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Eine von mehrere Möglichkeiten zur Bestimmung des Überhubs

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23. Mai 2006 11:00
Der in Dioptrien angegebene Überhub ist diejenige Fehlsichtigkeit (man könnte salopp auch sagen: Brillenglasstärke), die ein Kurzsichtiger ohne Astigmatismus maximal haben darf, um ohne Brille und ohne Akkommodation einen unendlich fernen Gegenstand (z.B. Stern, Planeten, Mond) im Fernglas nach Fokussierung bis zum Endanschlag über die Unendlich-Einstellung hinaus scharf zu sehen. Den Astigmatismus muß man ausschließen, weil dieser sich nicht durch Fokussieren des Fernglases kompensieren bzw. korrigieren läßt und folglich eine Restunschärfe verursacht.

Sie können die Größe des Überhubs in Dioptrien auch ohne Meßgerät auf verschiedene Art bestimmen, unter denen die nachfolgend beschriebene die wohl einfachste und dennoch bei korrekter Befolgung der Anleitung ausreichend genau ist. Bevor ich die Methode beschreibe, muß ich aber einige Vorbemerkungen machen, denn um halbwegs genaue (ca. ±0,25 dpt) Ergebnisse zu bekommen, sind einige wichtige Bedingungen einzuhalten:

I. Um alle erforderlichen Scharfstellpunkte exakt bestimmen zu können, sollte die Schärfentiefe so gering wie möglich sein (denn bei großer Schärfentiefe wird die Tolerenz beim Scharfstellen groß und die Bestimmung des Schärfepunktes unsicher bzw. ungenau). Deshalb sollten die Einstellungen nicht bei großer Helligkeit bei Tag durchgeführt werden, weil dann die Augenpupille klein und somit die Schärfentiefe groß wird. Erst wenn die Helligkeit so gering ist, daß die Pupille sich auf mindestens ca. 4 bis 5 mm vergrößert, kann man mit zuverlässigen Ergebnissen rechnen. Ein trüber Tag wie heute in München reicht noch nicht; ich habe soeben meinen Pupillendurchmesser draußen auf der Terrasse nachgemessen und ca. 3,5 mm erhalten. Ich empfehle für genaueste Ergebnisse, die Prüfung nach ausreichender Zeit zur Dunkeladaption der Pupille (also ca. 5 bis 10 min). nachts draußen am Sternenhimmel durchzuführen, was die gegenwärtige Jahreszeit ohne Frieren ermöglicht.

II. Auch bei weiter Pupille und somit geringerer Schärfentiefe bleibt noch eine weitere Unsicherheit durch Akkomodation: Der Beobachter müßte sein Auge für korrekte Ergebnisse auf „unendlich“ einstellen, kann aber durch Akkommodation unbewußt auch eine andere Augenfokussierung haben, die das Ergebnis dann verfälscht. Um diese Unsicherheit klein zu halten, gibt es zwei (möglicht zu kombinierende) Möglichkeiten.

II.I Ältere Beobachter, am besten über 60 Jahre, haben in der Regel nur noch ein sehr kleines Akkommodationsvermögen um ca. 1 bis 2 dpt, wobei der jeweilige Grenzwerte erst mit einer absichtlich herbeigeführten Akkommodation erreicht wird. Versucht ein solcher Beobachter, sein Auge zu entspannen, dürfte seine Akkommodation kaum mehr als nur 0,25 dpt betragen, wenn er auch den folgenden Punkt II.II beachtet. Bei jüngeren Beobachtern die z.B. mit 20 Jahren in der Regel noch gut 12 dpt akkomodieren können, nimmt die Unsicherheit des Ergebnisses entsprechens stark zu und könnte ohne weiteres auch 1 bis 2 dpt oder gar mehr erreichen.

II.II Um den verfälschenden Einfluß durchs Akkommodieren so gering wie möglich zu halten, sollte man beim Fokussieren auf den unendlich fernen Gegenstand die Fokussierwalze langsam in der Richtung von nah zu fern über den Unendlichpunkt drehen und aufpassen, wann genau das gerade noch als scharf wahrgenommene Bild beginnt unscharf zu werden. Dann geht man nur minimal zurück, bis das Bild gerade eben scharf geworden ist.

