Dem Rat von Herrn Fritzen ist kaum etwas hinzuzufügen. Zur Untermauerung möchte ich eine Internetadresse angeben, unter der Sie die statistische Verteilung der maximalen Pupillengrößen in Abhängigkeit vom Alter von 1263 Testpersonen finden können. Damit wird das noch immer vielzitierte Vorurteil klar widerlegt, ältere Personen (über etwa 60 Jahre) könnten grundsätzlich Ferngläser mit einer AP-Größe über ca. 4 mm nicht mehr voll ausnutzen:
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Aufgrund der nicht unerheblichen Streubreite (nicht nur in höherem, sondern bei jedem Alter!) läßt sich kaum eine präzise Empfehlung von allgemeiner Gültigkeit geben. Dennoch kann man wohl sagen, daß bei den Mehrzahl der um und über 60jährigen (bis mindestens ca. 75jährigen) Fernglasbenutzer eine AP von ca. 5 mm Größe noch mit Gewinn nutzbar und ca. 6 mm eine ideale Maximalgröße* ist. Das von Herr Fritzen schon empfohlene 7x42 (Zeiss oder Leica, weniger Swarovski SLC, da es erheblich schwerer ist) ist bestimmt eine gute Wahl für den von Ihnen angepeilten Zweck.
* Selbst wer die 6 mm nicht voll nutzen kann, weil die Pupille doch nur auf max, 5 mm öffnet, bekommt so allseitig 0,5 mm Spielraum für die exakte Lage der Augenpupille bezüglich der optischen Achse, innerhalb dessen keine Vignettierungseffekte und partielle dunkle Flecken („Kidney Beaning“) störend auftreten, wenn das Fernglas an der Knickbrücke nicht ganz präzise auf die richtige Augenweite eingestellt ist oder nicht ruhig genug vor den Augen gehalten wird.
Andererseits muß ich erneut auf den oft übersehenen Stiles-Crawford-Effekt hinweisen, der dazu führt, daß man in der Dämmerung bei größerer AP einen etwas geringeren Helligkeitszuwachs sieht als sich rechnerisch aus der größeren AP-Fläche ergibt. Erst beim Stäbchensehen in noch größerer Dunkelheit, also wenn das Auge keine Farben mehr erkennt, ist der Stiles-Crawford-Effekt nicht mehr wirksam (also z.B. bei astronomischem Einsatz des Fernglases), so daß dann der Helligkeitsgewinn wieder exakt dem AP-Flächenzuwachs entspricht.
Es geht übrigens nicht nur um die geringere Zitterempfindlichkeit. Ich möchte auch auf die größere Schärfentiefe bei nur 7fach Vergrößerung hinweisen (fast 31% mehr als bei 8facher und ca. 104% mehr als bei 10facher Vergrößerung), die dem nur noch wenig akkommodationsfähigen Auge älterer Menschen entgegenkommet: Akkommodationsbreite ab ca. 60 Jahren nur noch ca. 2 dpt, evtl. sogar nur noch 1 dpt gegenüber ca. 6 dpt im Alter um 40 oder 12 dpt im Alter um 20 Jahren! Sie sehen bei 7facher Vergrößerung einen größeren Entfernungsbereich scharf und müssen bei Entfernungsänderungen nicht so oft nachfokussieren. Das ist gerade bei schwachem Licht, für welches Sie dieses neue Fernglas kaufen möchten, besonders wichtig, weil die dann größer gewordene Augenpupille die Schärfentiefe weiter herabsetzt (gilt für jedes Alter!).
Nach meiner Einschätzung ist das Zeiss Victory 7x42 FL nicht um soviel heller als das Leica Ultravid 7x42, daß es immer vorzuziehen sei. Wenn Ihnen Form, Aussehen und Handhabung (alles sehr subjektiv zu beurteilende Faktoren) des Leica Ultravids besser gefallen, wäre das nach meinen Maßstäben eventuell wichtiger als der nur winzige Helligkeitsunterschied und als das hier noch nicht erwähnte etwas größere Sehfeld (150 m auf 1000 m beim Zeiss gegenüber 140 m auf 1000 m beim Leica, jeweils nach Herstellerangaben). Aber die für Sie geltende Gewichtung dieser Eigenschaften müssen Sie selbst festlegen; wir können Ihnen nur die Argemente nennen, die Sie beachten und gegeneinander abwägen sollten. Ideal wäre es, wenn Sie die beiden genannten Ferngäser selbst direkt miteinander vergleichen könnten, bevor Sie Ihre Kaufentscheidug treffen.
Walter E. Schön
