Für das normale („bestimmungsgemäße“) Fotografieren ist die Lage der Eintrittspupille belanglos. Deshalb wird sie üblicherweise bei der optischen Kontruktion auch nicht irgendwelchen Einschränkungen oder Vorgaben unterworfen. Sie ergibt sich einfach aus dem Optimierungsprozeß der im Pflichtenheft stehenden anderen Parameter wie der Brennweite, der Anfangsöffnung, der Bildkreisgröße bzw. dem Bildwinkel, dem Abbildungsmaßstabsbereich, den verfügbaren Glassorten, den zulässigen Aberrationen im relevanten Wellenlängenbereich, der Größe und des Gewichts und nicht zuletzt des Kostenrahmens.
Anders ist es nur dann, wenn die Kamera zum Fotografieren durch das Okular eines optischen Instruments oder durch andere enge Öffnungen bestimmt ist und dann evtl. eine weit vorn liegende EP verlangt wird. Nur in solchen Einsätzen ist in der Regel eine weit vorn liegende EP von Vorteil, und weil speziell dafür vorgesehene Kameras bzw. Objektive diese Eigenschaft besitzen müssen, ist sie schon bei der Entwicklung des Objektivs zu berücksichtigen.
Normale Kompakt-Digitalkameras werden nach anderen Gesichtspunkten entwickelt (klein, kostengünstig, attraktives Äußeres, Sensorformat, Brennweitenbereich, Mindestöffnungsverhältnis usw.). Doch die zunehmende Beliebtheit der „Digiskopie“ könnte dazu führen, daß einige Hersteller künftig bei einzelnen (nicht allen) Kameramodellen speziell auf eine weit vorn liegende EP achten werden, um sie dann als „besonders digiskopiegeeignet“ bewerben zu können.
Um aber noch eine konkrete Antwort auf die gestellte Frage zu geben: Eine tiefliegende EP des Kameraobjektivs hat keine Vorteile, aber (normalerweise) auch keine Nachteile. Die EP-Lage ist, wie schon gesagt, beim normalen Fotografieren belanglos.
Walter E. Schön