Ich habe dieses Fernglas zu Weihnachten verschenkt. Gestern ergab sich dann die Gelegenheit zu einem ausführlichen Vergleich mit meinem Victory 8x32 FL.
Kurzbeschreibung:
Das New Foresta ist dem Trend folgend im modischen Design als Dachkant mit Durchgriff ausgeführt. Dieses Design hat neben einigen Vorteilen auch prinzipielle Nachteile auf die ich vor dem Kauf geachtet hat.
Der wichtigste Nachteil ist der sehr kurze Lagerabstand, es lohnt also, wie bei allen Durchgriffferngläsern, vor dem Kauf dem Fokustrieb etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Beim hier besprochenen Exemplar ist der Antrieb in beide Richtungen und über den ganzen Verstellweg leichtgängig. Dem erfahrenen Nutzer konventioneller Dachkantferngläser fällt das minimale Spiel auf, aber das bemerke ich bei allen Gläsern dieser Bauart, selbst die EL sind da nicht ganz frei davon, der kurze Lagerabstand wurde hier schon mehrfach thematisiert.
Das New Foresta verfügt über eine zentrale Dioptrienverstellung, es ist wasserdicht, die Okularauslegung bereitet Kurzsichtigen wohl keine Probleme, wie es bei Weitsichtigen aussieht, konnte ich nicht testen.
Die Handhabung ist unproblematisch, mit diesem Fernglas sollte der Normalanwender zurechtkommen.
Jetzt zum interessanten Vergleich, was leistet das 5x teurere Zeiss mehr?
Materialauswahl, kleiner Pluspunkt für das Zeiss, es faßt sich besser an.
Mechanik, Mitteltrieb, Dioptrienausgleich, verstellbare Augenmuscheln nicht zuletzt Lotutec, zeigen den Klassenunterschied. Das gilt auch für Tasche und Tragriemen.
Optik.
Das Einblickverhalten ist für meine Augen ohne Beanstandung, auch mit Brille (kurzsichtig) nicht.
Der Nahbereich zeigt erste Unterschiede, ich messe beim Zeiss ohne Brille 2m, beim Vixen 3,3 m
Das Sehfeld ist beim Zeiss geschätzt 3-4 m größer, nimmt man die von Zeiss angegebenen Daten heran, so liegt das Vixen aber immer noch bei 135 m, was heute als Standard angesehen werden kann.
Der Überhub ist beim Zeiss wohl etwas größer, ich schätze ihn beim Vixen auf > 4 Dioptrien, genauer kann ich es nicht sagen.
Das Zeiss liefert zentral ein fast perfektes Bild, saubere Farben, immer ausreichende Schärfe. Kommt man zum Rand, läßt die Schärfe nach (Bildfeldwölbung) die Konturen beleiben aber auch dann weitgehend frei von Farbsäumen, das Bild wirkt sehr plastisch, man hat immer das Gefühl von Reserve, hätte ich noch mehr Vergrößerung. Der 3x12 Booster bestätigt diesen Eindruck.
Im Gegensatz dazu liefert das Vixen zwar ebenfalls ein gut geebnetes zentrales Bild, das sich bezüglich der Ebnung nicht hinter dem Zeiss verstecken muß. Auffällig sind allerdings der schwächere Kontrast und die zum Rand hin stärker sichtbaren Farbsäume. Die Randunschärfe läßt sich durch Nachregeln nicht völlig beseitigen, es ist also nicht nur Bildfeldwölbung. Der 3x12 Booster überfordert das Glas.
Eine Überprüfung bei Gegenlicht war mir nur ansatzweise möglich, bei mittelschweren Bedingungen zeigte sich das Zeiss überhaupt nicht, das Vixen schon leicht beeindruckt.
Was ist zum Service zu sagen?
Zeiss ist klar, aber was können die gelabelten Chinesen wirklich?
Die Antwort von Herrn Jülich ist eindeutig, nichts. Niemand sollte auf die Idee kommen, mit einem Fernglas dieser Preisklasse nach 10 Jahren auf Service zu hoffen, man sollte auch nicht erwarten, dass es Ersatzteile gibt, das ist einfach nicht drin und es wäre unehrlich, anderes zu behaupten, denn es läßt sich wirtschaftlich nicht darstellen, egal was da behauptet wird, von wem auch immer.
Ich habe in dieser Preisklasse natürlich nicht den großen Aufwand getrieben und mir jetzt die ganze Angebotspalette vorgenommen, das wäre ein intellektuelles Armutszeugnis. Deshalb ist keinesfalls ausgeschlossen, dass es da noch bessere Produkte gibt. Mir scheint die oft zitierte Preis-Leistungsrelation OK.
Bernd Sommerfeld
