Auch wenn sich die Frage an Profis richtet, will ich als Amateur antworten: Ausgerechnet ein Optolyth-Fernglas eines Kollegen hat mich vor vielen Jahren optisch und von der Handhabung so überzeugt, daß ich nach verschlungenen Wegen und aus „rein sammlungstechnischen" Gründen vor ein paar Monaten doch noch eines auf dem Gebrauchtmarkt erworben habe. Es ist ein 8x40, schätzungsweise aus den 70er / 80er Jahren, jedenfalls noch aus der Zeit vor der verbesserten sogenannten Ceralin Vergütung.
Das Glas hat leider ein recht kleines Sehfeld von geschätzt nur wenig über 100 m, die Schärfe in der optischen Achse ist recht gut und fällt auch zum Rand hin nur vertretbar ab. Die Transmission gerät gegenüber Zeiss oder Leica Gläsern schon sehr deutlich ins Hintertreffen (vereinfachter W. E. Schön-Test). Damals wie heute gefallen jedoch die sehr sympathische und solide Verarbeitung sowie ein nahezu unvergleichliches „Handling" des sehr zierlichen und nur 460 g leichten Porroprismen Fernglases, was leider für das Einblickverhalten nicht gilt. Es gibt auch ohne Brille leicht einen Kidney-Bean-Effekt, wenn der Okularachsenabstand nicht peinlich genau eingestellt wird.
Naturgemäß gilt Ihre Frage aber dem aktuellen Modell, welches ganz sicher mit einer verbesserten Vergütung aufwarten kann. Nach allem, was man aber hört, ist der früher wie heute vorhandene Abstand zu den sogenannten Spitzengläsern immer noch vorhanden und wohl auch zu sehen. Leider beschränkt sich meine Erfahrung mit dem aktuellen Optolyth 8x40 auf einen Kurzkontakt bei einem Händler, bei dem Optolyth neben Leica aufgebaut war, was ich persönlich aus verkaufstechnischen Gründen für eher ungünstig erachten würde. Aber es gilt: Man muss schon den direkten Vergleich haben und gewisse Erfahrungen mit verschiedenen Optiken gemacht haben, sonst findet man auf Anhieb vieles gut, was man nach Monaten eigentlich gar nicht mehr haben möchte.
Wenn Sie vorhaben, zunächst nur ein einziges Glas zu erwerben und offenbar bereit sind rund 400,-- € zu investieren kann der Rat eigentlich nur lauten: Versuchen Sie am Astromarkt oder auf einer Optikbörse ein gut erhaltenes gebrauchtes Fernglas von Swarovski, Leica oder Zeiss zu erwischen und vor allem auch zu testen (Rückgaberecht vereinbaren). Mit etwas Glück bekommen Sie eines in der von Ihnen gewünschten Allroundausstattung 8x40 (oder auch 8x32 bzw. 8x42).
So gerne ich das oben erwähnte Optolyth Glas auch hin und wieder einmal benutze, besser sehen und beobachten kann man mit einem Spitzenfernglas, übrigens selbst dann, wenn es nicht mehr die aktuelle Baureihe, oder gar „nur“ die vorletzte ist.
Auch wenn es nicht mehr direkt Ihr Anliegen betrifft: Es gibt noch den Weg, ganz einfach zu „Trainingszwecken", einen der besseren Hersteller aus den 70ern oder frühen 80ern des letzten Jahrhunderts anzupeilen und mit etwas Glück (und tunlichst) unter 100,-- € ein Fernglas von z. B. Beck, Hertel & Reuss, Hartmann oder Hensold zu erstehen. Geben Sie etwa bei Ebay „Kassel" oder „Wetzlar" in die Suchmaske ein. Da wird sich schon etwas finden. Ich besitze z. B. inzwischen 5 Beck Ferngläser von 6x30 über 8x30 und 7x50 bis 10x50, die mir wirklich eine Menge Spaß bereiten. Diese alten Optiken können mit so manch einem sogenannten Mittelklassefernglas heutiger Fertigung und Preisen von mehreren hundert Euro, locker mithalten, vielleicht nicht gerade bei Gegenlicht, aber das hat man ja auch nicht immer. Mehr als 40,-- € habe ich für keines bezahlt. Auch die Zeiss Ferngläser aus Jena könnte man ins Auge fassen. Da sind die Preise aber auch schon deutlich höher.
Viel Glück bei der Auswahl!
Dieter Textoris
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.10.05 19:23.
