Zuerst die Frage: Gibt es mehrere T* Vergütungen von Zeiss bzw. unterschiedliche Qualitäten davon? Zeiss Conquest Billigversion? (Preis-leistungs-Blabla) Wenn T* draufsteht gehe ich von einer (1) Qualitätsstufe der Beschichtung aus, die alle Gläser gemeinsam haben, die T* draufstehen haben.
Nun hat das Conquest 15x45 T* eine grünlich schimmernde Vergütung und nicht die normalerweise zeisstypische Violettfarbe. Warum?
Meine Überlegung geht dahin, mir ein stark vergrößerndes "Zweitglas" zur Vogelbeobachtung zuzulegen. Das Conquest ist sehr leicht, sehr handlich. Die hohe Vergrößerung ist in einem kleinen Gehäuse versteckt.
Von den FL`s verwöhnt, gilt es erst einmal vorurteilsfrei und neugierig durch das Glas zu schauen. Das ist nicht einfach.- Ich sehe zuallerserst ein unscharfes, wackeliges Bild. Aha. Der auf Null stehende Dioptrienausgleich will betätigt werden. (Normalerweise sind meine Augen gleichermaßen gut oder schlecht, also Null). Der Drehknopf dafür läßt sich wahnsinnig schwer drehen, und derweil man ja ein scharfes Bild sehen will, macht dies die falschjustierte Nullstellung unmöglich, weil das Glas ja wie verrückt wackelt und zittert und die Augen derweil rotieren.
Irgendwann gelingt das Geduldsspiel. Das Bild wird scharf.
Nun ersteinmal ein bißchen ausruhen und das Glas weglegen.
Jetzt will ich es freilich wissen. Und sehen. Nun hebe ich keinen schweren Kiloklotz hoch, sondern ein leichtes Teil. Sehr angenehm. (620 Gramm)
Das Bild wird scharf, hell, kontrastreich. Ich versuche einen Antiwackelmodus zu erfinden. Freilich gelingt das nicht. Aber trotzdem, 15-fach habe ich mir schlimmer vorgestellt. Der Mitteltrieb läuft satt und ohne Spiel hin und her gleichermaßen. Ich finde das gut, weil ich so die linke Hand mehr zum "Ruhighalten" benutzen kann und die Finger der rechten Hand zum Scharfstellen habe.
Der Nahfokus liegt bei 5m. Das erlaubt Großaufnahmen der Vögel im Gehölz und Nahaufnahmen im Garten.
Zum Krankheitsbild des Conquest 15x45 gehört die Streulichanfälligkeit, die es beim FL so nicht gibt. Die Objektivlinsen sitzen beim Conquest ganz vorne im Tubus. 1cm mehr Länge und ein Teil des Problems wäre weg. Und so muß man beim Hinstellen des Glases aufpassen, damit die Gläser nicht verkratzt werden. Also hinlegen das Glas.
Die Gurtösen sehen so dünn und mickrig aus, daß sie beim bloßen Anschauen schon zu zerbrechen drohen. Den Härtetst habe ich nicht gemacht. Also weggeschaut und den Technikern vertraut.
Das Conquest 15x45 ist ein einsames Glas. Ich kenne nichts Vergleichbares bezüglich Qualität, Größe und Gewicht. Und so kann man das kleine Ding locker im Rucksack noch mitnehmen, wenn man für spezielle Anforderungen gerüstet sein will.
Interessant ist natürlich auch der "verbotene" Vergleich mit dem 10x56 FL. Das dicke FL ist jetzt ersteinmal eine Offenbarung. Doch schlägt sich das Conquest tapfer und punktet in der Detailerkennbarkeit weitentfernter Objekte. Ich frage mich, was ein mit FL-Linsen ausgestattetes Conquest bieten würde.
Fazit: Das Conquest 15x45 ist ein gutes Arbeitsgerät ohne Wow-Effekt. Optisch gut, handlich und leicht sehe ich dies als "den" Vorzug, den dieses Glas bietet. Das relativ kleine Sehfeld (64m/1000m) spielt keine so große Rolle, wenn man gezielte Beobachtungen machen will. (das Swaro SLC 15x56 hat 77m/1000m, ist mehr als doppelt so schwer und mehr als doppelt so teuer) Und auf einem Stativ befestigt, hat man auch ein ruhiges, scharfes Bild. Es ist ein Glas zum Dabeihaben. Insofern ist es einsame Spitze.
Für einen Kauf konnte ich mich noch nicht entscheiden.
Laut Zeissvertreter ist zur Zeit keine Renovierung der Conquest-Reihe geplant.
Kilian.