Hallo Herr Madagan,
ich denke, bei dieser Farbverschiebung könnte neben der verwendeten Optik auch die besondere natürliche Beobachtungssituation eine Rolle spielen. Vielleicht haben Sie schon einmal etwas von der sogenannten Rayleigh-Streuung gehört. Wenn für uns sichtbares Licht an Teilchen gestreut wird, die kleiner sind als ihre Wellenlänge, z.B. den Luftteilchen der Atmosphäre, dann werden dabei kurze Wellenlängen stärker gestreut, sprich eher in verschiedene Richtungen abgelenkt, als lange, die sich sozusagen besser um die Teilchen "herumschlängeln" können. Deshalb wird blaues Licht von der Atmosphäre stärker gestreut als rotes. Am Tag, wenn der Weg des Lichts durch die Luftschicht kürzer ist als zu Dämmerungszeiten, ist die Streuung geringer, aber doch so, dass in Richtung der Sonne gesehen diese nicht weiß, sondern durch das dort weggestreute Blau dann gelb erscheint. In allen anderen Richtungen sehen wir dann das weggestreute Blau, deshalb hat der Himmel bei Tag diese Farbe. (In der Dämmerung, wenn das Licht immer schräger und länger durch die Atmosphäre läuft, wird die "seitliche" Blaustreuung dann so stark, dass die längeren Wellenlängen relativ stärker durchkommen und sich der Himmel rot verfärbt).
Schattenbereiche bei Tageslicht, im extremen Gegenlicht auch ein sonst weißer Schwan, sind daher bei Tag durch das immer vorhandene Streulicht nicht nur grau augehellt, sondern ebenso farblich leicht ins Blaue verschoben. Ich würde daher annehmen, dass man prinzipiell auch bei freiem Auge den Schwan im Gegenlicht bläulich wahrnimmt, dass einem dies aufgrund der großen Entfernung und der kleinen Fläche aber nicht so auffällt, wie durch eine hochvergrößernde Optik. Weil diese Färbung aber nur sehr schwach ist und nur eine geringe Intensität hat, könnte ihre Wahrnehmung schon von kleinen Vergütungs- und Transmissionsunterschieden verschiedener Optiken deutlich beeinflusst werden. Auch von farbig reflektierenden Flächen in der Umgebung des Motivs kann die Schattenfarbe deutlich beeinflusst werden, vielleicht spielt, wenn Sie die Schwäne über eine Wasserfläche beobachten, auch deren Reflexionsverhalten eine Rolle. Jedenfalls denke ich, dass man solche Vergleiche immer unter gleichen Bedingungen -Lichteinfall, Hintergrund - und am selben Motiv anstellen sollte, so wie Sie es getan haben, damit nicht unbemerkterweise die Beobachtungsbedingungen die Oberhand haben, sondern man wirklich Aussagen über die Unterschiede zwischen den Optiken machen kann.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.06.10 13:42.