Zusammenhängende Informationen zur Herstellung von Ferngläsern und ihren optischen Elementen lässt sich nach meiner Erfahrung nicht so einfach finden. Vor kurzem sandte mir ein Freund den Hinweis auf ein kleines Video über die Herstellung von Kameralinsen.
Gezeigt werden dort Ausschnitte aus den grundlegenden Fertigungsprozessen, wie sie beim Unternehmens JML Optics umgesetzt werden. Es handelt sich um ein nordamerikanisches Unternehmen.
Die dargestellten Abläufe sind typisch für die Fertigung kleiner und mittlerer Serien mit geringem Automatisierungsgrad, wobei dabei sowohl die recht pragmatische Herangehensweise - wie sie mir von amerikanischen Lieferanten aus anderen Industriebereichen bekannt ist - zum Tragen kommt, als auch der Umstand, dass viele Prozesse bei der Herstellung optischer Produkte – insbesondere Reinigung, Prüfung, Justage, sowie Baugruppen- und Endmontage, Qualitätskontrolle – manuell umgesetzt werden müssen.
Die dargestellte Prozesskette umfasst:
- Herstellung der Linsenrohlinge aus Blöcken optischen Glases,
- Formgebung der Linsengeometrie durch Schleifen und anschließendes Polieren,
- Ausrichtung und Zuschnitt der Linsen auf Einbaudurchmesser,
- Vergütung mit dem EB-PVD Verfahren (Vakuumbedampfung mittels Elektronenstrahl),
- Ausrichten und Verkitten von Linsengruppen,
- Baugruppenmontage und Beschriftung.
Das Video in englischer Sprache findet man unter Adresse (in Browser kopieren und Klammern um http entfernen):
(http)://photodoto.com/index.php/2008/01/25/how-camera-lenses-are-made/
Folgt man dem Verweis auf YouTube im Bildfenster (oder untenstehenden Link benutzen) erhält man noch eine kleine Auswahl weiterer Videos zu diesem Thema. Die Filme „Canon Lens Maker“ Teile 1 bis 3 sind sehr interessant, wenn auch die japanische Sprache den Informationsgewinn etwas einschränkt. Diese Filme zeigen zu Beginn sogar die Herstellung des optischen Glases mit anschließender Herstellung der Linsenrohlinge (Teil 1), die Linsenfertigung (Teil 2) und die Montage ganzer Teleobjektive (Teil 3).
Die dargestellten Prozesse zeichnen sich im Vergleich zu den Abläufen bei JML Optics durch einen höheren Automatisierungsgrad aus, wobei auch bei der Canon Produktion der hohe Anteil qualifizierter, manueller Arbeiten nicht zu übersehen ist.
Link zu den Canon Lens Maker Videos (in Browser kopieren und Klammern um http entfernen):
(http)://www.youtube.com/watch?v=ZUKjAk8Q-x0&feature=related
Die anschauliche Darstellung lässt für mich ein Fazit zu: Qualitätsoptik fängt bei teurer Entwicklung an, benötigt teure Grundstoffe bzw. Rohlinge und die Produktion erfordert eine komplexe Fertigungskette mit aufwendigen Verfahren. Der Anteil manueller und qualifizierter Arbeiten ist auch bei modernsten Abläufen (wie sie oft nur in Industrie- bzw. sog. Hochlohnländern erfolgreich umgesetzt werden können) noch sehr stark ausgeprägt. Dazu kommen dann noch die Kosten für solide Mechanik, gesundheitlich und umwelttechnisch unbedenkliche Materialen, Langlebigkeit des Endprodukts – in unserem Fall ein Fernglas oder Spektiv, sowie langfristige Service-Sicherheit.
Stimmt dann die Qualität des Produkts und besteht der freundliche, kompetente Händler nicht auf dem Listenpreis, ist für mich persönlich die Welt bei der Anschaffung von Premiumoptik in Ordnung (vorausgesetzt ich kann es mir leisten, habe genug gespart, vernachlässige keine anderen Pflichten etc.), denn ich vermute, dass dann weder Hersteller noch Händler auf meine Kosten über Gebühr beim Kauf verdient haben, sondern die Interessen aller Beteiligten bei diesem Geschäft gleichermaßen Berücksichtung fanden.
Grüsse,
Jan Münzer