Wenn ich noch einen Wunsch äussern dürfte, ein weiteres Okular zur Überbrückung großer Distanzen wäre nicht schlecht.
Davon abgesehen, kann man seit Erscheinen des neuen Leica sagen, wer ein Spektiv mit Variookular will und keinen Tunnelblick, der muß ein Leica nehmen.
Zu dem bekannten Vorzügen der alten 77 mm Vorgänger zählte zweifelsohne der gute Kontrast, zu den Nachteilen Gewicht und Packmaß.
Die Vorteile sind geblieben, die Nachteile sind weg. Ein weiterer Vorteil ist das Weitwinkelokular 25-50fach. Da kommt keiner der berühmten Konkurrenten dran, da wird ein Sehfeld geboten, das seinesgleichen sucht.
Ich war kurz davor, Leica abtrünnig zu werden, es dauerte und dauerte und irgendwann im letzten Frühsommer änderte Herr Jülich seine Ansage, er wollte ich nicht mehr festlegen.
Aber was nützt dem Leicafan die Auswahl, wenn kein Leica darunter ist? Im Herbst war ich dann soweit, dass ich mich näher mit Kowa, Swarovski und Zeiss beschäftigt habe. Sie standen aufgereit im Schaufenster und haben sicher auch alle ihre Vorzüge, aber welches soll man nehmen.
Unzweifelhaft ist das Kowa 883 ein gelungenes Spektiv. Mir schien es dem Zeiss bei Maximalvergrößerung 60fach leicht überlegen zu sein, auch das ATS 80 HD ist nicht schlecht, käme aber nicht in die erste Wahl, weil ich den großen Drehring nicht möchte.
Herr Jülich hat sich wirklich Mühe gegeben, mich vom Leica fort zu den anderen Marken hin zuziehen. Es wäre ihm vielleicht auch gelungen, wenn es ein eindeutig bestes Spektiv gegeben hätte. Dann, etwa im Oktober, klang die Nachricht von der Lieferbarkeit wieder konkreter. Da habe ich bestellt.
Seit Ende Februar bin ich an jedem Nachmittag unterwegs. Prima Ausbeute, Zugvögel, die den Winter am Rhein verbringen. Gefiederte Gäste auf der Durchreise, schwarze Flecken auf dem gegenüberliegenden Hang,die sich im Spektiv als Rabenkrähen entpuppten. Und immer wieder kreisende Greifvögel, die ich nicht aus dem Auge verliere, dem großen Sehfeld sei Dank.
Es war klug von Leica, sich von kalten Silberglanz zu verabschieden und auf eine hochwertige, mattschwarze Armierung zu setzen.
Ich werde mir bei Gelegenheit noch ein größeres Fernglas kaufen, das Trinovid bekommt der Sohn. Nach derzeitigem Wissensstand wird es ebenfalls aus Solms kommen.
Andreas Müller