Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Test Reiseferngläser, Tageszeitung "Die Glocke"

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

09. Oktober 2006 16:46
Ich habe einen Fernglastest für die Tageszeitung "Die Glocke" verfasst, den ich hier einmal posten möchte:

Fünf Reiseferngläser im Test
Optische Juwelen holen Details ganz nah heran
Von BERND EVERS
Oelde (gl). Hoch oben über den Köpfen der Besucher wogt das pralle Bildermeer: Die Erschaffung des Adam, etwas weiter die Darstellung der Sintflut, mit großen Augen blickt die delphische Sybille aus der Ecke auf das ganze Gewimmel. Michelangelos Fresken in der Sixtinischen Kapelle in Rom sind ein Weltwunder – in luftiger Höhe von 21 Metern über dem Boden. Wer den Kunstwerken näher kommen will, sollte einen kleiner Helfer zur Hand haben: Erst ein Fernglas ermöglicht den nahen Einblick auf die geniale Komposition.Ein kompaktes Allround-Fernglas ist für die meisten Benutzer die beste Wahl: Es soll für die Urlaubsreise verwendet werden, genügt aber auch für einen nächtlichen Blick auf den klaren Sternenhimmel oder zur Beobachtung von Hirsch, Nachtigall oder dem Tagpfauenauge.
Leicht soll das Glas sein, kompakt und möglichst robust. So wird es nicht als Ballast empfunden. Ideal ist eine achtfache Vergrößerung. Diese Gläser reagieren unempfindlich auf Handunruhe durch Zittern oder den Pulsschlag. Gleichzeitig haben sie eine deutlich größere Schärfentiefe als Modelle mit zehnfacher Vergrößerung. Es muss also weniger nachfokussiert werden.
Die zierlichen Faltgläser wurden bewusst nicht für den Test herangezogen. Sie sind oft nicht die beste Wahl: Ihr Gesichtsfeld ist deutlich eingeschränkt – es entsteht ein Tunnelblick-Effekt. Zudem lassen sie sich nicht so gut greifen, wie die etwas größeren Gläser, so dass ein Handzittern leichter zu störender Bildunruhe führt. Für die Betrachtung des Sternenhimmels sind diese Modelle zudem ungeeignet.
Als Testkandidaten wurden die Spitzenprodukte europäischer und japanischer Hersteller ausgewählt. Die hohen Preise relativieren sich, wenn der Gegenwert betrachtet wird. Ferngläser sind Anschaffungen fürs Leben. Wer einmal durch ein Top-Glas gesehen hat, will keinen Kompromiss mehr eingehen. Die Spitzengläser bieten ein größeres Sehfeld, bessere Auflösung und Kontraste sowie weniger Reflexe als die Mittelklasse. Die getesteten Gläser sind (bis auf das bildstabilisierte Canon) garantiert wasserdicht. Diese Optiken können dann beispielsweise tatsächlich unter fließendem Wasser gereinigt werden.


