte Brille oder Kontaktlinsen tragen, meistens um 1 m bis 2 m liegt. Diese Entfernung ist also die unkritische, die Ihnen keine Probleme bereitet.

Auf welche Entfernung aber die beiden Augenachsen „konvergent“ verlaufen müssen (also wie Sie schielen müssen), hängt von der wahren Entfernung, der Vergrößerung und dem Objektivachsenabstand ab: Wenn der Objektivachsenabstand etwa derselbe ist wie der Abstand der Augenachsen (= die sog. Augenweite), wie das bei Dachkantferngläsern der Fall ist, dann ergibt sich ein „Schielwinkel“ für eine

scheinbare Entfernung = wahre Entfernung : Vergrößerung.

Betrachten Sie also z.B. mit einem 8fach-Dachkantfernglas einen 2,5 m entfernten Gegenstand, so müssen die Augen beim Blick durchs Fernglas so „schielen", als ob sie einen Gegenstand in 2,5 m : 8 = 31,25 cm Entfernung betrachteten. Das ist eigentlich noch nicht anstrengen, denn in etwa dieser Entfernung liegt z.B. der übliche Leseabstand.

Wenn Sie aber mit einem Porrofernglas im Nahbereich beobachten, dann müssen Sie die oben errechnete scheinbare Entfernung noch durch den Faktor dividieren, um den der Objektivachsenabstand größer als Ihr Augenabstand ist. Bei den meisten Porroferngläsern ist dieser Faktor ca. 2. Also würden Sie bei Betrachtung des 2,5 m entfernten Gegenstandes so schielen müssen, als würden Sie einen Gegenstand in nur ca. 15,6 cm Abstand betrachten. Vielleicht strengt Sie das bereits an. Falls Sie etwa weit- oder alterssichtig sein sollten, wäre das noch eher zu erwarten, weil Sie dann gar nicht gewohnt sind, so „nah zu schauen", während Kurzsichtige das oft tun, wenn Sie zum Erkennen feinster Einzelheiten die Brille abnehmen und dann ganz nah an den Gegenstand herangehen und daher im Schielen geübt sind.

Sollte bei Ihrem Fernglas die Parallelstellung der beiden optischen Achsen nicht genau genug eingehalten sein, kann das alle genannten Probleme noch verstärken. Ist Ihr Händler, der das Fernglas als einwandfrei kollimiert bezeichnet hat, wirklich in der Lage, das festzustellen? (Es gibt leider viele inkompetente Händler - Herr Jülich ist diesbezüglich alles andere als repräsentativ, sondern eher die rühmliche Ausnahme!) Prüfen Sie doch mal selbst wir folgt: Schauen Sie durchs Fernglas auf einen sehr, sehr weit entfernten Gegenstand (mehr als 1 km weit), z.B. eine Turmuhr oder Kirchturmspitze. Stellen Sie so genau wir möglich den Okularachsenabstand auf Ihre Augenweite ein und stellen Sie auch die Schärfe sorgfältig ein. Entfernen Sie dann, während Sie weiterhin ins Fernglas auf den Gegenstand (Uhr, Turmspitze) schauen, das Fernglas langsam von den Augen. Wenn es ca. 10 cm bis 15 cm entfernt ist, sollten Sie nur noch ein winzig kleines Sehfeld haben, aber der angepeilte Gegenstand sollte für beide Augen nach wie vor im jeweilgen Okular noch sichtbar sein; evtl können Sie mit der Knickbrüke ein klein wenig nachkorigieren. Zeigen die beiden jetzt noch sichtbaren winzigen Bilder verschiedene Details Ihres Motivs, dann ist das Fernglas NICHT korrekt kollimiert. Sagen Sie dann Ihrem Händler „adieu!“ und gehen Sie zu einem anderen, der sich besser auskennt und Ihr Fernglas neu kollimieren kann.

Ich rate Ihnen, falls das Fernglas doch einwandfrei kollimiert war und ein Porroglas ist, dazu, doch einmal probeweise mit einem Dachkantglas Nahbeobachtungen zu machen, denn die sind dafür erheblich besser geeignet (nicht nur wegen der geringeren Konvergenz Ihrer Augenachsen, sondern auch weil die Überdeckung der beiden Teilbilder im Nahbereich wesentlich größer ist).

Sollten Sie dann immer noch Probleme haben oder evtl. noch näher an Ihre Insekten heran wollen, empfehle ich Ihnen ein gutes Kompaktfernglas der „UMGEKEHRTEN Porrobauweise“, also ein Modell, bei dem die Objektive enger beieinander stehen als die Okulare. Da haben Sie dann genau den umgekehrten Effekt des normalen Porroglases und können davon ausgehen, daß Sie fast um den Faktor 0,5, also WENIGER stark schielen müssen als sogar mit dem Dachkantglas. Viele dieser umgekehrten Porrogläser haben deshalb auch besonders kurze Nahgrenzen, teils bis auf ca. 1 m oder nur knapp darüber.

Mit einem Mono kommen Sie natürlich noch näher heran, weil es dort gar keine Parallaxenprobleme gibt. Aber das ist aus anderen Gründen wieder anstrengender, und vor allem verlieren Sie den räumlichen Seheindruck.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Nahbeobachtung ist sehr anstrengend

Marlene Richter 1965 09. September 2005 13:32

Dachkant statt Porro oder noch besser „umgekehrtes Porro“

Walter E. Schön 1164 09. September 2005 14:27

Re: Nahbeobachtung ist sehr anstrengend

A. Mackenbrock 933 09. September 2005 15:01

Ich auch

Achim 915 09. September 2005 15:06



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen