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Anmerkung zum „scheinbaren Sehwinkel“

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04. Januar 2009 14:15
Zunächst zur Terminologie. Man sollte korrekt unterscheiden zwischen ...

„Sehfeld“ (Durchmesserangabe in einer Längeneinheit, z.B. Meter, bezogen auf eine Standardentfernung, z.B. auf 1000 m) und

„Sehwinkel“ (Winkel in Altgrad °, unter dem das „Sehfeld“ tatsächlich oder scheinbar gesehen wird).

Somit handelt es sich bei 2w nicht um das reale Sehfeld, sondern um den realen Sehwinkel und bei 2w' nicht um das scheinbare Sehfeld, sondern um den scheinbaren Sehwinkel.

––––––

Nun mein Plädoyer für die Formel nach IS0 14132-1:2002, wie neuerdings von Nikon benutzt:

Ich gehe davon aus, daß die meisten Fernglasfreunde beim Vergleichen der technischen Daten den angegebenen scheinbaren Sehwinkel (unabhängig davon, wie er ermittelt wurde) als Kriterium dafür benutzen, wieviel mehr oder weniger Umgebung man mit den verschiedenen Ferngläsern sieht. Wenn das stimmt, dann war die Festlegung in der obengenannten ISO-Norm und auch die Entscheidung von Nikon, ihr ab sofort zu folgen, richtig.

Die Formel nach ISO hat gegenüber der bisher von vielen Herstellern (auch von Nikon) gebrauchten Formel 2w' = V·2w (Winkelbedingung mit V = Vergrößerung) den Vorzug, daß aus ihr korrekt hervorgeht, wieviel der Beobachter relativ zur Vergrößerung innerhalb des kreisförmigen Bildes von der Natur sieht. Sie berücksichtigt zwar nicht, wie stark das Bild im Randbereich aufgrund der Verzeichnung „aufgeblasen“ wird, ohne daß man tatsächlich mehr Umgebung sieht. Mich interessiert beim Vergleich von Sehfeldern oder Sehwinkeln in der Regel, in welchem Fernglas ich mehr Umgebung sehen kann, und dafür ist allein entweder (und für die Abschätzung des daraus erwachsenden Vorteils am besten geeignet) des tatsächliche Sehfeld in Meter auf 1000 m oder der nach der ISO-Formel ermittelte scheinbare Sehwinkel aussagekräftig. Ein nach der Winkelbedingung berechneter scheinbarer Sehwinkel täuscht ein viel größeres Umfeld vor, und z.B. die Hobbyastronomen erwarten dann etwa von den Nagler-Okularen weit mehr, als sie tatsächlich leisten.

Noch besser allerdings fände ich, und da stimme ich Dir, Holger, wieder zu, wenn 1. die Fernglas-, Spektiv- und Teleskopfreunde zur Beurteilung der „Umfeldgröße“ nicht auf den scheinbaren Sehwinkel schauten, sondern das nachfolgend gezeigte, von mir seit vielen Jahren benutzte und hier schon mehrfach und auch viel früher schon auf A.de vorgeschlagene „normierte Sehfeld“ als Kriterium benutzten und wenn 2. unabhängig davon zur Beurteilung eines „subjektiv empfundenen Weitwinkeleindrucks“ der scheinbare Sehwinkel nicht nach der einen oder anderen Formel und damit losgelöst von der tatsächlichen Verzeichnung des Fernglases berechnet, sondern präzise gemessen würde, z.B. so, wie ich es mit dem Grünlaser gemacht habe. Diese Messung schließt dann ganz automatisch die bei jedem Fernglas individuell etwas verschiedene Verzeichnung korrekt mit ein und sagt mit exakt, welchen Winkel das Auge beim Blick ins Okular vom linken bis zum rechten Sehfeldrand überblickt.