Testfeld mit Exoten, Platzhirschen und Siegertypen
Canon 12x36 IS II: Das Canon ist im Testfeld der Exot: Es bietet eine 12-fache Vergrößerung, verbunden mit einer elektronischen Bildstabilisierung. Die Handunruhe wird elektronisch komplett unterdrückt. Mit einem Gewicht von 705 Gramm ist es auf Wanderungen gerade noch tragbar. Das Glas ist allerdings sehr voluminös (18 cm lang) und damit nicht mehr Handtaschentauglich.
Das Glas spielt optisch in der Spitzenliga. Es bietet ein sehr helles Bild, ist farbneutral und hat kaum Farbsäume. Die Bildschärfe reicht bis in die Randbereiche des Sehfeldes. Das Betrachten mit dem Canon ist ein Genuss: Die Bildstabilisierung arbeitet perfekt. Durch die hohe Vergrößerung werden weit entfernte Objekte nah herangeholt, das Canon erscheint wie ein kleines Spektiv. So lässt sich eine Krähe in 150 Meter Entfernung beim Verspeisen von Holunderbeeren beobachten.
Dagegen stehen die Nachteile des Canon: Es ist wegen der komplizierten Technik deutlich empfindlicher als die anderen Testgläser. Eine rauhe Behandlung verträgt das Gerät nicht. Für Insektenbeobachtung ist das Glas wegen seiner schlechten Nahgrenze nicht geeignet: Die Beobachtung ist erst ab acht Metern Entfernung möglich. Ein weiterer Schwachpunkt sind die antiquierten Gummiaugenmuscheln. Sie führen beim Umklappen oft zu Fingerabdrücken auf den Okularlinsen. Das Umstülpen ist nötig, wenn zwei Personen dasselbe Glas benutzen und eine mit und die andere ohne Brille beobachten möchte.
Weitere Daten: Sehfeld auf 1000 Meter: 87,5 Meter, Überhub: fünf Dioptrien; Listenpreis: 699 Euro
Leica Ultravid 8x32 BR: Das Leica ist das kleinste und leichteste Glas im Testfeld: Es wiegt nur 540 Gramm und ist 11,6 Zentimeter lang. Damit ist es optimal für längere Wandertouren geeignet, bei denen es auf jedes Gramm Gewicht ankommt. Die Verarbeitung des Fernglases erscheint tadellos, das Gehäuse macht einen robusten Eindruck.
Die besonders kompakte Bauweise hat aber wohl ihre Kehrseite: So wäre es besser, wenn sich die Dreh-Augenmuscheln noch weiter herausschieben ließen. Beim Testglas blieb beim Beobachten trotz vollständig herausgedrehter Muscheln ein Spalt, durch den Störlicht dringt.
Das Leica bietet mit drei Dioptrien den geringsten Überhub unter den fünf Testgläsern. Nahsichtige Brillenträgern mit Werten bis minus drei Dioptrien können das Glas ohne ihre Sehhilfe nutzen.
Eine Enttäuschung am Leica ist das schlecht laufende Fokussierrad. Beim Testglas war es vergleichsweise schwergängig und arbeitete zudem ruckelig. Es scheint sich nicht um einen einzelnen Ausreißer zu handeln: Im Internet klagen viele Ultravid-Benutzer über diesen so genannten Slip-Stick-Effekt. Für ein Glas dieser Preisklasse ist ein solcher Mangel unverzeihlich.
Optisch ist das Glas spitzenklasse. Das Bild ist hell, frei von Farbstichen, besonders kontrastreich und bietet ein großes Sehfeld von 140 Metern auf 1000 Meter. Die Randschärfe ist Leica-typisch nicht so gut: Das Bild ist über etwa 75 Prozent scharf. Beim Betrachten in der Dämmerung gegen die Sonne bietet das Leica die beste Leistung im Test. Es ist am wenigsten blendempfindlich.
Weitere Daten: Listenpreis: 1450 Euro;
Nikon 8x32 HG-L DCF: Das L in der Typenbezeichnung des Nikon steht für „leicht“ – diese Bezeichnung hat das Fernglas allerdings nicht verdient. Mit einem Gewicht von 700 Gramm ist es fast so schwer wie das bildstabilisierte Canon und deutlich schwerer als der Rest des Testfeldes. Wen das hohe Gewicht nicht stört, erhält mit dem Nikon ein vorzügliches Fernglas, das den Vergleich mit den europäischen Spitzengläsern nicht scheuen muss.
Das Nikon liegt satt und massiv in der Hand. Eine besonders dicke, ergonomisch ausgeformte Gummiarmierung über dem Metallgehäuse macht das Glas sehr griffig. Die leichtgängige Fokussierwalze und die mit präzisen Klicks einstellbaren Drehaugenmuscheln machen einen sehr soliden Eindruck.
Mit seiner hervorragenden Randschärfe übertrifft das Nikon jedes andere Fernglas des Tests. Wohl 95 Prozent des Sehfeldes sind scharf. Am Sternenhimmel macht das Nikon damit eine besonders gute Figur. Hervorzuheben sind außerdem ein besonders großer Überhub (etwa fünf Dioptrien) und eine kürzeste Entfernungseinstellung von 1,7 Metern beim Testexemplar.
Weitere Daten: Listenpreis: 1099 Euro; Sehfeld auf 1000 Meter: 136 Meter
Swarovski EL 8x32 WB: Das österreichische Swarovski ist das teuerste und wohl auch schönste Glas im Test. Es ist gleichzeitig das am besten verarbeitete Produkt und liegt noch eine Klasse vor dem Leica, dem Zeiss und dem Nikon. Das Besondere an dem Swarovski ist das Design mit zwei Verbindungsstegen zwischen den Glashälften, das einen Durchgriff bietet. So ist die Beobachtung mit nur einer Hand möglich. Das Gehäuse bietet eine meisterliche Verarbeitung: Die Entfernungseinstellung läuft gleichmäßig und seidig. Die Dreh-Augenmuscheln machen einen stabilen Eindruck. Das Glas ist mit 620 Gramm ein wenig schwerer als Leica und Zeiss.
Optisch leistet sich das „Swaro“ keinen Patzer: Die Randschärfe ist sehr gut und reicht über etwa 80 Prozent des Sehfeldes. Sterne werden innerhalb dieses Bereichs perfekt punktförmig abgebildet.
Weitere Daten: Sehfeld auf 1000 Meter: 140 Meter; kürzeste Entfernungseinstellung: 1,8 Meter, Überhub: vier Dioptrien; Listenpreis: 1584 Euro
Zeiss Victory FL 8x32: Das Zeiss ist ein wenig größer und schwerer als das Leica. Das Gehäuse des Glases besteht – wie bei Zeiss seit vielen Jahren schon üblich – aus gummiarmiertem, faserverstärktem Kunststoff. Das Zeiss erreicht nicht ganz die edle Anmutung eines Swarovski oder des Leica, ist aber sicher mindestens ebenso robust. Die Handhabung des Glases ist hervorragend: Die Fokussierwalze läuft wunderbar leicht und gleichmäßig. Die Drehaugenmuscheln lassen sich sehr weit herausdrehen und in vier Stufen einstellen.
Die optische Gesamtleistung des Zeiss übertrifft die der Konkurrenz. Das Zeiss bietet das hellste Bild. Farbsäume sind praktisch völlig eliminiert – möglich wird das durch den Einsatz von hoch brechendem Fluoritglas (daher die Bezeichnung FL). Hinzu kommt ein exzellenter Nahbereich (bis 1,7 Meter) und ein besonders großes Sehfeld (140 Meter auf 1000 Meter). Einzig bei der Randschärfe ist das Nikon besser.
Weitere Daten: Listenpreis: 1432 Euro;
a Fazit: Optische Spitzenleistung verbindet das Zeiss mit einem kompakten, leichten Gehäuse. Es ist das ideale Allround- und Reiseglas. Preis-Leistungssieger ist das Nikon HG-L. Es wird zu Straßenpreisen um 900 Euro angeboten und ist damit ein Schnäppchen. Für die Reise ist das Canon zu voluminös, zu schwer und zu empfindlich. Wer aber damit leben kann, bekommt mit dem Canon ein ebenfalls sehr gutes Glas.(be)

