Der Süden Irlands eignet sich in jeder Jahresezeit zum Wandern. Wir haben eine Woche Werksschliessung zum Anlaß für einen längeren Ausflug genommen. Geplant war eine reine Fußtour, keine Gepäcktransport, ein Rucksack mußte genügen.
Einer unserer jungen Ingenieure ist aktiver Naturschützer und Vogelbeobachter, er kam aus der Gegend, er organisierte Startpunkt. Logis und die interessanteste Route.
Feste Schuhe und Regenzeug war Pflicht, sonst war man frei.
Ich entschied mich für das kleine Zeiss 8x32 FL, aber gegen das Diascope, dazu meine kleine Canon Digiknipse.
Die Kollegen waren unterschiedlich ausgestattet, ein Leica Trinovid 8x42, ein Canon 10x42, ein Canon 12x36, ein Soligor 50 mm Spektivchen.
Wir waren am ersten Tag 9 Stunden auf den Beinen, die anspruchsvolle Strecke führte überwiegend über losen Boden und war 21 Kilometer lang. Es gab also genug Pausen zum Beobachten und zum Verschnaufen. Ich verzichte auf eine Beobachtungsliste, es gab sowohl Gänse landeinwärts als auch Strandläufer, Möwen, Skuas, und viele Wasservögel mehr. Sogar Dohlen haben wir beobachtet, die in dieser Gegend nicht sehr häufig sind.
Der erste Tag war weitgehend trocken, etwas Wind, angenehm. Ich hatte das Victory um den Hals.
Beim Abendessen wurde entschieden, am kommenden Tag die längere Route zu wählen, weil man dann eventuell auf dem Meer Wale entdecken könnte, die sich dort in einer Bucht mehr oder weniger ganzjährig aufhalten.
An diesem Tag war ich der einzige, der sein Fernglas nicht im Rucksack verstaute. Das leichte 12x36 Canon hätte man noch um den Hals tragen können, aber wenige Minuten nach unserem Aufbruch fing es ganz leicht an zu regnen, ab und an von kurzen Pausen unterbrochen. Am späten Vormittag kamen wir in unserer Walbucht an, der Regen hatte ich etwas verstärkt, die Sicht war nicht ideal, wir hatten keinen Erfolg. Dafür kamen wir aber mehr durch Zufall durch eine größere Möwenkolonie. Die Möwen waren nicht erfreut, wir entschlossen uns, das Gebiet zu umgehen, was aber nicht ganz einfach war. Am frühen Nachmittag habe ich das Zeiss in den Rucksack gepackt. Es regnete jetzt stärker, an ernsthaftes Beobachten war nicht mehr zu denken. Wir kamen ganz gut voran, ein kräftiger Landregen veranlaßt nicht zu Ruhepausen. nach 32 Kilometern kamen wir müde und erschöpft in völliger Dunkelheit im Hotel an.
Der dritte Tag. Ich bin von Japan längere Fußmärsche gewohnt, aber man sollte den nachgiebigen Untergrund nicht unterschätzen, es ist ganz schön anstrengend. Ein Kollege entschied sich, den Tag im Hotel zu verbringen, er würde am anderen Morgen dann von uns aufgesammelt werden. Wir anderen gingen bei klarem und trockenem Himmel weiter.
Wieder gab es viel zu Beobachten, besonders interessant, wie ein Fischer seine Netze einzog, umschwärmt von mehr als 200 Möwen.
Die Optiken hatten gelitten. Die teuren Zeiss und Leica waren unbeeindruckt, aber das Soligor war regelrecht blind und nicht viel besser sah es beim 12x36 Canon IS aus. Typische Schönwettergläser.
Ich trug das Victory wieder um den Hals, peinlich darauf bedacht, zwische Gurt und Haut noch Stoff zu haben. Die Kollegen mit den schwereren 42er Modellen hatten längst kapituliert.
Am Vormittag meldete sich dann die Digiknipse ab, Batterie?, Feuchtigkeit? jedenfalls lief nichts mehr.
Wir hatten unsere kleinen Wehwechen und waren recht einsilbig.
Am Nachmittag kamen wir einem Storch bis auf 10 Meter nahe, eher wir uns gegenseitig bemerkten und er dann erschrocken aufflog.
Am Abend trafen wir nach 27 Kilometern zufrieden in unserer Unterkunft ein, froh, dass am kommenden Morgen der Wagen bereitstand und die Plackerei ein Ende hatte.
Feuchtigkeit und Gewicht!
Darauf kann man die Erfahrungen mit der Optik reduzieren.
Ich war heilfroh, dass ich das Spektiv nicht mitgenommen hatte, ebenso, dass ich die teure M8 nicht dem Wetter ausgesetzt hatte, ich hätte mir ständig Sorgen gemacht.
Soligor Spektiv und Canon 12x36 undicht sind für rauhe Bedingungen ungeeignet. Die 42er Leica und Canon sind zu schwer, denn im Rucksack nützen sie nicht viel.
Gunnar