Zur Ermittlung des „normierten Sehfeldes“ gehe ich wie folgt vor:

Ich multipliziere das tatsächliche Sehfeld mit V/10, also einem Zehntel der Vergrößerung (z.B. bei einem 8fach-Fernglas mit 0,8, bei einem 7fach-Fernglas mit 0,7 oder bei einem 12fach-Fernglas mit 1,2). Dann erhalte ich nichts anderes als dasjenige tatsächliche Sehfeld „SF(10)“, das ein 10fach-Fernglas mit identischem verzeichnungsbereinigtem scheinbaren Sehwinkel hätte. Dazu ein paar Beispiele (auf Basis der Herstellerangaben):

Das Leica Ultravid 8x32 zeigt 135 m auf 1000 m, also SF(10) = 108 m

Das Leica Ultravid 10x32 zeigt 118 m auf 1000 m, also SF(10) = 118 m

Das Swarovski EL 8,5x42 WB zeigt 130 m auf 1000 m, also SF(10) = 110,5 m

Das Swarovski EL 10x42 WB zeigt 110 m auf 1000 m, also SF(10) = 110 m

An diesen Beispielen erkennt man sofort, daß relativ zur Vergrößerung (also nicht absolut betrachtet), das Ultravid 10x32 für Weitwinkelfreunde unter den Fernglasbeobachtern die bessere Wahl als das Ultravid 8x32 wäre, wenn alle anderen Unterschiede keine Rolle spielten. Und man sieht ferner, daß im Falle der beiden genannten Swarovski-Ferngläser kein nennenswerter Unterschied hinsichtlich der Weitwinkeleigenschaft zwischen diesen beiden Modellen besteht. Und schließlich sieht man auch noch, daß das Leica Ultravid 10x32 unter allen vier genannten Modellen das (vergrößerungsbereinigt) weitwinkeligste Fernglas ist. Hier bedeutet „weitwinkeligste“, daß dieses Fernglas relativ zu seiner Vergrößerung am meisten Umgebung zeigt.

Dagegen würde ein Fernglas, das zwar weniger Umgebung zeigt, aber aufgrund größerer Verzeichnung bei der Messung einen noch größeren scheinbaren Sehwinkel zeigt, einen noch deutlicheren subjektiven Weitwinkeleindruck hinterlassen, was manchem (nicht jedoch mir) wichtiger zu sein scheint als mehr Umgebung.

Das Nikon 10x35 E II zeigt nach Herstellerangaben 122 m auf 1000 m, so daß es ungeachtet seiner Verzeichnung mit einem SF(10) = 122 m noch etwas weitwinkeliger als das Leica Ultravid 10x32 ist. Würde auch Leica einen scheinbaren Sehwinkel nach ISO angeben (Leica gibt aber gar keinen scheinbaren Sehwinkel an), dann ginge das auch aus diesem Zahlenvergleich hervor. Die gleichzeitige Angabe eines exakt gemessenen scheinbaren Sehwinkels ermöglichte dann ebenfalls exakte Rückschlüsse über die Größe der Verzeichnung, was aus den üblichen Herstellerangaben bislang leider nicht hervorgeht.

Daß die Größe der Verzeichnung zugleich Auswirkungen auf die Verbiegung gerader Linien einerseits und die Stärke des Globuseffekts hat, ist eine danz andere Sache und muß natürlich gemäß den Vorlieben des Beobachters (Präferenz für gerade Linien oder für Unterdrückung des Globuseffekts) auch berücksichtigt werden.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Nikon's neue Sehfelder: Inkonsistent

Holger Merlitz 1832 04. Januar 2009 03:40

Anmerkung zum „scheinbaren Sehwinkel“

Walter E. Schön 1325 04. Januar 2009 14:15

Re: Anmerkung zum „scheinbaren Sehwinkel“

Holger Merlitz 893 05. Januar 2009 02:06

Nein, es ist kein „gestauchter“, sondern ein perspektivisch korrekt dargestellter Rand!

Walter E. Schön 877 05. Januar 2009 09:31

Ein Fernglas ohne Verzeichnung und Globuseffekt

Holger Merlitz 1385 05. Januar 2009 10:37

Das funktioniert nicht!

Walter E. Schön 1257 05. Januar 2009 14:52

Leider verpasst Du hier den wirklichen Globuseffekt

Holger Merlitz 845 06. Januar 2009 03:53

Ich widerspreche nach wie vor

Walter E. Schön 922 06. Januar 2009 12:01

Na klar akzeptiert!

Holger Merlitz 836 07. Januar 2009 02:17

Achtung: im Gehirn entsteht ein dreidimensionales „Bild“!

Walter E. Schön 1002 07. Januar 2009 10:06

Re: Anmerkung zum „scheinbaren Sehwinkel“

marc champollion 874 07. Januar 2009 12:26



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