Glossar
Vergrößerung: Jedes Fernglas wird mit zwei Werten bezeichnet, wobei der erste Wert immer die Vergrößerung nennt. Bei achtfacher Vergrößerung sieht der Betrachter den Vogel, der 80 Meter weit entfernt ist, so groß, als ob er nur 10 Meter entfernt wäre.
Objektivdurchmesser: Die zweite Kenngröße eines Fernglases ist der Objektivdurchmesser. Ein Fernglas mit der Bezeichnung 8x32 besitzt einen Objektivdurchmesser von 32 Millimeter.
Sehfeld: Beim Blick durch ein Fernglas sieht man einen kreisförmigen Ausschnitt aus der Wirklichkeit. Die Größe dieses Ausschnittes nennt man Sehfeld. Bei Ferngläsern wird das Sehfeld in Metern in einer Entfernung von 1000 Metern angegeben. Je größer die Vergrößerung eines Fernglases ist, desto kleiner wird in der Regel das Sehfeld. Ferngläser mit großem Sehfeld ermöglichen dem Beobachter, einen großen Ausschnitt zu beobachten und sich bewegende Objekte leicht zu verfolgen.
Bildhelligkeit, Transmission: Je mehr Licht eine Optik durchlässt, desto besser ist das Glas. Bei den Top-Herstellern sind alle Linsen und Prismen des Fernglases mehrfach vergütet. Diese Spitzengläser (wie sie die „Glocke“ getestet hat) erreichen eine Lichtdurchlässigkeit von 90 Prozent und mehr.
Schärfentiefe: Bezeichnet den Abstand zwischen den nächstgelegenen und den fernsten Objekten im Bildfeld, die bei einer Entfernungseinstellung noch scharf abgebildet werden können, ohne dass nachfokussiert werden muss. Die Schärfentiefe hängt von der Vergrößerung des Fernglases ab. Je kleiner die Vergrößerung, desto höher die Schärfentiefe.
Überhub: Der in Dioptrien angegebene Überhub ist diejenige Fehlsichtigkeit, die ein Kurzsichtiger maximal haben darf, um ohne Brille einen unendlich fernen Gegenstand (z.B. Stern, Planeten, Mond) im Fernglas nach Fokussierung bis zum Endanschlag über die Unendlich-Einstellung hinaus scharf zu sehen. Ein Fernglas mit einem Überhub von drei Dioptrien kann also ein Kurzsichtiger mit einer Brillenglasstärke von minus drei Dioptrien auch ohne Brille nutzen.(be)
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Test Reiseferngläser, Tageszeitung "Die Glocke"

Bernd 12772 09. Oktober 2006 16:46

Re: Test Reiseferngläser, Tageszeitung "Die Glocke"

Peter Dörscheln 3227 09. Oktober 2006 17:00

Re: Test Reiseferngläser, Tageszeitung "Die Glocke"

Infinity 3020 10. Oktober 2006 20:59



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen