Bislang war ich, im Bezug auf in China gefertigte Ferngläser, ausgesprochen skeptisch, da oft schon ein erster genauerer Blick deutlich erkennbare Mängel in Verarbeitung und Endkontrolle erkennen ließen (Z.B. vignettierte Austrittspupillen, schlechte Prismenzentrierung, mäßige Kollimation etc.).
Auch ein von mir kürzlich in Augenschein genommenes Vanguard Spirit ED 10x42 (EUR 399,-) bestätigte die Einschätzung. Umso angenehm überraschter war ich jetzt allerdings vom preislich um lediglich EUR 100,- darüber angesiedelten Vanguard Endeavor ED 10,5x45 (EUR 499,-).
Mit Ausnahme vielleicht der etwas schwergängigen Knickbrücken (hier auch wieder die (vermeintlich) "moderne" Durchgriffbauweise) kann ich bislang keinen ernsthaften Kritikpunkt bei dem Glas ausmachen, sprich, es scheint sich qualitativ (optisch und mechanisch) deutlich vom Spirit ED (mit Verbundwerkstoffgehäuse) abzuheben. Der Fernglaskörper besteht aus einer Magnesiumlegierung, das Sehfeld ist mit 63°-subjektiv großzügig dimensioniert, das Bild hell, farbneutral, der Kontrast für ein Gerät dieser Preislage, meiner persönlichen Erfahrung nach, überdurchschnittlich. Kein gewöhnungsbedürftiger Globus-Effekt trübt die entspannte Beobachtung, wobei die Drehokularmuscheln 3-fach (leidlich) fest rasten und der AP-Abstand der Oklulare, mit angegebenen 17 mm, für den 10,5-fachen Vergrößerungsfaktor ebenfalls komfortabel ausfällt.
Selbstverständlich bin ich mir bewußt, daß Reparaturservice Ersatzteilversorgung sowie ggf. werksseitig zu erwartende Kulanzregelungen selbstredend nicht das Niveau der europäischen Premiumhersteller erreichen (werden). Dennoch wird hier ein sehr ordentliches Stück Beobachtungsoptik abgeliefert, was eingängig vor Augen führt, daß man im Reich der Mitte diesbezüglich schnell dazulernt.
Den direkten Vergleich zu meinen bislang bevorzugt verwendeten Docter 10x42 und Steiner Ranger Pro 10x42 braucht das Endeavor jedenfalls keineswegs zu scheuen - ganz im Gegenteil ....
Gruß
H. Weidekamm