Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Extremer Motivkontrast bringt manchmal unlösbare Probleme

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

21. Mai 2006 13:05
Wenn Sie einen nicht annähernd frontal von der Sonne beleuchteten Vogel (insbesondere mit dunklerem Federkleid) gegen den hellen Himmel oder gar weiße Wolken betrachten, können sowohl das Fernglas oder Spektiv als auch das Auge überfordert sein. Befindet sich der Vogel im Schatten und scheint die Sonne von vorn ins Objektiv, nützt selbst das beste Fernglas oder Spektiv nichts.

Die Leuchtdichte (populär: Helligkeit) innerhalb der Vogelsilhouette (eines mittelhellen Vogels, z.B. Fitis, Grünfink, Sperrling) im Gegenlicht liegt, wenn der Himmel rundherum sehr hell ist, etwa maximal etwa 250 bis 1000 cd/mˆ2. Die Leuchtdichte eines wolkenlosen Himmels von mittlerem Dunstgehalt kann aber in einem Winkel von ca. 30° zur Sonne (viel näher in Richtung Sonne sollten Sie nicht mit dem Fernglas schauen, weil es zu gefährlich ist) etwa 30000 bis 70000 cd/mˆ2 betragen. Das Leuchtdichteverhältnis beträgt dann im günstigsten Falle 1:30, was für ein hochwertiges Fernglas sehr guter Streulichtunterdrückung kein Problem darstellt, und im ungünstigsten Falle bei ca. 1:280, und es kann noch viel schlimmer kommen, wenn der Vogel ein dunkles Federkleid hat und im Schatten sitzt: Dann kann diese Verhältnis bis zur Größenordnung von ca. 1:40000 erreichen.

Dem Laien sagen diese Zahlen sicher nichts, weil er mit solchen Maßen (cd/mˆ2 = Candela pro Quadratmeter) nicht vertraut ist. Aber wer fotografiert und sich bei der Belichtungseinstellung nicht blindlings der Automatik seiner Kamera anvertraut, sondern mit Zeit- und Blendenstufen auch manuell umzugehen weiß, dem kann folgende Erklärung das obengenannnte Leuchtdichteverhältnis besser vorstellbar machen:

Ein Verhältnis von 1:2 entspricht einer Blendenstufe.
Das Verhältnis 1:280 entspricht knapp über 8 Blendenstufen.
Das Verhältnis 1:40000 entspricht ca. 15,3 Blendenstufen.

Ein Diafilm hat einen Belichtungsspielraum von (je nach Filmtyp) etwa 6 bis max. 8 Blendenstufen. Würde der Vogel also im Falle des Leuchtdichteverhältnisses 1:280 auf einem Diafilm mit sehr großem Belichtungsspielraum fotografiert und verursachte das Objektiv keinerlei Verluste (was in der Praxis nicht der Fall ist), dann wäre der Vogel bei einer Belichtung, die so gewählt ist, daß der Himmel hinter dem Vogel weiß (also nicht mehr blau, d.h. bereits überbelichtet) ist, genau an der Empfindlichkeitsschwelle des Films liegen und somit scharz abgebildet werden. Zeichung oder Farben im Federkleid sind nicht darstellbar.

Nun ist unser Auge aufgund seiner Fähigkeit, die Empfindlichkeit der Sehzellen (Zapfen) in der Netzhaut lokal unterschiedlich anzupassen (was Fotografen alter Schule im Labor durch Anwendung einer unscharfen Silbermaske auch nachträglich in Grenzen simulieren konnten*). Deshalb kann das Auge einen „Belichtungsspielraum“ bis ca. 14 Blendenstufen verkraften. Das ist aber weniger als die einem Leuchtdichteverhältnis von 1:40000 entsprechenden 15,3 Blendestufen.

