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Geovid Dritte Generation: "Zweite Eindrücke" vom HD-R (Typ 402)

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17. Juni 2015 19:27
Nach meinem neulichen Mini-Mini-Vergleich des Geovid mit dem Utravid HD-Plus (siehe separaten Thread – dort wurden bereits einige Aspekte des Geovid beleuchtet) hier das Ergebnis einer etwas ausführlicheren Beschäftigung mit diesem Perger-Glas, dem ersten auf dem Markt (genauer: insgesamt sind derzeit vier Gläser mit Perger-Prisma auf dem Markt, alles Leica Geovid: zwei 8x (HD-B 8x42und HD-R Typ 402) und zwei 10x (HD-B 10x42 und HD-R Typ 403).

Im Folgenden geht es in erster Linie um die Handhabung und die Optik. Ich bin wie schon mal erwähnt nicht Jäger, daher gehe ich auf die Distanzmessungs-Funktion nicht wirklich ein. Nur soviel: die Messung funktioniert schnell und je nach Bedingungen deutlich über die angegebenen 1’800m hinaus; die Abweichung wird mit maximal 0.5% angegeben (das wären auf 300m maximal anderthalb Meter). Bei dem mir zur Verfügung stehenden Exemplar des HD-R (Typ 402) scheint mir die Anzeige jedoch deutlich zu schwach; offenbar passt sich die Anzeige an die Umgebungshelligkeit an, aber v.a. bei hellem Sonnenschein ist die Distanzanzeige vor hellem Hintergrund kaum sichtbar (ein zum Vergleich beigezogenes Leica Rangemaster ist hier viel besser); im Wald oder bei bewölktem Himmel ist die Anzeige indessen hell genug. Neben der Distanz liefert das Gerät Temperatur, barometrischen Luftdruck und Neigungswinkel zum Ziel.

Äusseres /Design / Handhabung
Ist schon das Victory SF ein grosses Glas für das Format 8x42, so ist das Geovid noch etwas grösser und über 200g schwerer. Die Oberfläche der Gummiarmierung ist angenehm „rauh“ und ähnelt mehr derjenigen des Trinovid als der glatteren Armierung des Ultravid. Das Design mit Doppelbrücke und Durchgriff erinnert stark sowohl an Victory SF wie Swaro EL SV, mit dem durch das Perger-Prisma bedingten Unterschied: beide Tuben sind ganz leicht zweimal je in der Form eines „S“ gekrümmt. Aber während bei den traditionellen Porro I-Gläsern ein Strahlversatz (siehe Buch Merlitz) von 2w resultiert und bei Porro II von 1w, und zwar in mehr oder weniger horizontaler Richtung, ist der Strahlversatz beim Perger-Prisma nur etwa 0.7w oder noch weniger, und zwar in mehr oder weniger vertikaler Richtung! Das führt dazu, dass der von der Hand umfasste Teil der Tuben bei der Beobachtung in horizontaler Richtung um etwa 6 Grad nach unten schaut, von der Horizontalen aus gemessen, und nicht waagrecht wie bei Porro oder Dachkant.

(siehe BILD 1)

Ich hatte mich schon bei der ersten Begutachtung des Geovid gefragt, weshalb das Glas trotz der Grösse – der Tubenumfang ist etwa 1cm grösser als beim Victory SF und 1.5 cm grösser als beim EL SV – und trotz des Gewichts so angenehm in der Hand liegt. Das durch das Perger-Prisma bedingte Design gibt die Antwort: bei der Beobachtung sind die Handgelenke merklich näher an der Ruhestellung als bei anderen Gläsern, wo sie z.B. bei horizontaler Beobachtung etwas „nach hinten gebogen“ werden (anatomisch ausgedrückt: geringere abductio radialis in den Handgelenken beim Geovid). Ob das Absicht oder willkommene Nebenerscheinung ist, weiss ich nicht. Zusammen mit dem relativ weit hinten bei den Okularen liegenden Schwerpunkt (nicht ganz so weit wie beim Victory SF, aber weiter hinten als beim Victory HT) ergibt sich beim Geovid eine aus meiner Sicht sehr angenehme Handhabung, bei der das doch recht hohe Gewicht gar nicht mehr so relevant scheint.

