Zuerst möchte ich die Teilnehmer des Forums herzlich begrüßen.
Ich lese seit zwei Jahren interessiert mit und habe dabei viele nützliche Informationen bekommen.
Dies ist mein erster Beitrag (vielen Dank an Herrn van den Berg für seinen sanften Anschub).
Zu meiner Person:
Ich bin 42 Jahre alt, trage keine Brille, besitze einen hohen Visus, habe relativ große Hände.
Ich interessiere mich besonders für Ornithologie (aber auch für andere Bereiche der Biologie und Ökologie), engagiere mich ehrenamtlich für einen Naturschutzverband und biete in diesem Rahmen auch Vogelführungen an.
Seit ich fünf Jahre alt bin, beobachte ich Vögel. Meine Ferngläser wurden dabei im Lauf der Zeit immer wieder gegen bessere getauscht. Seit zwei Jahren beobachte ich mit dem Leica Ultravid 8x42 BR, seit wenigen Tagen zusätzlich mit dem Leica APO-Televid 82 (Winkeleinblick). Am Wochenende konnte ich mit meinem neuen Spektiv erstmals ausführlich beobachten. Hier ist mein Bericht:
In unserer näheren Umgebung befindet sich eine reich strukturierte Kulturlandschaft: Extensiv bewirtschaftete Felder, Streuobstwiesen mit alten Hochstammbäumen, Gebüsche (Weißdorn, Schlehe, Heckenrose), Einzelgehölze (Weiden, Eichen), kleinere Bereiche mit Mischwald. Am Wochenende liegt eine geschlossene Schneedecke, es ist bewölkt, immer wieder gibt es sonnige Abschnitte, die Temperatur liegt knapp unter dem Gefrierpunkt, die Luft ist klar und ruhig.
Ich habe Glück und kann gleich zu Beginn für längere Zeit 40 Bluthänflinge (Carduelis cannabina) beobachten, die Samen aus vertrockneten Pflanzen einer Brachfläche sammeln (Distanz ca. 80 Meter).
Das APO-Televid zeigt wunderschöne Farben. Der Kontrast ist hervorragend.
Der vergleichende Blick in mein Ultravid zeigt: Leica hat es geschafft, bezüglich Farbdarstellung und Kontrast das hohe Niveau ihrer Ferngläser zu erreichen - durchgängig über den gesamten Vergrößerungsbereich von 25x bis 50x. Bei hohen Vergrößerungen ist der Kontrast etwas schwächer, aber immer noch sehr gut. Im unteren Vergrößerungsbereich glaube ich noch eine Steigerung zum Bild das Ultravids zu erkennen.
(Farbdarstellung und Kontrast waren auch die Hauptgründe, mich bei der Auswahl meines Fernglases vor zwei Jahren für Leica - vor Zeiss und Swarovski - zu entscheiden. Ich empfinde die Unterschiede stark).
Bei der Beobachtung der Bluthänflinge, die ständig in Bewegung sind, zeigt sich auffällig eine zweite Stärke des APO-Televids:
Das subjektive Sehfeld ist sehr groß: mehr als 60 Grad über den gesamten Zoombereich.
Eine sehr angenehme Eigenschaft und ein großer Vorteil beim Beobachten eines Schwarms, beim Absuchen der Landschaft, beim Verfolgen fliegender Vögel.
Das habe ich bisher bei keinem anderen Spektiv gesehen (ich hatte Gelegenheit, die Top-Spektive von Zeiss und Swarovski und auch das Vorgängermodell Leica Televid 77 kennenzulernen, Spektive von Kowa bisher leider nicht).
Auch die Auflösung des APO-Televids ist hervorragend (im Unterschied zum Ultravid einschließlich der Randbereiche des Bildes).
Bei meinem Fernglas stört mich die fehlende Randschärfe nicht, da ich bei der Vogelbeobachtung fast ausschließlich die Mitte des Bildes nutze (und wahrscheinlich auch ein gutes Akkomodationsvermögen besitze). Beim Spektiv hingegen lege ich großen Wert auf ein randscharfes Bild.
Kleinste Details kann ich trotz der großen Distanz gut erkennen, z.B. die zarte dunkle Kehlfleckung der Bluthänflinge, eines der Unterscheidungsmerkmale von den Berghänflingen (Carduelis flavirostris) im ersten Winterkleid.
(Vor etwa 4 Wochen konnte ich zu meiner Überraschung erstmals Berghänflinge hier in der Gegend beobachten. Wenn man nicht ganz genau hinschaut, kann man sie im Winter leicht mit Bluthänflingen verwechseln.
Überhaupt scheint dieser Winter voller Überraschungen zu sein: heute entdeckten wir 50 Seidenschwänze (Bombycilla garrulus) mitten im Ort).
Später sehe ich in einer Distanz von 200 Metern unter einer Gruppe alter Obstbäume zahlreiche Vögel auf Nahrungssuche: Amseln, Wacholderdrosseln, Grünfinken, Buchfinken, Blaumeisen, Kohlmeisen. Oben in den Baumspitzen zwei Goldammern und ein Eichelhäher. Sehr schöne Farben sind wieder zu sehen, kleinste Details kommen zum Vorschein: Die genaue Form der Punkte auf der Brust der Wacholderdrosseln, die Struktur der angepickten Falläpfel, Details der Flechten auf der Borke der Obstbäume. Die Wacholderdrosseln versuchen aggressiv, die Amseln von den leckeren Äpfeln fern zu halten. Der Überraschungsangriff eines Sperbers beendet die Szene. Da kann ich nur noch mit dem Fernglas folgen.
Nach zwei Stunden gehe ich mit kalten Füßen - aber sehr zufrieden mit meinem neuen Spektiv - nach Hause.
Noch einige weitere Eindrücke, die ich in der kurzen Zeit sammeln konnte:
- Perfekte Fokussierung: leichtgängig, präzise, ohne Spiel, schnell, optimal positioniert
- Helles Bild
- Okular nicht nur optisch, sondern auch mechanisch auf sehr hohem Niveau
- Gutes Einblickverhalten
- Angenehme Drehaugenmuscheln mit für mich gut passenden Raststellungen
- Ausziehbare Gegenlichtblende etwas schwergängig
- Farbsäume sind bei Hochkontrastmotiven in den Randbereichen des Bildes zu sehen (für mich bei der Vogelbeobachtung nicht störend)
- Stativfuß paßt direkt (ohne Adapterplatte) in meinen Stativkopf Manfrotto 701RC2 und ergibt eine sehr gute Verbindung
- Gut passende, robuste Bereitschaftstasche mit lautlosen Magnetverschlüssen
- Äußerst hochwertige Verarbeitung.
Mein persönliches Fazit:
Das lange Warten hat sich gelohnt: Leica hat ganze Arbeit geleistet und meine hohen Erwartungen erfüllt.
Ich bin sicher, das APO-Televid wird mir viel Freude machen ...
Zum Abschluß noch mein WUNSCH AN LEICA:
Baut bitte schön noch ein Vario-Okular 50-75x WW ASPH.
Das APO-Televid hat noch viel Potential. Anwendungen für diese hohen Vergrößerungen gibt es genügend.
Die Vogelbeobachter würden es sicher lieben.
Mit freundlichen Grüßen
DL