Sie scheinen eine Vorliebe für leicht transportable Gläser zu haben, jedenfalls tendiert die Mehrheit von Ihnen in diese Richtung.
Meine bevorzugten Gläser sind zwar etwas schwerer, aber dafür sehe ich auch mehr.
Nehmen Sie das Leica Ultravid 12x50. Für mich ist es das Glas, wenn ich am Bodensee Wasservögel beobachten möchte. Sie können, so war hier auch schon zu lesen, mit etwas leichtem Hanteltraining ihre Ausdauer um ein Mehrfaches steigern. Nehmen Sie statt der Hanteln die leeren 1 Liter Flaschen für Feinwaschmittel, füllen Sie diese mit Sand und trainieren Sie jeden Abend nur Halten, in Minutenintervallen, insgesamt etwa 10-15 Minuten.
Nach wenigen Monaten werden Sie konditionell soweit fortgeschritten sein, daß das beürchtigte Muskelzittern erst nach einigen Minuten einsetzt.
Ich bin jedenfalls soweit und geniesse den Blick durch mein 12x50. Die Masse dämpft!
Gegenprobe mit dem 10x30, ein unruhiges Bild obwohl nur 10x, dafür aber auch nur 570 Gramm.
Zurück zum 12x50 Ultravid. Hier ist Leica ein Meisterstück gelungen, denn bei dieser Vergrößerung muß man ständig an der Fokussierwalze drehen. Die Walze liegt genau da, wo beim normalen Fassen der Zeigefinger ruht. Zur häufigsten Korrektur reicht ein Drehwinkel um 120°, dazu reicht dann eine einzige Bewegung mit dem aufliegenden Zeigefinger. Sehfeld, Naheinstellung , Überhub und Einblick mit Brille sind ohne jeden Tadel. Ein kleiner Schwachpunkt, ebenfalls hier schon beschrieben ist der äquidistante Abstand der Rastpunkte, ich muß interpolieren, also einen Zwischenwert einstellen. Das ist nur dann ein Problem, wenn das Glas von mehreren Personen im schnellen Wechsel benutzt wird, wie es bei uns der Fall ist.
Der zu knappe Überstand der Objektivtuben wurde schon sehr oft beklagt, gerade am Wasser. Eine geringfügige Verlängerung um 2 Zentimeter würde dem Zauber ein Ende bereiten, ein Wunsch für die nächste Generation.
Alternativen zu diesem 12x50 gibt es keine.
Das getestete Canon 15x50 ist zwar verblüffend ruhig, dafür muß ich aber eine Einschränkung der Bildqualität hinnehmen und auch ergonomisch überzeugt es mich nicht.
Das kontrovers diskutierte Duovid 50 ist vom Bildeindruck her gut, es ist aber nicht so ausbalanziert um mit dem 12x50 gleichziehen zu können, was auch für das Swarovski 15x56 gilt.
Das Leica Ultravid 12x50 erweitert den Einsatzbereich der Ferngläser und drängt für mich die einäugigen Spektive zurück. Wer sich mit geringem Training anfreunden kann und beidäugiges Sehen bevorzugt, dem sei der Blick durch dieses Glas empfohlen.
Alain Rudolph
