Wenn Männer ohne Sinn und Verstand Digitalkameras, Computer, DVD-Abspielgeräte, Home-Videosysteme usw. erwerben, so sind sie modern und kurbeln die Wirtschaft an.
Wenn Frauen und Männer die Haare färben oder kommunizieren, so veröden Sie die Innenstädte.
Ich liebe es, wenn Männer die Welt erklären, vor allem, wenn die Erklärungen so polemisch und primitiv sind.
Die Pflege und damit auch das Tönen der Haare ist eine Dienstleistung mit einem hohen Wertschöpfungspotential. Der Materialeinsatz ist gering, entlohnt wird der Einsatz der menschlichen Arbeitskraft, die Wertschöpfung bleibt hier im Land. Die Menschen, die diese Dienstleistung zur Verfügung stellen, sind von mittlerem Ausbildungsniveau, sie verdienen mit dieser Tätigkeit ihren Lebensunterhalt.
Der stumpfsinnige Kauf einer Digitalkamera durch einen Mausklick im Internet erhöht die Wertschöpfung im Herstellerland, ein wenig bleibt beim Handel, dem Lohn des Auslieferungsfahrers und einem teilzeitbeschäftigten Packer.
Von diesem Gesichtspunkt betrachtet leisten die von Frau ausgegebenen Gelder einen erheblichen Beitrag zur Beschäftigungssicherung im Land.
Wenn Sie wissen wollen, warum sich heute weniger Menschen für ihr Hobby Optik interessieren, dann unter anderem auch deshalb, weil dieses Hobby heute mit einer Vielzahl anderer Freizeitmöglichkeiten konkurrieren muß. Fragen Sie sich einmal, ob es auch Gründe gibt, die Sie in die Nische Optik auszuweichen zwingen, weil Sie vielleicht den modernen, komplexen gesellschaftlichen Prozessen nicht mehr gewachsen sind. Man zieht sich zurück aus der rauhen Wirklichkeit und beschäftigt sich nur noch mit Dingen, bei denen der Wettbewerb kleiner und der Erfolg leichter sind.
Der moderne Beruf erfordert Kommunikation und Präsenz, Eigenschaften die jungen, gutausgebildeten Frauen eine faire Chance auf Partizipation bieten. Optik war gestern, Medien und Kommunikation sind heute. Wenig entwickelte Länder fangen ihre Industrialisierungsprozesse mit Textil und Optik an, hochentwickelte Länder kaufen diese hinzu.
Tessa Obermair