Die flache Böschung am Strand ist kein ebener Spiegel, für den der strenge Satz „Einfallswinkel = Ausfallswinkel" gilt, weil die Reflexion diffus, d.h. nach vielen verschiedenen Richtungen erfolgt. Aber alle von dort aus dem einfallenden Strahlenbündel in Richtung Fernglas zurückgeworfenen Strahlen weisen wegen derselben Weglänge diesselbe Phasenverschiebung auf, auch wenn die Strahlungsleistung schwach ist (wichtig ist nur, daß sie oberhalb der Ansprechschwelle liegt).
Beim dünnen Pfahl läuft ein großer, wahrscheinlich der größte Teil der Strahlen aus dem ausgesandten Strahlenbündel am Pfahl vorbei und wird daher erst vom viel weiter hinten liegenden Hintergrund reflektiert. So ist das Intensitätsverhältnis der vom Pfahl reflektierten Strahlen zu denen, die vom Hintergrund reflektiert werden wohl kleiner als 1 (d.h. es kommt mehr Strahlungsleistung vom Hintergrund zurück als vom Pfahl). Daher gibt die Elektronik bei der Auswertung das Resultat für diesen dominierenden Strahlenanteil aus, d.h. sie ermittelt die Entfernung zum Hintergrund statt zum Pfahl.
Ich vermute, daß bei vielen, wenn nicht allen derartigen Entfernungsmessern bei Vorliegen von zwei oberhalb der Ansprechschwelle liegenden Signalen wohl eine spezielle Schaltung dafür sorgt, daß dann die kürzere von beiden Entfernungen angezeigt wird. Aber wenn der Pfahl im Vergleich zum Querschnitt des IR-Strahlenbündels in der Entfernung des Pfahls sehr dünn ist (das Strahlenbündel weitet sich mit zunehmender Entfernung auf), kommt einfach zu wenig Strahlung zurück, so daß die Hintergrundentfernung (falls sie nicht außerhalb der Meß-Reichweite liegt) das alleinige auswertbare Signal liefert oder so stark dominiert, daß das andere Signal „zugedeckt“ wird.
Walter E. Schön