Panasonic hat eine neue Digitalkamera im SLR-Design vorgestellt, die für Wechselobjektive des 4/3-Standards (u.a. auch Leica und Olympus) konzipiert ist - allerdings hat die Kamera offenbar ein eigenes Bajonett mit geringerem Auflagemaß und benötigt zum Anschluß regulärer 4/3-Objektive einen Adapter.
Das Besondere ist, daß die G1 keinen 45°-Spiegel, keine Mattscheibe und kein Pentaprisma, sondern einen elektronischen Sucher hat, der allerdings eine so hohe Auflösung besitzt, daß man fast die Brillanz und Schärfe eines herkömmlichen SLR-Suchers erreicht.
Die bisher besten Informationen über diese Kamera sind auf
www.dpreview.com/news/0809/08091202panasonic_DMC_G1.asp
zu finden. (Achtung: Auf einem dort veröffentlichten Schnittbild von Panasonic ist links eine andere Digitalkamera mit Schwingspiegel dargestellt; also bitte die Bildbeschriftung dort genau beachten! Das Schnittbild rechts ohne 45°-Spiegel zeigt die DMC G1.)
Panasonic informiert ausführlich hier:
www.panasonic.de:80/html/de_DE/1496043/index.html#anker_1496043
Ich weise deshalb hier im Forum auf diese Kamera hin, weil sie ideal für Aufnahmen durchs Spektiv sein wird, und zwar nicht zusammen mit einem Objektiv und dem Spektiv als afokalem System, sondern mit einem SLR-Kamera-Adapter, der ein reelles Bild direkt auf dem Sensor entwirft. Ich fürchte, daß damit die Zeiss- und Minox-Lösung eines „Kameraokulars“ bald überholt sein wird, weil die Bildauflösung nicht mithalten kann und im Falle von Zeiss auch der Preis nicht konkurrenzfähig sein wird (Lumix DMC G1 mit Objektiv 14-45 mm unter 800 Euro). Zeiss müßte schnellstens nachbessern! Am besten wäre es, gleich einen Fotoadapter mit reduzierter Bild- und Bildkreisgröße für 4/3- und APS-C-Sensoren und wechselbarem Bajonettanschluß für 4/3-Standard, Canon EOS und Nikon AF anzubieten. die auf ca. 70% reduzierte Bildgröße (geringerer Abbildungsmaßstab) würde die effektive „Lichtstärke” um ca. eine Blendenstufe erhöhen und daher kürzere Verschlußzeiten ohne ISO-Anhebung mit Rauschgefahr ermöglichen.
Da die Kamera nicht nur in klassischem Schwarz, sondern auch einem dunklen Blau und Weinrot angeboten wird, wäre denkbar (wenn auch wenig wahrscheinlich), daß sie eines Tages für die Vogelbeobachter und andere Spektiv-Fotografen in Swarovski-/Jägergrün erhältlich sein wird. [Nicht ganz ernst gemeint.]
Besonderheiten, die speziell für diesen Zweck interessant sind:
1. Die hohe Auflösung (vergleichbar ca. 1,4 Megapixel!) des elektronischen Kamerasuchers wird eine Beobachtung bis zum Moment des Auslösens ermöglichen. Kein Schwenken oder Umklappen der Kamera zum Okular und zur Beobachtung wieder weg vom Okular.
2. Der horizontal und vertikal schwenkbare 3"-LCD-Monitor (460.000 Pixel) ermöglicht auch in extremer Position des Spektivs bequemes Beobachten, evtl. sogar für zwei oder drei Personen zugleich.
3. Wegen des Fehlens eines Schwingspiegels entfällt die gerade bei Spektivaufnahmen aufgrund der extrem langen effektiven Brennweite des Gesamtsystems so kritische Erschütterung (Verwackeln), so daß auch längere Verschlußzeiten möglich sein sollten.
4. Das Kameragehäuse ist erheblich kleiner und leichter (Gehäuse ca. 360 g) als das herkömmlicher SLR-Kameras und wird daher die Stabilität der Halterung (Adapter) nur geringfügig beanspruchen und die Balance des Spektiv-Kamera-Systems nicht stark verändern (geringe Neigerbelastung, geringere Kippneigung).
5. Die Auflösung von 12 Megapixel dürfte auch höchste Ansprüche an die Bildqualität befriedigen.
Soviel in aller Kürze. Viel mehr gibt's unter den obigen Links nachzulesen. Ich bin sicher, daß dieses Konzept in den nächsten Jahren auch bei den anderen bekannten Marken zu finden sein wird. Es muß ja nicht mit dem 4/3-Sensor sein, sondern ließe sich ebenso mit anderen Sensorformaten wie z.B. APS-C kombinieren. Der entscheidende Foortschritt liegt im extrem hoch auflösenden elektronischen Sucher, der das rein optische Bild ersetzt und den Schwingspiegel überflüssig macht, Die deshalb verminderte minimale Schnittweite (Freiraum zwischen Objektivhinterkante und Sensor) wird speziell im Weitwinkelbereich bessere optische Leistung für die normale Fotografie (= nicht durchs Spektiv) möglich machen.
Ich werde mich leider nicht an der weiteren Diskussion beteiligen, die auf diesen Bericht hin sicher entstehen wird, weil ich mit meinen Photokina-Vorbereitungen mehr als voll ausgelastet bin. Ich werde mich erst im Oktober wieder zu Wort melden können.
Walter E. Schön