Ich kann von unserem Grundstück aus auf das Siebengebirge schaun, Entfernung zwischen 5 und 10 Kilometern.
Optik habe ich genug, die Einschränkung ist die Luftunruhe. Erfahrungsgemäß ist mit dem 20x60S die Grenze erreicht, oft sogar mit dem 15x60.
Der Grund liegt in der Nähe, denn wir sind von Hausdächern umgeben, wenn auch in lockerer Form. Die aufgeheizten Dächer verursachen Schlieren im Sommer und die Schornsteine im Winter.
Wir haben mal vor vielen Jahren für den WDR ein größeres Teleskop auf den Drachenfels transportiert um von da aus Köln, hauptsächlich die Domtürme und den Colonius genannten Fernsehturm zu beobachten. Die Blickrichtung führt über einige Industrieanlagen in Wesseling. Die aufsteigende Wärme machte sich so bemerkbar, dass ab einer Vergrößerung von 80-100fach bereits kein stabiles Bild mehr möglich war. Das Bild, z.B. die Kreuzblume an der Turmspitze war immer nur für Sekundenbruchteile scharf und im Bild. Manchmal rutschte das scharfe Bild aus dem Sehbereich heraus, manchmal war es unscharf, jedenfalls war die Beobachtung kein Genuss. Die Quelle der aufsteigenden Wärme war ca. 25 Kilometer Luftlinie entfernt. Bis zum Dom waren es vielleicht 45 Kilometer, also ähnlich der Anforderung, die Sie haben. Die Optik war ein Meade 12" mit zusätzlicher, langer Streulichtblende.
Natürlich war ich auch schon einmal am gleichen Beobachtungsort mit meinem 20x60, da bekommt man dann ein ordentlichen Bild, aber eine Äquivalententfernung von gut 2 Kilometer ist nicht genug.
Anders sieht die Geschichte aus, wenn man über Wasser beoabchten kann.
Wir waren 1985 auf den Kapverden und ich hatte ein 8" SC dabei. Von unserer Hotelanlage aus in der Hauptstadt Praia Mar konnte man den Fogo auf der Nachbarinsel sehen, ein über 2500 Meter hoher mächtiger Kegelstumpf. Ich schätze den Abstand auf ca. 40 Kilometer. Wir waren ein paar Tage vorher auf diesem Vulkan und hatten auch in die 2 kleinen Löcher geschaut, aus denen ein wenig Rauch aufstieg, etwa soviel, wie wenn Bauern im Herbst Pflanzenreste verbrennen.
Es war leicht möglich, mit einem 10 mm Okular, also bei 200facher Vergrößerung, den oberen Teil des Fogo zu beobachten, die herausragenden Felsformationen zeichneten sich gegen den blauen Himmel ab und standen völlig ruhig. Der hellgraue Rauch konnte gegen den schwarzen Berg identifiziert werden, man beachte den winzigen Kontrastunterschied.
Natürlich hatte ich auch da eine ca. 25 Zentimer lange Pappröhre als Streulichtblende dabei, sonst sind diese SC-Systeme nahezu tagblind.
Jetzt haben Sie die Wahl, kleine Vergrößerung = gute Beobachtungsbedingungen = keine Details, oder ...
Werner Jülich
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.09.08 11:29.