Nun kommt aber noch ein weiteres Problem hinzu: Die automatische Adaption (Fachausdruck: Adaptation) durch Verkleinerung der Augenpupille und Reduzierung der Sehzellenempfindlichkeit erfolgt beim Auge so, daß der Himmel noch blau und nicht schon (quasi überbelichtet) weiß wahrgenommen werden kann. Das bedeutet, daß aufgrund dieser Tatsache alles und damit auch der Vogel um ca. 1-2 Blendenstufen dunkler wird. Die Helligkeit des Federkleids liegt somit schon ca. 17 Blendenstufen UNTER der Helligkeitsobergrenze oder 3 Blendenstufen unter dem um 14 Stufen tiefer liegenden „Schwarzpunkt“. Um innerhalb eines dunkel erscheinenden Federkleids aber noch Strukturen und Farben erkennen zu können, braucht das Auge eine Leuchtdichte, die ca. 1-2 Blendenstufen ÜBER dem „Schwarzpunkt“ liegt. Somit fehlen ca. 4,5 Blendenstufen, und das unter der Voraussetzung, daß das Fernglas oder Spektiv keinerlei Kontrastverschlechterung bringt! Selbst Leica, Swarovski und Zeiss sind nicht in der Lage, solche Ferngläser und Spektive zu bauen.

Was meine Vorredner gesagt haben, ist natürlich richtig: Je kontrastreicher (also streulichtärmer) und zugleich auch schärfer ein Fernglas oder Spektiv abbildet, um so größe ist die Chance, auch in solchen schwierigen Situationen mehr als nur eine scharze oder graue Silhouette zu sehen. Aber es gibt, wie die obigen Zahlen zeigen, auch Situationen, in denen sogar das beste Fernglas oder Spektiv nichts hilft.

Die Empfehlung, den Beobachtungsstandort anders zu wählen, sollte man dann – wenn immer es geht – befolgen. Vor allem bei Ferngläsern mit weniger guter Streulichtunterdrückung, aber nicht nur bei diesen, ist oft auch eine improvisierte Streulichtblende aus den Objektiven aufgesetzten schwarzen Papprohren hilfreich. Wieder einmal ein Anlaß für mich, an die Hersteller zu appellieren, die Ferngläser mit Filtergewinden auszustatten, in die sich (z.B. zusammenfaltbare Gummi-)Streulichtblenden für Teleobjektive einschrauben lassen, oder noch besser: ausziehbare Streulichtblenden einzubauen, wie sie von vielen Foto-Teleobjektiven bekannt sind.

Walter E. Schön

* Mit digitaler Bildverarbeitung ist ähnliches durch Verformen der Gradationskurve viel einfacher möglich. Unser Problem wird damit dennoch nicht gelöst, denn auch die Verformung der Gradationskurve oder die auf dasselbe hinauslaufende Verschiebung des Schwarzpunkts im Histogramm kann nur solche Schattendetails deutlicher hervortreten lassen, die INNERHALB des Belichtungsspielraums lagen. Was im Original so unterbelichtet ist, daß die Empfindlichkeitsschwelle nicht erreicht wird, kann durch keine noch so trickreiche Manipulation nachträglich sichtbar gemacht werden.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vögel im Garten beobachten

Karin Dohmen 2184 21. Mai 2006 11:22

Re: Vögel im Garten beobachten

carsten gaebe 1093 21. Mai 2006 11:35

Re: Vögel im Garten beobachten

Karin Dohmen 1233 21. Mai 2006 11:52

Tipp

carsten gaebe 1082 21. Mai 2006 12:06

Re: Vögel im Garten beobachten

Bernd Sommerfeld 1090 21. Mai 2006 13:14

Re: Vögel im Garten beobachten

Achim 1029 21. Mai 2006 11:38

Re: Vögel im Garten beobachten

Manni 1125 21. Mai 2006 11:44

Extremer Motivkontrast bringt manchmal unlösbare Probleme

Walter E. Schön 1723 21. Mai 2006 13:05

Re: Extremer Motivkontrast bringt manchmal unlösbare Probleme

Karin Dohmen 1195 22. Mai 2006 19:52

Manchmal muß es etwas anstrengend sein, so ist das Leben.

Renate Wolf-Herter 1210 23. Mai 2006 07:44

Re: Manchmal muß es etwas anstrengend sein, so ist das Leben.

Peter Conzen 1360 23. Mai 2006 16:32

Re: Extremer Motivkontrast bringt manchmal unlösbare Probleme

Werner Jülich 1165 23. Mai 2006 09:26



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen