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Beide Effekte stehen in der Parameter-Prioritätenliste nicht weit oben

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12. September 2006 10:45
Ihre Beitrag ist mir willkommener Anlaß, Ihnen bezüglich der paktischen Relevanz zuzustimmen und einem Eindruck entgegenzuwirken, den mein Engagement in der Diskussion um „Globuseffekt“ und „Verzeichnung“ bei vielen Lesern dieses Forums hinterlassen könnte. Ich finde es sehr interessant zu wissen, was es mit diesen Effekten auf sich hat, und auch, welches Fernglas sie in welcher Stärke zeigt. Aber das soll nicht heißen, daß diese beiden Effekte in der Prioritätenliste der kaufentscheidenden Qualitätsparameter weit oben stehen. Schärfe, Randschärfe, Kontrast, Streulichtverhalten, Sehfeldgröße, Einblickverhalten, Naheinstellung usw. sind in der Regel viel wichtiger und im Zweifelsfall die Eigenschaften, deretwegen man sich für das eine und gegen das andere Fernglas entscheidet. Nur wenn die ganz wichtigen Eigenschaften auf gleich hohem Niveau stehen oder in der Summe keine eindeutige Entscheidung pro und kontra liefern, dann könnten auch Globuseffekt und Verzeichnung bei der Kaufentscheidung eine größere Rolle spielen. Selbstverständlich wird es aber immer einzelne Anwender geben (z.B. Herrn Weber), denen der Globuseffekt so lästig ist, daß er für sie ein K.O.-Kriterium wird. Und ebenso konnte das auch mit der Verzeichnung sein, wenn jemand etwa vorwiegend architektonische Details beobachtet, bei denen er immer wieder gerade Linien im Sehfeld hat, die dann krumm dargestellt sehr stören können.

Was Ihren Vergleich mit den vorzugsweise Testplatten/-CDs hörenden HiFi-Freaks betrifft, gebe ich Ihnen auch 100%ig recht. In meiner Zeit als Stereoplay-Chefredakteur wohnte ich in Frankfurt, wo ich von einem ebenfalls in Frankfurt wohnenden Leser immer wieder angerufen wurde, weil er noch mehr Details zu den Testergebnissen wissen wollte, als im Heft veröffentlicht waren. Er lud mich dann mehrfach ein, ihn zu besuchen und seine exquisite HiFi-Anlage zu bewundern. Als ich dann schließlch nachgab und ihn in Frankfurt-Niederrath besuchte, sah ich zwar wertvolle Elektronik und ein Lautsprecherpaar, das zu den besten der damals käuflichen Produkte gehörte, aber ich vermißte die Schallplatten (CDs gab es damals noch nicht). Als ich danach fragte, zeigte er mir in einem Fach eines Bücherschranks ca. 40 LPs, fuhr mit der flachen Hand in der Mitte durch, um die zu je ca. 20 Platten aufzuteilen, und sagte dabei: „Die Platten (er zeigte auf die linken ca. 20) sind die von meiner Frau, fast alles Mireille Mathieu. Und das (er zeigte auf der rechten Stapel) sind meine Testplatten“. Da waren dann alle Testplatten des dhfi (Deutsches High-Fifelity-Institut), von Shure, Ortofon, Micro-Acoustics, Technics usw. und – sage und schreibe – sogar eine Platte, die nicht Sinustöne, Bursts, rosa und weißes Rauschen usw., sondern Musik enthielt: die Telarc-Aufnahme einiger Werke von Tschaikowski, u.a. mit der Overtüre 1812, der berühmten mit den Kanonenschlägen, die in dieser Telarc-Direktschnittplatte mit so großer Amplitude aufgenommen worden war, daß manche Tonabnehmer ins Schleudern gerieten und die Diamantnadel aus der Rille hüpfte. Diese Platte zog er dann genußvoll heraus, legte sie auf den kiloschweren Plattenteller, beschwerte sie mit einem Puck, damit wie wirklich flach lag, schob den Tonarm nicht etwa zum Rillenanfang, sondern ein Stückchen darüber hinaus bis dorthin, wo gleich der Kanonenschlag zu erwarten war. Dann startete er den quarzkontrollierten Direktantrieb und drehte den Lautstärkeregler weit auf. Vornübergebeugt lauschte er dem Orcherster. „Jetzt kommt es gleich, jetzt, jetzt, ...“. Dann der Donner, der bei ihm offensichtlich einen high-fidelen Orgasmus auslöste. Und damit dieser Donner sich mir als bleibender Eindruck einprägte und nicht durch die nachfolgenden leiseren Takte wieder weggewischt werden könnte, hob er gleich mit dem Tonarmlift die Diamatspitze aus der Rille: „Das schafft halt nur die ultrakurze Anstiegszeit und die große Membanfläche der Ohm A”. Als ich ihn danach beim sehr guten Essen und sehr gutem Wein fragte, ob es nicht besser gewesen wäre, nur halb soviel in die Geräte zu investieren und für die andere Hälfte Schallplatten mit schöner Musik zu kaufen, zeigte mir sein Blick, daß er sich von mir unverstanden fühlte.

Glücklicherweise gibt es derart einseitig auf Datenfetischismus ausgerichtete Anwender bei Ferngläsern sehr viel seltener als im HiFi-Bereich (diese Fehlentwicklung war seinerzeit einer der beiden Gründe, mich von der High-Fidelity als beruflicher Tätigkeit abzuwenden). Aber es ist nicht verkehrt, immer wieder darauf hizuweisen, daß die praktische Anwendung im Vordergrund stehen sollte und alle technischen Finessen nicht zum Selbstzweck ausarten dürfen, sondern sich dieser praktischen Anwendung unterordnen und ihr dienen sollten.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Globuseffekt und Verzeichnung

OhWeh 1429 12. September 2006 09:07

Beide Effekte stehen in der Parameter-Prioritätenliste nicht weit oben

Walter E. Schön 911 12. September 2006 10:45



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