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45°-Schrägeinblick ist für terrestrische Beobachtungen praktisch

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16. Oktober 2006 14:12
Anders als bei der astronomischen Beobachtung ist bei terrestrischer Naturbeobachtung der Blick (so gut wie) nie extrem steil nach oben gerichtet, also nicht zenitnah. Somit ist 90°-Abwinkelung nicht nötig.

Auf den ersten Blick erscheint eine geradsichtige Lösung optimal, weil sie das Anpeilen des Motivs vor dem Beobachten erleichtert. Man kann schon ganz gefühlsmäßig ohne Sucher oder ein anderes Hilfsmittel das Spektiv genau genug ausrichten, um dann das gewünschte Detail schon innerhalb des Sehfeldes zu finden und die Feinausrichtung vornehmen zu können. Mit abgewinkeltem Einblick fällt das etwas schwerer. Trotzdem bietet der Schrägeinblick wichtige Vorteile.

1. Man benötigt kein so hohes Stativ. Meistens muß man – vor allem bei hoher Körpergröße - die ausziehbare Mittelsäuse mindestens teilweise herausziehen, um auf augengerechte Höhe zu kommen. Die ausgezogene Mittelsäule reduziert aber die Stabilität (Zitterfreiheit) erheblich. Alternativ wäre ein größeres und daher auch deutlich schwereres Stativ nötig, das herumzuschleppen nicht gerade angenehm ist. Mit Winkeleinblick reicht ein recht kompaktes und leichteres Stativ aus, ohne daß die Mittelsäule benötigt wird.

2. Wenn mehrere Personen unterschiedlicher Körpergröße gemeinsam ein Spektiv benutzen, muß bei geradsichtigem Einblick die Stativhöhe auch wieder über die Mittelsäule jedesmal neu angepaßt werden. Bei abgewinkeltem Einblick kann die Stativhöhe so eingestellt werden, daß der Kleinste noch bequem hineinschauen kann, ohne sich auf Zehenspitzen strecken zu müssen, und die Größeren bücken sich eben ein bißchen mehr.

3. Der 45°-Einblick erfordert bei terrestrisch überwiegend horizontaler Ausrichtung gegenüber dem 90°-Einblick weniger tiefes Bücken und ermöglicht es besser, das Motiv auch im direkten Blick (ohne Spektiv) gut unter Kontrolle zu halten. Man kann zwar auch da nicht gleichzeitig ins Spektiv und direkt aufs Motiv schauen, aber der Wechsel ist leichter und schneller möglich als beim 90°-Einblick.

4.1 Prinzipiell hat der Schrägeinblick gegenüber dem geradesichtigen Einblick keinen optischen Nachteil. Man benötigt da wie dort mehrere (Total-)Reflexionen und kommt auf keinen wesentlichen Unterschied in der Länge des Glasweges. Die Hersteller dürften sich sogar bemühen, diesen Glasweg in beiden Versionen möglichst exakt gleich zu halten, weil sie doch die vom langen Glasweg verursachten Aberrationen (vor allem sphärische Aberration, Astigmatismus und chromatische Aberration) in die Korrektion des Objektivs einbeziehen und bestmöglich eliminieren müssen. Damit nicht für geradsichtige und abgewinkelte Spektive verschieden abgestimmte Objektive nötig sind, müssen die Glaswege möglichst gleiche Länge haben. Also wird in den Restaberrationen sowie auch den Transmissionsverlusten aufgrund der Absoption im Glas kein Unterschied zwischen gerad- und schrägsichtig bestehen.

4.2 Ich weiß nicht, welche und wie viele der Spektive Prismensysteme mit Dachkante haben, aber in diesen Fällen wäre der nötige Aufwand wegen der Präzision, die vor allem bei der Einhaltung des 90°-Winkels der Dachflächen nötig ist, sowie bei der dort für hohe Bildqualität erforderlichen Phasenkorrektur ein größerer Aufwand nötig, der sich in höherem Preis niederschlägt. Prisnzipiell könnten sowohl gerad- wie schrägsichtige Umkehrprismensysteme Dachkantflächen besitzen, aber da ich nicht weiß, welcher Hersteller es wie macht, ist mir dazu keine klare Schlußfolgerung möglich. Falls jemand Informationen über die in den gängigen Spektiven verwendeten Umkehrprismensyste hat, wäre ich für eine Benachrichtigung per eMail oder eine Mitteilung hier im Forum dankbar.

Sie können also ohne Bedenken frei zwischen geradsichtiger und abgewinkelter Version wählen und sich für die Ihnen bei Ihren Beobachtungsbedingungen bequemere entscheiden.

Übrigens hat das von Ihnen als „grauslig“ bezeichnete Bild Ihres ED-Rfraktors in Verbindung mit einem Umkehrsatz wahrscheinlich zwei Gründe: Erstens haben separate Umkehrsätze überwiegend relative geringe Qualität, jedenfalls viel geringere als die in hochwertigen Spektiven verwendeten. Und zweitens ist Ihr ED-Refraktor ohne Kompensation der vom langen Glasweg der Umkehrprismen erzeugten Effekte entwickelt worden. Also fügen Sie sogar mit dem besten Umkehrsatz Aberrationen ins System ein, die Ihre Bild deutlich verschlechtern müssen. Ebenso würde ein unter Berücksichtigung des langen Glaswegs korrigiertes Spektivobjektiv ohne das Prismensystem ebenfalls ein schlechtes (vielleicht auch „grausliges“) Bild liefern, weil nun die Kompensation der ohne Prismensystem gar nicht mehr vorhandenen Aberrationen nun selbst zu Aberrationen (mit umgekehrem Vorzeichen) werden.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Optische Nachteile beim Schrägeinblick?

Ludwig Schmitz 2107 16. Oktober 2006 09:33

45°-Schrägeinblick ist für terrestrische Beobachtungen praktisch

Walter E. Schön 3103 16. Oktober 2006 14:12

Prismen bei Spektiven

Dietmar Streib 1434 16. Oktober 2006 22:16

Interessant wären Abbildungen der Prismen für Schrägeinblick

Walter E. Schön 1570 16. Oktober 2006 22:46

Re: Interessant wären Abbildungen der Prismen für Schrägeinblick

Dietmar Streib 1339 17. Oktober 2006 20:34



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