Zunächst eine Bemerkung zu den genannten Minox-Ferngläsern. Das sind eigentlich keine Entfernungsmesser-Ferngläser, denn es wird bei Ihnen lediglich an einer Skale des Fikussierrades abgelesen, auf welche ungefähre Entfernung das Fernglas eingestellt ist. Erstens ergeben sich bei unzureichend genauer Fokussierung mehr oder weniger große Abweichungen. Zweitens muß der Beobachter entweder Rechtsichtig sein (d.h. keine Fehlsichtigkeit haben) oder eine exakt angepaßte Sehhilfe (Brille, Kontaktlinsen) tragen, weil sonst alle Werte entsprechend verschoben sind, und zwar nicht um einen festen Betrag, den man sich merken könnte, sondern im näheren Bereich um wenig, im ferneren im viel. Drittens ist aus optischen Gründen (weil keine Messung erfolgt, sondern der angezeigte Skalenwert nur aus dem Fokushub resultiert) die Ablesegenauigkeit nur im Nahbereich befriedigend und nimmt zum Fernbereich rasant ab. Sehen Sie sich mal die Entfernungsskala eines Teleobjektivs 180-mm- oder 200-mm-Teleobjektivs an. So ähnlich sieht auch die Skalenteilung bei den betreffenden Minox-Ferngläsern aus. Sie können bei Entfernungen um 10 m noch halbwegs auf 1 m genau abschätzten, bei 50 m aber bestenfalls noch ±10 m und ab 100 m gar nichts mehr. Für den Jäger ist das garantiert unbrauchbar (ich bin kein Jäger, aber ich bin sicher, daß es so ist). Es ist eher ein Spielzeug und im Nahbereich eine Schätzhilfe.
Binokulare Ferngläser mit Laserentfernungsmesser gibt es nicht nur von Leica (wenn auch nur von diesem Hersteller in Top-Qualität), sondern in den USA in mittlerer bis mäßiger Qualität auch von Leupold (8x32, Reichweite ca. 730 m, Sehfeld 105 m/1000 m) und Bushnell (8x43, Reichweite ca. 1200 m, Sehfeld 113 m/1000 m), möglicherweise aber nicht in Deutschland.
Monokulare Ferngläser mit Laserentfernungsmesser gibt es an einer mit den Leica-RF/CRF-Modellen vergleichbaren Qualität auch von Swarovski (8x30, Reichweite ca. 1400 m, Sehfeld hervorragende 136 m/1000 m, ca. 380 g, genauer als Leica, aber sehr teuer) und in mehreren Varianten von Nikon (etwas kleiner und leichter, geringere Reichweite, deutlich kleineres Sehfeld ähnlich wie Leica-RF/CRF). Ferner gibt es in den USA weitere weniger hochwertige Laserentfernungs-Monokulare von Leupold (mehrere Modelle 6x und 8x), Bushnell (4x, 5x, 6x, 7x, 8x), Newcon (7x) und Simmons (6x). Unter den Monokularen halte ich das Swarovski wegen des großen Sehfeldes und das neue kleinste Leica wegen seiner Winzigkeit für die interessantesten und die Nikon-Modelle für ebenfalls noch empfehlenswert. Möglicherweise kann auch Leupold noch zufriedenstellen.
Ich habe das Swarovski 8x30 und das binokulare Leica Geovid 8x42 miteinander verglichen und praktisch identische Ergebnisse erhalten. Mit dem Geovid hat man bei kleinen Objekten eine etwas bessere Treffsicherheit, weil man es beidhändig ruhiger halten kann (sowohl wegen der normalen Fernglasform und Größe als auch wegen des höheren Gewichts) und es vor allem beim Betätigen der Meßtaste ruhiger bleibt. Jäger, die schon z.B. ein 8x50, 10x50, 10x56 oder ähnlich haben und bei dieser hohen Öffnung bleiben wollen, kann ich als Ergänzung dennoch das Swarovski oder, wenn das Gerät kompakter und viel leichter (ca. 220 g) sein soll (aber das reduziert die Zielgenauigkeit noch etwas mehr) und ein deutlich kleineres Sehfeld sowie eine geringere Genauigkeit von nur ±2 m ab ca. 366 m als Preis dafür hingenommen wird, das neue kleine Leica CRF 900 oder CRF 1200 empfehlen.
Walter E. Schön