Mechanik
Alles Leica-typisch ausgezeichnet. Auffallend die sehr langsame Uebersetzung der Fokussierung, die für „schnelle Situationen“ vielleicht nicht optimal ist, aber ein sehr präzises Scharfstellen erlaubt. Offensichtlich wird eine andere Art des Fokustriebs verbaut als bei den Ultravid und Trinovid Gläsern, wo sie dem Vernehmen nach (fast) fettfrei läuft.
Der Dioptrieausgleich +/- 4 dpt an beiden (!) Tuben erlaubt, zusammen mit der zentralen Fokussierung, einen sehr grossen Schärfeunterschied zwischen den Augen auszugleichen (geht aber ev. nicht gleichzeitig für die eingeblendete Distanzanzeige).

Optik
Bei der Betrachtung von der Okularseite her die erste Ueberraschung: völlig ungewohnt für Leica (jedenfalls in meiner beschränkten Erfahrung) sieht man da ganz klar und deutlich eine recht grosse Nebenpupille.

(siehe BILD 2)!

Ansonsten sieht der Okularbereich gut aus.

Zweite Ueberraschung bei der Betrachtung von der Objektivseite her: auch von vorne sieht man neben dem Haupt-Lichtkreis eine Art deutliche „Nebenpupille“ (Experten: ist es das, oder einfach sonst ein sekundärer Lichtdurchgang aufgrund der besonderen Konstruktion, oder ...?). Zudem ist das bei anderen Gläsern sonst kreisrunde Bild alles andere als rund !

(siehe BILD 3)

Nach diesen „Mängel-Feststellungen“ stellt sich die Frage, ob das Geovid optisch hält, was in der Werbung versprochen wird („... aussergewöhnlich helles, plastisches, kontrastreiches Bild...“).
Ich habe dazu die in einem Thread im Februar vorgestellten Premium-Gläser nochmals zum Vergleich beigezogen: Ultravid HD Plus, Victory SF, Victory HT, Nikon EDG, Swaro EL SV, Swaro SLC.

Verglichen wurden v.a. Schärfe/Kontrast, CA, Streulichtverhalten, Farbtreue.
Bei der „Disziplin“ Schärfe/Kontrast habe ich drei weitere Personen – Alter 28, 34 und 61 – sowohl am USAF 1951 als auch mit Stativ draussen an Objekten in mittlerer und grosser Entfernung ihre Eindrücke aufschreiben lassen und mit meinen eigenen Notizen verglichen. Nebenbemerkung: unter den beigezogenen Premium-Gläsern bekam das EDG die tiefsten Noten, gefolgt von SLC und HD Plus, während das EL SV und die beiden Victory die besten Noten bekamen - in meiner eigenen Beurteilung kommt das SLC besser weg :-).

