Ich vermute, daĂ Sie die Planeten in relativ horizontnaher Position beobachtet haben. Dann ergibt sich mĂ€mlich (nicht nur bei Planeten, sondern bei allen Himmelssobjekten) ein vertikal verlaufender unscharfer Streifen durch die Dispersion in der LufthĂŒlle der Erde: Die Lichtstrahlen fallen sehr schrĂ€g (flach) auf die LufthĂŒlle, deren Dichte und somit auch Brechzahl von oben nach unten kontinuierlich zunimmt und deshalb den im Vakuum geraden Verlauf der Lichtstrahlen nach unten krĂŒmmt (eigentlich ist es eine kontinuierlich sich fortsetzende Brechung), die selbstverstĂ€ndlich genauso wie die Brechung in Glas oder anderen optischen Medien mit einer Dispersion (Farbaufspaltung) verbunden ist, weil auch die Brechzahl der Luft fĂŒr verschiedene WellenlĂ€ngen etwas verschieden ist.
Beobachten Sie mal Sterne und/oder Planeten in höherer Himmelsposition. Wenn dort dieser Effekt nicht auftritt, wissen Sie, daĂ es nicht am Fernglas liegt, sondern an der âatmosphĂ€rischen Dispersionâ.
Der Mond war wahrscheinlich höher am Himmel, und selbst dann, wenn er nicht höher stand, erkennen Sie an ihm den doch sehr schmalen Farbsaum viel schwerer, weil die runde Scheibe dadurch nur minimal verformt wird. Dagegen sehen Sie bei einem Stern oder Planeten nur einen Punkt oder fast einen Punkt, der durch eine etwas farbige Verbreiterung nach unten zu einem vertikalen Gebilde wird, der deutlich von der erwarteten Punktform abweicht. Der Einfluà der atmosphÀrischen Dispersion fÀllt also bei sehr kleinen, annÀhernd punktförmigen Gebilden viel stÀrker auf als am vergleichsweise riesigen Mond.
Sie können auch wie folgt prĂŒfen, ob es am Fernglas liegt: Halten Sie den Kopf schrĂ€g oder horizontal (z.B. auf einer Garten- oder Campingliege oder auf einer Decke in Seitenlage auf den Boden legen) und betrachten Sie nun denselben Stern oder Planeten. Da Sie nun das Fernglas um ca. 90° verkippt haben, mĂŒĂte die von Ihnen beschriebene Ausbuchtung nun horozontal statt vertikal verlaufen, sich also mit dem Fernglas gedreht haben, wenn es am Fernglas liegt. Bleibt dagegen die Ausrichtung der Ausbuchtung nach unten (zum Horizont hin), so kann das Fernglas daran nicht schuld sein. Also ist es die von mir vermutete atmosphĂ€rische Dispersion.
Bei der Vogelbeobachtung wĂ€re dann keinerlei negative Auswirkung zu befĂŒrchten, es sei denn, Sie wĂŒrden horizontnah Vögel beobachten, die weit drauĂen im Weltraum auĂerhalb der LufthĂŒlle herumfliegen. Aber solche Vögel wurden meines Wissen bisher noch nie beobachtet.
Walter E. Schön