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Ein Polfilter hat folgende Wirkungen

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12. Dezember 2006 14:13
1. Ein Polfilter reduziert die Helligkeit im gesamten Bild außerhalb eventuell vorhandener polarisierter Reflexe, also für das sog. unpolarisierte (genauer: gemischtpolarisierte) Licht etwa auf 40% bis 45%. Das kann die Blendung schon merklich schwächen. Allerdings dunkelt das auch die zu beobachtenden Details ab, so daß sich hieraus noch kein großer Kontrastgewinn ergibt.

2. Wenn die Sonne links oder rechts vor oder über Ihnen etwa in einem Winkel von 70° zu Ihrer Blickrichtung steht, wird blauer Himmel je nach Orientierung (Drehung) des Polfilters am deutlichsten abgedunkelt, eventuell auf schätzungsweise (ich habe keine Meßwerte!) nur noch 20% bis 10%. Auch bei 90° seitlichem Sonnenstand ist noch eine gute Abdunkelung feststellbar. Das gilt aber nicht für bewölkten Himmel, an dem die (über den unter 1 genannten Effekt hinausgehende) Lichtschwächung nur sehr gering bis unmerklich ist.

3. Reflexe auf elektrisch nichtleitenden Oberflächen, z.B. Glas, Porzellan, Lack, Kunststoffe oder Wasser (ist im Vergleich zu Metallen* ein schlechter Leiter) können bei geeigneter Orientierung (Drehung) des Polfilters noch mehr abgedunkelt werden als der blaue Himmel. Voraussetzung ist auch hier ein seitlicher Sonnenstand, am besten etwa im Winkel von 60° bis 75° zur Blickrichtung. Eigentlich kommt es auf den Lichteinfallswinkel auf der spiegelnden Fläche an, bei dem die Reflexion zum Beobachter hin erfolgt. Je näher dieser Winkel dem sog. Brewsterschen Winkel ist, um so stärker ist die Polarisation des reflektierten Lichts und um so mehr läßt sich der Reflex durch das Polfilter abschwächen. Der Brewstersche Winkel** hängt vom Brechungsindex der spiegelnden Oberfläche ab und liegt bei den meisten Materialien etwa zwischen 53° (Wasser mit Brechzahl 1,33) und 58° (z.B. Glas mit Brechzahl 1,6).

Begründung: Bei z.B. 53° Einfallswinkel ist auch der Ausfallswinkel 53°, die Summe beider daher 106°. Das ist dann der ideale Winkel zwischen der Verbindungslinie von der Sonne zum Objekt (Einfallsstrahl) und der Verbindungslinie vom Objekt zum Beobachter (Ausfallsstrahl). Die Sonne steht dann, vom Beobacher aus gesehen in einem Winkel von 180°-106° = 74° zur Blickrichtung auf das Objekt. Bei Reflexen auf einer Fensterscheibe mit Brechungsindex um 1,5 wäre der Brewstersche Winkel 56,3°, die Summe von Ein- und Ausfallswinkel somit 112,6° und die Richtung zur ideal positionierten Sonne mithin 67,4° zur Beobachtungsrichtung. Bei Abweichungen bis ca. +30° und -20° von diesem idealen Sonnenstand werden Sie immer noch eine sehr deutliche Wirkung des Polfilters sehen, darüber hinaus wird sie schnell viel schwächer.

Wichtig ist aber gerade bei Gegenlicht auch eine möglichst gute Streulichtfreiheit Ihres Spektivs. Da Sie mit dem Zeiss Diascope aber schon eines der derzeit besten (und eines der am besten vergüteten) Spektive benutzen, können Sie daran nichts mehr verbessern. Eventuell könnte in solchen Fällen, in denen die Richtung zur Sonne sehr nahe an der Blickrichtung liegt, noch eine deutliche Verlängerung Ihrer Streulichtblende viel helfen (mattschwarze Pappe mit der schwarzen Seite nach innen herumwickeln und z.B. mit Gummiringen befestigen), das durch Reflexe an den Linsen und Innenflächen des Spektivtubus entstehende Falschlicht zu vermindern, das durch einen „Grauschleier" vor allem in dunklen Bildpartien Details bis zur Unkenntlichkeit verdeckt. Die Streulichtblendenverlängerung sollte gut 20 cm betragen, mehr ist noch besser, auch wenn dadurch evtl. der Sehwinkel schon ein bißchen eingeengt werden sollte.

Wenn Sie ein Polfilter verwenden, so liegt dieses weiter vorn als die erste Objektivlinse, so daß es dann auch deshalb zu empfehlen ist, zusätzlich die Streulichtblende wie beschrieben zu verlängern (auch wenn das so entstehende „Ofenrohr“ nicht sonderlich gut aussieht).

Walter E. Schön

* Bei manchen Metalloberflächen kann trotz der sehr guten elektrischen Leitfähigkeit Polarisation auftreten und somit ein Polfilter sehr wirksam sein, nämlich dann, wenn die Metallfläche einen nichtleitenden Überzug hat. Das kann z.B. ein Lack sein oder auch eine Oxid- oder Carbonatschicht (die sich bei blankem Aluminium durch Einwirkung des Luftsauerstoffs und des CO2 (+ Wasser = H2CO3 = Kohlensäure) schon nach kurzer Zeit bildet.

** Der Brewstersche Winkel für spiegelnde Oberflächen an Luft ist der arc tan (arcus tangens) der Brechzahl.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Polfilter gegen Streulicht?

Stefan Nickel 1555 12. Dezember 2006 11:58

Ein Polfilter hat folgende Wirkungen

Walter E. Schön 991 12. Dezember 2006 14:13



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