Sie meinen sicher die Fälle, wo kein AB-Vergleich möglich ist?
Der Hersteller verdient am meisten beim Clonen, der sich nur an den äußeren Abmessungen und der Form orientiert. Die Zielgruppe sind unerfahrene Konsumenten.
Ein kopiertes Fujinon 10x50, um mal bei einem wirtschaftlich bedeutenden Clone zu bleiben, fällt hinter das Original zurück und zwar in folgenden Punkten:
Es ist nicht so randscharf,
es ist nicht so hell
es ist mechanisch schlechter
es zeigt mehr Aberrationen
es wird von einer bestimmten Sorte Händler an eine bestimmte Sorte Kunden vertrieben.
Hier wird der Kunde nicht betrogen, denn es gibt keinen Zweifel, dass es eine Kopie ist. Kunde und Händler betrügen gemeinsam den Erfinder und fühlen sich wohl dabei. Eine schmierige Praxis, die besonders im Astro- und im Textilbereich weit verbreitet ist.
Zeiss (Hensoldt) 8x56 Dachkantglas mit Gummiarmierung.
Hier wird üblicherweise nur die äußere Form kopiert, spätestens beim offen liegenden Mitteltrieb erkennt auch der Laie, dass hier Pfuscher am Werk waren. Dazu nehmen Sie einen kleinen Schraubenzieher und lösen vorsichtig die Schraube, die den Mitteltrieb okularseitig abschließt. Darunter sitzt beim Original eine sauber verarbeitete, geschlitzte Mutter makellos und völlig ohne Grat. Bei den Clonen hat man sich mit einem weicheren Material begnügt. Wehe, wenn da nach ein paar Jahren mal geöffnet werden soll, das geht in 9 von 10 Fällen schief, der Schlitz wird vermurkst, die Schraube bleibt drin.
Die Stories, die dem Kunden erzählt werden, lauten so:
Zeiss läßt doch auch nur fertigen, aber ein Vögelchen hat mir den wahren Hersteller offenbart und der nimmt auch von uns Aufträge entgegen.
Damit Herr Jülich nicht auf die Barikaden geht. Es ist nicht ausschließlich ein chinesisches Problem, wer sich auskennt, findet dort auch saubere Firmen mit brauchbaren Eigenentwicklungen, nur diese sind dann entsprechend teuer und im europäischen Massenmarkt ohne Relevanz.
Robert Fritzen