Die von Ihnen gelesenen Beiträge, in denen 8x32-Gläser immer deutlich besser bewertet wurden also die kompakten 8x20-Gläser, haben bei Ihnen den Eindruck erweckt, wir wären gegen Kompaktgläser. Das ist aber nur bei einem (vermutlich kleineren) Teil der Forumsteilnehmer der Fall. Wir alle oder fast alle bevorzugen natürlich das 8x32, weil es das komfortablere Einblickverhalten hat, ein wesentlich größeres Sehfeld zeigt, besser zu handhaben und über längere Zeit ruhiger zu halten ist und auch für das weniger helle Licht im Wald, im Schatten oder am späteren Nachmittag bis in die Dämmerung hinein dank 4 mm Austrittspupille (statt nur 2,5 mm) deutliche Helligkeitsreserven bietet.
Wir sehen aber das Kompaktfernglas dennoch als ein nützliches Instrument für solche Gelegenheiten, bei denen man ein „ausgewachsenes“ Fernglas gar nicht mitgenommen hätte. Obwohl ich über mehrere Ferngläser von Mini bis Maxi verfüge und die meisten mehr zeigen als die Kompaktklasse, benutze auch ich gern und oft ein Kompaktfernglas 8x20 (nicht 10x25, das man wegen des für diese Vergrößerung zu geringen Gewichts nicht ruhig genug hält). Ich habe es in der Gürteltasche völlig unauffällig und unbelastend oft dabei, auch wenn gar keine interessanten Beobachtungen zu erwarten sind (und ich deshalb ein größeres Glas gar nicht mitgenommen hätte). Ich nehme es sogar immer zusätzlich zu einem größeren (8x32- oder 8,5x42-)Fernglas mit in den Urlaub, denn auch da gibt es oft Situationen, in denen ich kein großes Glas brauche oder mitführen will (z.B. bei einem Bummel durch ein kleines Städtchen wie z.B. Brixen, wo ich mir mit einem dicken Fernglas um den Hals eventuell komisch vorkäme).
Das kleine 8x20 ist das typische „Immer-dabei-Fernglas”, das mir schon viele unvorhergesehene Beobachtungen erlaubte, bei denen ich es sehr bedauert hätte, wenn ich kein Fernglas parat gehabt hätte. Aber immer dann, wenn ich erwarte oder hoffe, das es mit einem Fernglas viel zu sehen geben wird, und wenn es nicht zu beschwerlich wird, greife ich selbstverständlich zum viel leistungsfähigeren 8x32 oder größer.
Ich rate Ihnen mehr zum 8x32. Wenn es Ihnen nicht zu teuer ist (bedenken Sie: ein gutes Fernglas ist eine Anschaffung für sehr, sehr lange Zeit und wertbeständig - anders als ein iPod, ein Laptop, ein mobiler DVD-Spieler usw.), dann sehen Sie sich die wirklich noch sehr kompakten und im Gewicht auch für eine zierliche Frau geeigneten 8x32-Gläser von Leica und Zeiss an; sie passen zwar nur in größere Handtaschen, sind aber am breiten, weichen und kaum zu spürenden Umhängeriemen schneller griffbereit und mit rund 550 g auch auf langen Spaziergängen und Wanderungen kein allmählich lästig werdender Ballast.
Sie werden sehen, daß Sie mit einem solchen hochwertigen (und so gesehen doch „preiswerten“) Fernglas bald soviel Freude an der Naturbeobachtung haben werden, daß über kurz oder lang der Wunsch nach einem zweiten Fernglas wach wird, damit Sie und Ihre Frau gleichzeitig beonbachten können und nicht nur einer und der andere ungeduldig warten muß, bis er endlich wieder dran ist. Bis dahin werden Sie beide (und insbesondere Ihre Frau) aus eigener Erfahrung gemerkt haben, ob das dann ein zweites 8x32 oder doch etwas Kleineres für die Handtasche werden soll.
Da Sie beide Brillenträger sind, ist das Einblickverhalten besonders wichtig. Da viele es nicht wissen, will ich darauf hinweisen, daß Sie im Falle von Weitsichtigkeit einen deutlich längeren Austrittspupillen-Längsabstand (auch als AP-Abstand, AP-Lage, Pupillenschnittweite bezeichnet) benötigen als bei Kurzsichtigkeit. Kompaktferngläser haben selten mehr als 11 bis 13 mm AP-Längsabstand, was für Kurzsichtige mit nicht zu großer Bille gerade noch ausreicht, für Weitsichtige aber zu wenig ist, um das bei diesen Ferngläsern ohnehin kleine Sehfeld vollständig überblicken zu können. Im Falle von Weitsichtigkeit rate ich Ihnen daher unbedingt zum 8x32!
Walter E. Schön
