Lieber MC,
ja ich kenne dieses 6x20 B Glas recht gut, da ich es
seit über 20 Jahren besitze.
Nachdem ich seit ca.10 Tagen durch googeln auf dieses
interessante und fachkundige Forum gestoßen bin, und
seitdem nur genommen und nicht gegeben habe, möchte
ich Ihnen gerne etwas dazu schreiben.
Damals habe ich es schon gebraucht beim Fachhändler
erworben, und es macht wirklich den Eindruck, dass es
mich überleben könnte (mein Alter ist 44J).
Es ist seit vielen Jahren mein immer dabei Fernglas,
und paßt wirklich in die berühmte Hemdtasche. Da sich
dort aber, durch textilen Abrieb bedingt, immer auch Flusen
bilden, bewahre ich es lieber in dem dazugehörigen Lederbeutel auf.
Oder hänge es mir kurzfristig mit der Kordel um den Hals.
Die Kordel wird fernglasseitig durch kleine Kunststoff-
Überwurfkappen befestigt, diese können alle paar Jahre
verspröden und dann den sicheren Halt gefährden.
Durch seine Bauform kann es auch auf sehr kleine
Augenabstände eingestellt werden, dies, die kleine Masse
und der geringere Vergrößerungsfaktor machen es Kindertauglich.
Mein Sohn 2,75Jahre alt bezeichnet mein Zei(s)serl inzwischen
auch als -mein Fernglas-, weshalb mir die von Ihnen gennante
Auktion auch bereits aufgefallen ist :-).
Nun zum Äußeren. Die Objektive sind fest mit den Brückenanschlüssen
aus einem GfK-Verbund gefertigt, mit nachempfundener
Belderungsoptik. Die Gummimuscheln lassen sich wenn der Griff
erst einmal sitzt gut und ohne Fettfingerbeschichtung für die
Okulare umstülpen. Da die Ledertasche recht knapp geschnitten ist,
empfiehlt es sich vor dem Verstauen, die Okulare ganz einzudrehen
und die Gummimuscheln auf B(rillen)-Stellung zu setzen, da sie
sich sonst bei längerer Lagerung nicht dauerhaft verformen.
Doch nun zur Optik, und hier schreibe ich das, was ich nach
bestem Wissen (ohne Absolutheitsanspruch) dazu berichten kann.
Das 6x20B ist für Wanderungen, Fahrradtouren und
Tagesbeobachtung besten geeignet. Der scheinbar niedrige
Vergrößerungsfaktor spielt bei den genannten Aktivitäten
(unruhiger Puls => unruhige Hand) aber auch seinen größten
Vorteil aus, das ruhige Bild.
So habe ich bei Vergleichen freihand oftmals das gleiche
Schild beim Bergwandern lesen können, wie danebenstehende
Personen mit Ihren diversen 7x50 oder 8x42 (z.B Nikon Aktion).
Das Sehfeld ist befriedigend, auch mit Brille, wobei ich
bei längerem Schauen gerne mit ausgefahrenen Gummimuscheln
schaue, da diese das zentrieren der Pupille auf die
optische Achse unterstützt und den seitlichen Lichteinfall,
der zwischen Auge und Brille (ich bin Brillenträger ca -3diopt.)
halt immer besteht, wegfallen läßt.
Meine Kurzsichtigkeit könne die Okulare noch ausgleichen, mit
mehr Reserve sollten sie nicht rechnen. Für mich hat es den
Vorteil, dass ich ohne auf die Skalen sehen zu müssen einfach
auf Vollanschlag gehe und dann immer beidseitig (wegen der
Einzelokularverstellung) eine exakte Einstellung habe.
Durch die 6er Vergrößerung hat das Glas dann eine hohe
Tiefenschärfe, sodass ich dann von 00 bis ca. 10 Meter ohne
Verstellung der Okulare alles betrachten kann, echt praktisch.
Desweiteren scheint mir diese Tiefenschärfe auch gut für die
Toleranz von Astigmatismus zu sein ( bei mir -0,5).
Jedenfalls scheint mir Bild über große Teile der Fläche
homogen scharf, was den Sehgenuss verstärkt.
Das Glas hat keine T* und keine P -Vergütung, die gab es
später nur beim 8x20 von Zeiss, weshalb es von
der Brillianz mit modernen 8x20 nicht mithalten kann.
Wasserdichtigkeit und Stickstofffüllung gab es damals
auch noch nicht, dafür 30 Jahre Garantie. Mir hat das
vor ein paar Jahren eine kostenlose Reinigung des Glases beim
Zeiss-service eingebracht. Es ist halt beispielhaft schön,
wenn man mit seinem Fernglas nicht nur die schöne Natur,
sondern auch einen der raren Plätze auf diesem Planeten entdeckt
hat, wo die Freude am Produkt und nicht der Mammon allein, die
Kundensicht bestimmt.
Bei weiteren Fragen bitte nochmal schreiben.
Viele Grüße
