Zwischen den Festtagen war endlich mal Zeit, meinen langgehegten Wunsch zu erfüllen, ein Spektiv zur Vogelbeobachtung. Den Wettstreit Zeiss gegen Swarovski entschied das für mich bessere Okular.
Zusätzlich habe ich noch den kleinen Astroadapter geordert, ich nahm an, der Vorteil von Okularen mit Festbrennweite würde die zusätzliche Ausgabe rechtfertigen. Mein Auge fiel auf das Televue Delos 6mm, ideal für Brillenträger und mit 72° Sehwinkel ohne Verrenkungen zu übersehen.
Vom 30. Dezember bis zum 9. Januar hatten wir ein Ferienhaus in Breskens gemietet, dort wollte ich Vögel und Schiffe beobachten, Breskens liegt unmittelbar an der Scheldemündung, der Hafen von Antwerpen ist einer der größten in Europa.
Wir hatten abwechslungsreiches Wetter, Regen, Dunst, Wind, man kennt das.
Am ersten Abend war ich dann auf der Terrasse und machte es mir hinter meiner Neuerwerbung gemütlich. Der Himmel war bewölkt, die von Antwerpen angestrahlten Wolken erzeugten eine schwaches Licht. Normalerweise packt man an einem solchen Tag sein Zeugs zusammen und geht ins Warme. Bei mir war es anders, das Spektiv war nagelneu.
Ich habe versucht, durch Veränderungen der Vergrößerung die Leistungsgrenzen meines Diascope zu testen. Dabei fiel auf, dass man unter diesen Bedingungen ruhig mit etwas höherer Vergrößerung beobachten sollte, mir gefiel die Vergrößerung um 40fach herum am besten.
Am kommenden Silvestertag war der Himmel bewölkt, sonst waren die Bedingungen sehr gut. Ich konnte die ausfahrenden Schiffe mustern und Vergleiche zwischen meinem 20-75 Zoomokular und dem neuen Delos anstellen. Das Delos verlor haushoch, es wurde nicht richtig scharf. Das Zoomokular machte seine Sache gut. Ich habe dann versucht, Herrn Jülich zu erreichen, doch der war nicht da. Das Delos mußte kaputt sein, ich verfluchte den Händler, der mir ein defektes Okular geschickt hatte, meine Laune war mies. Nach dem Mittagessen kam mein Schwager und wir starteten einen weiteren Versuch. Nach einem kurzen Blick durch das Delos schaute er mich verblüfft an und befand das Okular für einwandfrei. Er sah scharf, ich nicht. Seine Augen sind anders, er ist Brillenträger und mit Brille sah er wie ich, unscharf und ohne Brille scharf. Ein Mirakel.
Am Montag habe ich dann in Bonn angerufen und man hat mir erklärt, dass man das Delos etwas verkürzen werde, dann würde man damit auch auf große Entfernung scharfstellen können.
Nachmittags war ich dann in Bonn und das Okular wurde etwas gekürzt. Zurück in Breskens war Dunst, an Beobachten war nicht zu denken.
Am 3.Januar war das Wetter klar und auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass sich das Kürzen gelohnt hat. Das Bild wurde scharf, man konnte sogar noch etwas weiter verstellen und dann ließ die Schärfe wieder nach.
Was ich mir allerdings vom Delos versprochen habe, war nicht festzustellen, das Bild ist auf die größeren Entfernungen nicht besser, laut Herrn Jülich muß man dann kein Delos nehmen, sondern ein einfacher aufgebautes Okular mit wenigeren Linsen, ein OR 6mm. Das hat aber andere Nachteile.
Jedenfalls habe ich jeden Tag ein paar Stunden mit Vögel und Schiffen zugebracht, aus sicherer Entfernung sitzend und mit einer Tasse Tee.
Vergleicht man das Delos mit dem Zoomokular, so fällt auf, dass das Delos viel kompakter und leichter ist, es liefert noch mehr Vergrößerung und trotzdem sind die Farben immer noch intensiv. Lediglich bei manchen Beobachtungssituationen kommt es zu kleinen Leuchtpunkten, was man aber auch im Zoomokularerleben kann, wenn auch nicht so deutlich.
Am letzten Tag bin ich dann mitsamt Spektiv in den Regen gekommen. Danach war etwas Feuchtigkeit im Delos und ich war in Sorge, weil es doch nicht wasserdicht ist. Ich war deshalb gestern in Bonn bei Herrn Jülich und wollte es ihm zeigen, doch die 3 Tage haben ausgereicht, das Wasser war verdunstet, das Okular wieder klar.
Ich bin mit meinen Spektiv sehr zufrieden, besonders bis zu Vergrößerungen von 40fach kann man auch bei Dämmerung prächtig beobachten, will man höhere Vergrößerungen braucht man mehr Licht. Die Leuchtkraft der Farben hängt ganz empfindlich vom Wetter ab, Sonnenschein ist ideal, grauer Himmel dämpft auch die Farben.
Das Delos hätte ich nicht unbedingt kaufen müssen, so besonders ist der Unterschied zwischen dem Zoomokular und dem Delos nicht.
Mir ist aufgefallen, wie empfindlich die Spektive auf Wind reagieren, man sollte Maßnahmen ergreifen, damit das Spektiv nicht direkt dem Wind ausgeliefert ist.
Ich habe heute Mittag mit Herrn Jülich telefoniert und meinen Bericht angekündigt. Er bat mich zu schreiben, dass das Delos nicht von ihm sei, er hätte ja gewußt, dass man das Okular an das Spektiv anpassen muß.
Ich bin mit dem Zeiss Diascope sehr zufrieden. Ich freue mich auf den Karneval, da gibt es den nächsten Kurzurlaub, mit Spektiv.
Alex Grundmann
