Aus Zeitmangel wegen beruflicher Überlastung kann ich derzeit leider nicht auf den Test eingehen; mein Beitrag würde sehr lang werden müssen. Aber zu Ihrer Kritik an der hier stattfindenden Reaktion auf den in vieler (nicht jeder) Hinsicht sehr stümperhaften Test der Stiftung Warentest muß ich doch kurz entgegnen:
Mit Ihrem Satz „Mir als unkundigem Leser wird dies aus den Beiträgen nicht klar“, der die Ursache Ihrer Vorwürfe an unsere Forumsteilnehmer sehr treffend beschreibt, haben Sie sich ein Eigentor geschossen. Denn daß Ihnen vieles nicht klar wird, liegt eben nicht daran, daß hier krauses Zeug erzählt würde, sondern daran, daß sie (noch) „unkundig“ sind. Ich an Ihrer Stelle würde in einem Forum, in dessen Themenbereich ich noch unkundig wäre, nicht gleich auf die Diskutierenden mit Vorwürfen losgehen, sondern, wenn mich das Thema trotzdem interessiert, erst mal versuchen, mich kundig zu machen. Erst dann, wenn ich kundig wäre, hielte ich es für angemessen, andere wegen tatsächlicher oder vermeintlicher Fehler zu rügen, und auch dann nur mit konkreter Begründung. Nichts oder nur wenig zu wissen, und dann anderen vorzuwerfen, sie nörgelten nur unsachlich herum, zeugt von Hybris.
Ich will Sie nicht aus diesem Forum verscheuchen. Lesen Sie ruhig weiter mit. Dann werden Sie mit der Zeit kundiger, und wenn Sie eines Tages mehr wissen, werden Sie auch in der Lage sein, mehr als nur Fragen zu stellen, also z.B. auch konträre Argumente vorzubringen.
Ihre Aussage, die Konstruktion von Ferngläsern sei nicht neu, sondern alte Technik, ist – mit Verlaub gesagt – ziemlicher Unsinn. Das Konstruktionsprinzip ist nicht neu, aber im Laufe der rund dreihundert Jahre, seit es binokulare Fernrohre/Ferngläser gibt, stand die Technik nie still, und in den letzen 15 Jahren hat sich dabei sogar besonders viel in der Spitzengruppe getan. Ich nenne nur einige Stichwörter:
• Einsatz leistungsfähiger Computer und Computerprogramme zur Optikrechnung
• Verwendung hochbrechender Gläser mit anomaler Teildispersion
• Verwendung fluoridhaltiger Gläser
• Verfügbarkeit auch anderer Gläser mit sehr speziellen Eigenschaften
• Verbesserte Schleif-, Polier- und Prüfmethoden (z.B. interferometrisch) für präziser gefertigte Linsenoberflächen
• Herstellbarkeit hochwertiger asphärischer Linsen (mehrere unterschiedliche Methoden)
• Einsatz neuer Linsenzentriermethoden mit Laser
• Neue Montagetechniken mit Einbettung der Linsen in UV-härtende Kunststoffe während der Zentrierung
• Neue Mehrschichtvergütungen mit bis zu ca. 50 Schichten für niedrigste Transmissionsverluste
• Phasenkorrektur von Dachkantprismenflächen zur Vermeidung schärfemindernder Interferenzeffekte
• Dielektrische Verspiegelung mit Reflexionsgraden nahe 100%
• Glas- und kohlefaserverstärke Verbundmaterialen extremer Belastbarkeit bei geringem Gewicht
• Magnesiumlegierungen extremer Belastberkeit bei geringem Gewicht
• CNC-Bearbeitung von Gehäuseteilen mit deutlich erhöhter Präzision
• Nichtverdunstende Schmierstoffe für beste Gleitfähigkeit in weitestem Temperaturbereich
• Erheblich verbesserte Anpassung der Augenmuschen an die Bedürfnisse von Brillenträgern
• usw.
Im übrigen geht es nicht darum, daß unsere Bewertungskriterien „heilig“, sondern darum, daß sie „sachlich und korrekt“ sind.
Ich hoffe, das genügt erst mal, damit Sie einsehen, daß Ihre Vorwürfe etwas unbedacht und voreilig vorgebracht waren. Sollte diese Diskussion nach der Photokina, also im Oktober noch immer aktuell sein, will ich dann doch noch ausführlich darauf eingehen, falls bis dahin nicht schon alles dazu erschöpfend behandelt worden sein sollte.
Walter E. Schön
PS.: Ich hatte vergessen, Sie zu fragen, was Ihr Betragstitel „Zwei Alte in der Muppetshow“ bedeuten soll? Wen meinen Sie mit den „zwei Alten“? Ist Alter für Sie a priori ein Disqualifikationskriterium? Wo sehen Sie Parallelen zwischen der Muppetshow und dieser Diskussion oder diesem Forum? Waren Sie nüchtern, als Sie diesen Beitrag schrieben?
