Insbesondere über Leicagläser lese ich oft, sie hätten einen besonders guten "Kontrast". Aber was soll das eigentlich heißen? Was ist überhaupt "Kontrast"?
Ich versuch's mir mal zu erklären, und vielleicht können Sie mich korrigieren, wenn ich falsch liege!?
1) Streulicht: Streulicht in Form eines mehr oder weniger deutlich sichtbaren Schleiers verschlechtert das eigentliche Bild. Sein Kontrast leidet - hier ist das Wort klar verständlich. Ein Glas mit gutem Kontrast hat also eine gute Streulichtunterdrückung.
2) Farbreine Abbildung und Bildschärfe: Zeigt ein Glas Farbfehler, so werden beispielsweise helle Kanten unscharf begrenzt wiedergegeben. Dasselbe passiert bei mangelnder Schärfe. Man würde in beiden Fällen wohl von einer unscharfen Wiedergabe sprechen.
Auf strukturierten und/oder mehrfarbigen Oberflächen (z.B. Federn eines Vogels) wirken sich diese Bildfehler auch aus, und zwar indem die Strukturen insgesamt nicht mehr so klar wiedergegeben werden. Hier könnte man von einem Kontrastverlust sprechen. Ich habe auch schon von "Mikrokontrast" gelesen, vielleicht ist das damit gemeint?
3) Transmission: Die Transmissionskurve gibt wellenlängenabhängig wieder, wieviel Prozent des eintreffenden Lichts das Glas passieren. Geht man einmal von einem gleichen Niveau an Streulichtunterdrückung und Farbreinheit und Schärfe aus, so gibt einzig die Transmissionskurve wieder, wie das Bild erscheint. Unter diesen Voraussetzungen würde ich sagen, das "kontrastreichste" (hier gleich hellste) Bild entsteht bei möglichst hoher Transmission mit gleichzeitig konstanten Verlauf innerhalb des sichtbaren Spektrums.
Eine Eigenschaft der Leicagläser scheint aber nun zu sein, dass sie keine flache Transmissionskurve (und absolut gesehen auch keine besonders hohe) haben, sondern eine mit einem Maximum im roten Bereich. Die besonders "kontrastreichen" Rottöne, von denen man des öfteren liest, entstehen nach meinem Verständnis dann schlicht dadurch, dass die Transmission in den anderen Bereichen niedriger ist, wodurch rot im Vergleich besonders erstrahlt. Was auf den ersten Blick wie ein Defizit erscheint, kann durchaus beabsichtigt sein.
Fasse ich zusammen, so ergibt sich folgendes Bild: ein "kontrastreiches" Glas hat eine gute Streulichtunterdrückung, bildet möglichst farbrein und scharf ab, und hat eine hohe Transmission. Da hätte ich dann sämtliche optische Eigenschaften zusammen, so dass ich "kontrastreich" als einen allgemeinen Begriff für gute optische Qualität verstehen würde.
Oder sehe ich das falsch? Ist "Kontrast" eine spezifische Eigenschaft, die ich bisher als solche einfach nicht verstanden habe?
Mit besten Grüßen und im voraus mit Dank für Ihre Antworten!
Elvis