Ergebnis:
die CA ist beim Geovid sehr gut und auf dem Niveau der anderen Gläser korrigiert.
Die Abschirmung gegen Streulicht ist ebenfalls sehr gut; veiling glare wurde nie beobachtet, tiefstehende Sonne oder glitzernde Wasserflächen verursachten keine nennenswerten Reflexe oder störende Effekte. Flares waren nicht zu sehen (Spikes ohnehin nicht, es gibt ja beim Geovid keine Dachkante!). Die Beobachtung gegen eine sehr helle punktförmige Lichtquelle, wobei diese gerade ausserhalb des Sehfelds platziert war, führte hingegen zu deutlichen Reflexionen am Rand des Bildes. Diese sind unterschiedlich stark, je nachdem, wie der Einblick am Okular verändert wird. Ob sie mit der oben erwähnten Nebenpupille zusammenhängen, die doch recht nahe am Hauptbild liegt ?
Farbtreue: diese scheint mir bei den anderen Premium-Gläsern, v.a. beim Victory SF und El SV, generell etwas besser als beim Geovid; dessen Bild ist sehr hell und fast bläulich weiss, sodass leicht gelbliche Hausmauern im Geovid praktisch weiss erscheinen. Man könnte fast sagen, das Geovid zeige das Gegenteil von einem Gelbstich.
Schärfe / Kontrast: bei klarem hellem Sonnenschein, aber auch bei bedecktem Himmel mit klarer Luft, z.B. nach einem Regen, ist das Geovid aus meiner Sicht nicht zu schlagen. Sehr hell, sehr klar ist das Bild, bei heller Sonne fast schmerzhaft hell. Obwohl die Transmission gemäss Angaben deutlich tiefer liegt als beim Victory HT (hohe 80er bis knapp 90 Prozent, gegen 95% beim HT), scheint das Geovid noch heller, auch schärfer, brillanter. Eigentlich kein Wunder, dieses Ergebnis: gegenüber der SP Dachkant-Konkurrenz hat das Perger-Prisma nur 4 Strahlumlenkungen, keine Dachkante, keine zu verspiegelnde Fläche und keinen Luftspalt!
Bei dunstigem Wetter verliert sich der Vorteil des weissen, hellen Bildes allerdings etwas. Hier ist je nach Situation das Ultravid HD Plus mit seinem mehr farbgesättigten Bild etwas im Vorteil, aber auch die anderen Gläser erscheinen dann plötzlich mindestens ebenso kontrastreich und scharf wie das Geovid, EL SV und Victory SF vielleicht sogar etwas besser.

Schärfe-/Kontrastunterschied zwischen linkem und rechtem Tubus (Frage Holger Merlitz): der Unterschied erscheint als minim und konnte ev. nur deshalb „festgestellt werden“, weil ich gezielt danach suchte. Im Normaleinsatz nicht sichtbar, am USAF 1951 ganz schwach feststellbar. Kann es sein, dass der geringe Unterschied mit der geringen Helligkeit der in den rechten Tubus eingeblendeten Anzeige korreliert, dass mit anderen Worten eine Steigerung der Anzeigensichtbarkeit nur mit einer gewissen Minderung des Kontrasts im rechten Tubus erreicht werden könnte?

Insgesamt würde ich dem Geovid ein Bild attestieren, das mit der Premium-Konkurrenz im eigenen Haus ebenso wie mit Zeiss, Swarovski oder Nikon mindestens auf gleichem Niveau liegt. Im Urteil der mich bei den Schärfetests begleitenden Personen hält das Geovid mit allen anderen Premiumgläsern locker mit.
Könnte ein Perger-Glas für Birder – etwas kleiner und leichter, mit schnellerer Fokussierung, ohne Distanzmesser – daher interessant sein, insbesondere weil der Fertigungsaufwand für das Perger-Prisma vermutlich unter demjenigen eines gleichwertigen Dachkantglases liegt? Ob sich Leica dieser Fragestellung irgendwann man annimmt ?

Viele Grüsse. Pinac



3-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.06.15 19:33.
Anhänge:
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Geovid Dritte Generation: "Zweite Eindrücke" vom HD-R (Typ 402) Anhänge

Pinac 3393 17. Juni 2015 19:27

Re: Geovid Dritte Generation: "Zweite Eindrücke" vom HD-R (Typ 402)

OhWeh 1147 17. Juni 2015 21:32

Re: Geovid Dritte Generation: "Zweite Eindrücke" vom HD-R (Typ 402)

Dominique 1245 18. Juni 2015 04:49

Re: Geovid Dritte Generation: "Zweite Eindrücke" vom HD-R (Typ 402)

Hans 1401 27. Juni 2015 09:12



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