Mein Chef hat mich beauftragt, ein paar kleine Ferngläser zu besorgen.
Die Vorgaben waren klar, nicht zu teuer, nicht zu schwer, äusserlich attraktiv.
Mich hat er ausgesucht, weil ich im Team der einzige bin, von dem bekannt ist, dass er sich für Ferngläser interessiert.
Also habe ich mir Muster besorgt.
Mit diesen habe ich mich ein paar Tage beschäftigt und dann meinem Boss gemeldet:
Beide Ferngläser lassen sich einfach bedienen, sie sind für Brillenträger bedingt geeignet, ich will damit sagen, dass die beiden Brillenträger, die ich befragt habe, das Bild komplett - Vixen - bzw. fast komplett - Minox - übersehen können.
Die Sehfelder sind unterschiedlich groß. Das Minox hat ein kleines Sehfeld, doch das was es da zeigt, ist homogen und fast bis zum Rand in brauchbarer Qualität, das Vixen hat ein sehr viel größeres Sehfeld, allerdings ist der äusserste Teil, den man als Alleinstellungsmerkmal begreifen könnte nicht viel wert, weil die Schärfe nachläßt und die Farbsäume zunehmen.
Solange man nicht mit guten Ferngläsern vergleicht, kommen einem die Bilder farbneutral und ordentlich vor.
Vergleicht man mit dem Leica Ultravid 8x20, so fällt das urteil zu den beiden anderen ernüchternd aus, denn obwohl kleiner hat das Leica einen viel besseren Kontrast, der locker den Lichtverlust durch die kleinere AP wettmachen, ja übertreffen kann.
Den Nahbereich habe ich beim Minox mit ca. 2,3m und beim Vixen mit ca. 2,5m bestimmt. Das ist für den Normalanwender sicher ausreichend.
Der Papiertest, wie er von Walter E. Schön vorgestellt wurde, ergibt bei beiden Modellen eine kräftige Verschiebung von rein weiss hin zu grünlichgrau. Ich komme beim Minox zu etwas besseren Ergebnissen, nimmt man das Leica zum Vergleich heran, dann merkt man aber sofort, dass zwischen dem Leica Ultravid und den beiden anderen Modellen ein sehr großer Transmissionsunterschied ist und dass die Farbwiedergabe beeinträchtigt ist.
Die Anfassqualität, aufgeteilt in das Gefühl, wenn man das Material berührt und die Bedienung, ergibt ein Unentschieden, weil das Minox sich etwas merkwürdig anfühlt, dafür aber die leichtgängigere Verstellung hat.
Dann der Beobachtungstest, im Hinterkopf die Zielgruppe.
Gebäude hier geht es um Verzeichnung und unschöne farbsäume von aussen und Kontrast von Innen, Härtetest das sonnendurchflutete, bunte Glasfenster. Hier hat das Minox einen kleinen Vorsprung.
Natur und Landschaftsbeobachtung, unspezifisch, einfach ein weit entferntes Ziel und dazu eine Baumgruppe im Gegenlicht.
Hier hat das größere Sehfeld des Atrek ein paar Pluspünktchen, für draussen würde ich wohl tatsächlich das Vixen vorziehen.
Aber auch hier wieder, Leica ist eine Klasse für sich.
Was ist mit dem Zubehör? Tasche, Tragriemen, Deckel?
Mich nerven die Objektivschutzdeckel beim Vixen, Note 6 für diese Fehlkonstruktion, dafür ist die Tasche besser und auch den Tragriemen habe ich schneller eingefädelt.
Auf meinem Zettel steht noch zum Dioptrienausgleich, Punktsieger Vixen, weil in der Praxis ein größerer verstellweg.
Jetzt ist der Einkauf dran. Gut möglich, dass zum Schluß der Mengenrabatt entscheidet.
Robert Freund
