Darf es mal einen Bericht zu zwei Gläsern aus dem unteren Preissegment sein? Hier ist er.:) Bitte nicht schlagen, wenn ich hier ein 8x25 mit einem 8x30er vergleiche.
Da ich immer noch auf der Suche nach einem preiswerten, kleinen Glas bin, ließ ich mir das Bresser Montana 8x25 und das Nikon Prostaff 7s 8x30 zuschicken. Ich besitze bereits ein Nikon 8x42 HG-L und ein Nikon 8x30 EII, beides in meinen Augen Top-Gläser, die ich jedoch bspw. beim Mountainbiken nicht mitnehmen will. Die sind mir da doch etwas zu schade. Manchmal auch zu groß und wenig für Kinder – oder auch ungeübte Männer – und Frauenhände geeignet. Wusste gar nicht, wie sich Kinder aber auch Erwachsene für Ferngläser begeistern können, sobald man eines auspackt. Zuletzt blieb mir das Herz stehen, als plötzlich 10 Leute unbedingt durch mein Nikon EII gucken wollten.
Ich hatte mir im Geschäft ein paar kleinere 8x20er-Faltgläser von Minox und Eschenbach angeschaut (sonst findet man hier in der Umgebung nichts), die mich nicht überzeugten.
Das kleine Prostaff 7s kannte ich bereits, ich hatte es aber nicht wirklich ausführlich testen können, es jedoch noch in recht guter Erinnerung. Über das Bresser Montana hatte ich außer den Daten nicht wirklich viel in Erfahrung bringen können. Das Bresser ist ja trotz der kleineren Öffnung in etwa genauso schwer wie das Nikon, lediglich das Packmaß ist kleiner. Der Preis des Nikon liegt derzeit bei ca. 130€, der des Bresser bei ca. 185€, es wurde zuletzt aber auch schon für 165€ angeboten.
Das Bresser Faltglas kommt in einer schickeren Verpackung als das Nikon, mit einer netten Echtledertasche, das Nikon lediglich mit einer einfachen, aber gut gepolsterte Kunsttextiltasche. Beiden liegt das übliche Zubehör bei.
Nebeneinander gelegt, das Bresser natürlich auseinandergefaltet, sind beide in etwa genauso groß. Die Verarbeitung des Nikon mag schlechter als die des Bresser sein, jedoch sieht man es ihm nicht an, denn sie wirkt auf mich stimmiger, halt gefertigt wie ein normales, kleines Fernglas, sauber verarbeitet, was man so zu diesem Preis nur über hohe Produktionszahlen in China hinbekommt. Immerhin versteckt sich Nikon nicht und druckt das „Made in China“ in die Gummierung, während beim Bresser nichts über den Ursprung zu erfahren ist. Das Bresser riecht frisch ausgepackt deutlich strenger als das Nikon und der ein oder andere leichte Mangel an Präzision in der Verarbeitung lässt sich erkennen.
Beide sind mit Gummi armiert, das Bresser über seinen Alu-Korpus, das Nikon deutlich üppiger über seinen Kunststoffkörper. Das Nikon ist wegen der bauchigen Bauform griffiger als das schlanker gehaltene Bresser.
Der Faltmechanismus des Bresser lässt sich nicht gleichmäßig öffnen, so dass man immer ein wenig mehr Fummeln muss, bis man es passend vor Augen hat. Das ist natürlich beim Nikon in gewohnter Bauweise einfacher gelöst. Bei beiden läuft der Fokus leicht schwammig, beim Bresser leichtgängiger als beim deutlich größeren Fokussierrad des Nikon. Die Dioptrie-Einstellung des Bresser an der dem Fokussierrad entgegen gesetzten Seite ist sehr leichtgängig, so dass man sie schnell man verstellt, die des Nikon ist schwergängig genug, um diese nicht zu verstellen. Die Okulargummis lassen sich bei beiden in zwei Raststellungen rausdrehen, beim Nikon entgegnen dem Bresser relativ spielfrei.
Schaut man sich nun die Optiken und über ein Polfilter die Prismen an, so beschleicht einen das Gefühl, als wären da die gleichen Zutaten im Inneren verbaut. Sowohl die Vergütung der Linsen als auch die der Prismen sind sich so ähnlich, dass man meint, dass das alles aus der gleichen Fabrik stammen könnte.
Und so sieht es dann auch aus. Beide sind hinreichend gut justiert, beide liefern einen guten Kontrast und eine gute Schärfe in der Bildmitte, saubere Farben, beide leiden unter einer mehr (Nikon) oder weniger (Bresser) ausgeprägten Bildfeldfeldwölbung, nehmen deutlich zum Rand hin an Schärfe und Kontrast ab, zeigen in der Bildmitte kaum oder keine CAs, zum Rand hin dann mehr, aber ohne aufzublühen. Das Bresser vignettiert etwas mehr als das Nikon, liefert jedoch eine erstaunliche Helligkeit für ein 25er Glas. Da tut sich nicht so viel zwischen dem Nikon und dem Bresser. Es fehlt beiden etwas an Brillanz und Auflösungsvermögen, was insbesondere im Nahbereich, der bei beiden Gläsern in etwa gleich ist, auffällt. Die Tiefenschärfe ist bei beiden Gläser nicht so üppig, so dass man häufiger fokussieren muss. Das Bresser gefällt mir bei der Durchsicht vielleicht noch einen Tick besser als das Nikon, da es etwas weniger deutlich zum Rand hin abfällt. Beide zeigen ähnliche Empfindlichkeiten im Gegenlicht, auch richtig störende Flares können in Extremsituation auftreten, jedoch können sicher viele Käufer mit diesen Gläsern glücklich werden. Erst, wenn man die deutlich teureren Gläser mal vor Augen hatte, fallen die vielen Schwächen und Unzulänglichkeiten wirklich auf.
Während der Einblick ins Nikon für mich als Nicht-Brillenträger perfekt ist, hapert es da beim Bresser, wo mir immer das Blickfeld rumflappt bei der kleinsten Pupillenbewegung und sich die Ränder abdunkeln. So wirkt auf mich auch das Blickfeld des Nikon, welches ja sogar etwas kleiner als das des Bresser ist, größer und sauberer. Aber auch, wenn ich mit dem Einblick beim Bresser besser zurechtkommen würde, würde ich das Nikon wohl vorziehen, da mir das Design mit Einfach-Brücke einfach besser gefällt und es für mich besser zu Händeln ist. Ich glaube, erst bei deutlich besserer Optik würde ich auch ein Falt-Fernglas in Kauf nehmen.
So ist also für mich das Nikon der Sieger und ich werde es als "Quick&Dirty-Glas" behalten. Beides sind aber in meinen Augen schon „richtige“ und brauchbare Ferngläser. Wer mit dem Einblick zurechtkommt, kann sicher auch Spaß mit dem Bresser haben.
