Die heutigen Ferngläser sind zwar in vielen Details (z.B. bei der Innenfokussierung) etwas komplizierter aufgebaut als frühere Modelle – aber das sind Autos, Kühlschränke, Fernsehgeräte usw. ja auch alle. Doch die wasser- und luftdichte Kapselung und viele heute viel höherwertige Werkstoffe und dank CNC-Fertigung auch höhere Präzision garantieren eine bessere Verschleißfestigkeit. Heutige Schmierstoffe verharzen nicht (oder viel weniger) und dunsten nicht aus, so daß sie sich nicht unerwünscht z.B. auf Glasflächen niederschlagen können. Das dichte Gehäuse läßt weder Staub noch Feuchtigkeit noch Fungus eindringen. Dauerelastische Lager der Linsenfassungen und Gummiarmierung machen die Ferngläser robuster (weniger stoßempfindlich).
Ich habe daher keine Bedenken, daß die derzeitigen Spitzenprodukte, von denen wir hier reden, mindestens ebenso lange halten und gebrauchstüchtig bleiben werden wie die früheren.
Leistungssteigerungen, die doch unübersehbar sind, führen fast immer zu höherer Komplexität, und das macht das Selber-Reparieren ab einer gewissen Stufe unmöglich. Früher konnten Sie bei etwas handwerklichem Geschick und einschlägigen Kenntnissen selbst den Vergaser reinigen und neu einstellen, die Zündkerzen reinigen, Ölwechsel machen, den Keilriemen ersetzen usw. Heute müssen Sie die Finger von der elektronischen Zündsteuerung und Einspritzanlage lassen und zum Fachmann gehen, wenn's hapert. Noch früher konnten Sie evtl. selbst Ihr Pferd beschlagen. Heute fahren Sie in die Werkstatt zum Reifen- oder Räderwechsel und zum elektronisch kontrollierten Auswuchten. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen ...
Also haben Sie keine Sorge um ungelegte Eier bzw. um den noch gar nicht eingetretenen Störfall, sondern freuen Sie sich darüber, daß die heutigen Ferngläser schärfer, heller, handlicher, leichter, wasserdicht usw. sind und gemessen an Ihrem Monatsgehalt dennoch heute nicht (oder nicht nennenswert) teurer sind als vor 30 Jahren.
Walter E. Schön