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Das waren die Vorbemerkungen, und jetzt folgt die von mir empfohlene Methode, den Überhub ohne Meßgeräte quantitativ abzuschätzen. Für alle angegebenen Methoden sollten Sie sich einen schmalen Streifen Klebeband bereitlegen (das ockerfarbene Tesapack eignet sich besser als der transparente und im Dunkeln auf der meist schwarzen Fokussierwalze kaum sichtbare Tesafilm bzw. entsprechende Produkte anderer Fabrikate). Ferner sollten Sie ein Lineal mit Millimeterteilung bereithalten.

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1. Man braucht dazu einen möglichst etwas stärker (also nicht -1,5 dpt, sondern mindestens -3 dpt) kurzsichtigen älteren Brillenträger, der a) eine korrekt angepaßte Brille hat, mit ihr also z.B. einen Stern am Nachhimmel MIT Brille perfekt scharf sieht, und der b) das zu prüfende Fernglas noch OHNE Brille ebenfalls auf den Stern scharf einstellen kann. So eine Person dürften Sie in Ihrem Bekanntenkreis sicher finden, falls Sie nicht selbst die genannten Bedingungen erfüllen.

1.1 Dieser Brillenträger stellt nun MIT Brille das Fernglas auf einen Stern scharf. Mittelhelle Sterne sind besser geeignet als die ganz hellen (wie z.B. Wega), weil bei diesen die durch Beugung und andere Effekte entstehenden „Strahlen“ etwas stören. Markieren Sie die hierbei ermittelte Einstellung der Fokussierwalze mit dem Klebestreifen (z.B. linke Streifenkante fluchtend mit einer markanten Stelle der Knickbrücke oder einem dort ebenfalls angebrachten zweiten Klebestreifen.

1.2 Derselbe Brillenträger stellt nun das Ferngls OHNE Brille auf diesen Stern scharf. Mit dem Lineal können Sie danach am Umfang der Fokusserwalze ausmessen, wie weit diese gegenüber der vorher markierten Einstellung verdreht ist. Notieren Sie sich diesen Wert a, z.B. 5,5 mm.

1.3 Drehen Sie die Fokussierwalze nun noch weiter über unendlich hinaus bis zum Endanschlag und messen Sie erneut, um wieviel die Fokussierwalze nun gegenüber der mit dem Klebeband markierten Einstellung von 1.1 abweicht. Notieren Sie sich auch diesen Wert b, z.B. 7,5 mm.

Wenn Sie das Procedere von 1.1 bis 1.3 mehrfach wiederholen und dann aus den wahrscheinlich leicht variierenden Ergebnissen für a und b jeweils den Mittelwert bilden, können Sie die Genauigkeit des Ergebisses noch etwas steigern, bevor Sie unter 1.4 zur Auswertung kommen.

1.4 Wenn Sie nun die Dioptrienzahl der kurzsichtigen Versuchsperson mit dem Wert a multiplizieren und das Ergebnis durch den Wert b dividieren, haben Sie den maximalen Ãœberhub in Dioptrien. Ein Beispiel mit den obigen Werten von a und b: Falls Ihre Versuchsperson mit -3,25 dpt kurzsichtig ist, liefert die Rechnung

Kurzsichtigkeit : a · b = -3,25 dpt : 5,5 · 7,5 = 0,59 dpt · 7,5 = ca. 4,43 dpt = gerundet 4,4 dpt

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Die von Herrn Sommerfeld erhoffte Genauigkeit von ±0,1 dpt werden Sie nicht erzielen. Dazu sind die Einstell- und Ablesegenauigkeiten nicht ausreichend. Aber für die Praxis genügt auch eine Genauigkeit auf ±0,25 oder gar nur ±0,5 dpt.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Ãœberhub?

Stefan Schmidt 1545 21. Mai 2006 15:32

Re: Ãœberhub?

Bernd Sommerfeld 717 22. Mai 2006 10:13

Eine von mehrere Möglichkeiten zur Bestimmung des Überhubs

Walter E. Schön 912 23. Mai 2006 11:00



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