Es gab ein Hartmann 8x40. Nähere Daten habe ich nicht.
Unabhängig davon, ob ein vergammeltes Fernglas die Arbeit lohnt, muß man zuerst klären, ob das Glas verpilzt ist. Dazu reinigt man die Äusseren Glasflächen vorsichtig mit einer Mischung aus destilliertem Wasser (20%) und Wundbenzin (80%), einfach ein paar Tröpfchen auf ein Wattestäbchen auftragen und vorsichtig mit wenig Druck von innen nach aussen reinigen. Wenn das erledigt ist, kann man mit einer kleinen LED Taschenlampe in das Fernglas objektivseitig hineinleuchten und den Innenraum inspizieren. Pilz sieht aus als wäre da ein unregelmäßiges Gewebe. Dieses Glas machen wir nicht auf, es gehört auf den Abfall.
Wenn wir keinen Pilz feststellen, dann reinigen wir alle Glasflächen wie ich es beschrieben habe.
Wir inspizieren noch die Okulare und achten auch hier auf Glasbruch.
Danach nimmt man wieder die Lampe und inspiziert den Zustand der Prismen. Die Prismen können Bruchflächen zeigen, sie können auch einen matten Belag aufweisen. Bruchflächen = Abfall. Interessant ist es, wie man den Belag wieder herunterbekommt. Das machen wir aber später.
Jetzt kommt der schwierige Teil, was sagt die Mechanik.
Das alte Fernglas hat Einzelokularverstellung über Gewinde, ein ganz kritischer Punkt. Wir versuchen vorsichtig, ob sich da noch was bewegt. Wenn ja, schrauben wir die Fernglasbrücke ab und nehmen die Okulare heraus. Wenn nein, nehmen wir einen Tropfen WD 40 und sprühen diesen auf das Wattestäbchen, nie direkt auf das Fernglas. Mit dem WD40 benetzten Wattestäbchen tupfen wir vorsichtig etwas WD 40-Lösung auf die Gewindestelle.
Dann machen wir 24 Stunden Pause.
Am anderen Tag hatte das WD 40 genug Zeit, seine Arbeit zu verrichten. Wenn wir Glück haben, dann lassen sich die Gewinde jetzt bewegen. Wenn nicht, Abfall.
Wenn wir die Gewinde herausgeschraubt haben, können wir die sichtbare Innenfläche der Okulare reinigen und ebenso die letzte Fläche der Prismen. Die Prismen dürfen nicht auseinandergebaut werden, die kriegt man nie im Leben wieder hin. Lassen Sie sich mit den Prismenflächen Zeit und vermeiden Sie zuviel Druck
Mittels Staubsauger auf schwacher Stufe saugen wir vorsichtig den Staub aus dem Gehäuse und dann schrauben wir die Okulare und die Brücke wieder an. Nehmen Sie kein Fett, denn dazu wird Spezialfett benötigt und das haben Sie nicht. Sie können aber einen Hauch Vaseline nehmen, die hält ein paar Jahre und jetzt wissen Sie ja, wie es geht.
Jetzt schaun wir uns die Tuben einmal genauer an. Soweit ich weiß, wurden die Tuben früher entweder direkt verschraubt, das wäre so ungefähr ein 35x0,75 Gewinde oder mit 3 Schrauben fixiert. Vorsicht nachschaun, welche Technik gewählt wurde und wenn es die drei Schrauben sind, Finger weg, sonst kann man die Tuben vorsichtig aus der Platte drehen.
Danach kommt man gut an das Prisma und reinigt auch diese Flächen mit ganz wenig Druck. Danach wird auch vorne vorsichtig ausgesaugt.
Dann montieren wir das Fernglas wieder zusammen und widmen uns den letzten Arbeiten.
Wenn Sie sich jetzt einmal das Knickgelenk anschaun. Wenn es sehr schwer geht, kommt der berühmte Tropfen WD 40 zum Einsatz, wenn es noch einigermaßen geht, lassen sie die Finger davon. Bitte das Knickgelenk nicht zerlegen, es kann sein, dass es unter Spannung steht und dann kriegen Sie es nie mehr zu.
Was bleibt noch zu tun?
Kontrollieren Sie auf Doppelbilder?
OK.
Dann fangen Sie jetzt an, den Schmutz an den Stellen zu beseitigen, die optisch und mechanisch egal sind. Dazu nimmt man ein Tuch und ein paar Tropfen Haushaltsreiniger.
Jetzt sind Sie fertig. Sie betrachten das Ergebnis und fragen sich, ob es diesen Aufwand wert war, immerhin haben Sie jetzt 20 Stunden gearbeitet.
Ich habe kein Reinigungsmaterial vorgeschlagen, das Sie nicht haben oder sich besorgen können. Lassen Sie die Finger von harten Sachen wie Aceton.
Viel Glück
Nils
