Meine erste Eule, Schleiereule, habe ich am hellen Tag gesehen, wie sie regungslos in einer Douglastanne saß. Man braucht dazu kein Fernglas, sie sitzt einfach da und läßt sich beobachten. Die Tanne steht immer noch, die Eule, vielleicht ihre Nachkommen, sitzen auch noch da, sie sind standorttreu. Sie fressen Mäuse. Interessant ist, dass unser Eulenpaar bis zu 5 Junge großkriegen kann, in keinem Jahr waren es weniger als 2. Um ins Nest zu sehen, brauche ich ein kleines Fernglas, dann kann ich aus dem Dachfenster auf das bewohnte Nachbarhaus sehen, dort haben sie sich häuslich eingerichtet, geschützt durch das überhängende Dach, sie werden in Ruhe gelassen, die alte Frau, der das Haus gehört, bewohnt nur die 1. Etage, den Speicher hat sie aufgegeben. Von meinem Dachfenster zum Nest sind es keine 30 Meter, unterstützt durch das Fernglas meint man sie greifen zu können.
Die Eltern füttern nach meinen Beobachtungen ausschließlich Mäuse, ich frage mich immer, wo sie diese Mengen finden, hier mitten in der Stadt.
Wenn man einmal angefangen hat, sich um Eulen zu kümmern, dann findet man sie auch und zwar eigentlich immer am Tag. Mein Freund wohnt westlich von Bonn, dort wohnt der Steinkauz in einem Futtersilo. Man sieht sie oft wie sie einen Meter über den Boden über frisch gepflügte Felder fliegen, auf der Suche nach Mäusen, nehmen die Spaziergänger überhaupt wahr, welche Vögel am Tag über die Felder fliegen? Ich glaube nicht. Man braucht ein kleines Fernglas, mehr Ausrüstung ist nicht notwendig.
Wer den Waldkauz sehen will, der muß sich auf die Dämmerung einstellen. Am Tag sieht man ihn selten. Wenn man sein Gebiet kennt, dann lohnt trotzdem ein Blick die Baumstämme hoch, er ist da manchmal zu sehen, häufiger ist er aber zu hören, Edgar Wallace läßt grüßen. Ein Waldkauz brütet in einem Park, unmittelbar am Rheinufer. Mein erster Waldkauz fiel mir als Jungvogel fast vor die Füsse. Ich war sehr unsicher, was zu tun wäre, ich wollte vermeiden, dass er von Hunden gegriffen würde. So habe ich ihn auf eine Mauer gesetzt und bin ein Stück zurückgetreten. Als eine viertel Stunde lang nichts geschah, wurde ich unsicher, ob ich ihn nicht zu seiner Sicherheit doch mitnehmen müßte. Dann wurde mir die Entscheidung vom Altvogel abgenommen.
Inzwischen war ich in der Nachbarschaft für meine Spleen bekannt geworden und auf diese Weise wurde ich auf weitere Eulenvögel aufmerksam. Unmittelbar an einer Hauptstrasse haben Waldohreulen ihren Tagschlafbaum. Das muß man gesehen haben, wie da mitten in der Stadt, an einer belebten Strasse mehr als 10 Waldohreulen gemeinsam auf einem Baum sitzen. Zum Beobachten reicht ein kleines Fernglas.
Kommen wir zu den seltenen Spezies.
Ein Rauhfußkauz hat sich in einer aufgegebenen Spechthöhle einquartiert, eine alte Dame hat mich darauf aufmerksam gemacht, wer ihn nicht kennt, der Rauhfußkauz ist nicht sehr groß, man wird ihn leicht übersehen.
Der einzige Eulenvogel, den ich bei uns noch nicht gesehen habe ist der Uhu. Ich weiß zwar, wo ein Paar brütet, in Walporzheim an der Ahr, aber das ist nicht interessant, interessant wäre die Stadt.
Ich wohne in Bonn Bad Godesberg, die Gegend nennt sich Villenviertel, weil hier alte Villen aus dem 19. Jahrhundert stehen und jedes Grundstück mindestens 1 großen Baum besitzt.
Mein Fernglas ist ein Zeiss 8x32. Ein Nachtglas ist nicht erforderlich.
Ich habe mir jetzt ein Spektiv gekauft, Reiher und Kormorane. Meine Eulen kenne ich ja inzwischen.
Helmut Schneider