Manfred Gunia schrieb:
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> ......... wer könnte die
> beiden Widefield-Binokel gar vergleichen?
> .........
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Ich komme zwar reichlich spät auf dieses Thema zurück, aber vielleicht ist ja noch jemand interessiert.
Am letzten Freitag war ich kurz bei der Firma Jülich in Bonn und hatte neben einem netten Empfang – dafür nochmals besten Dank ! – einen kleinen Aha-Effekt.
Jülich führt seit kürzerem von Vixen auch die SG 2.1x42 im Sortiment. Ich hatte bisher nur Bilder davon gesehen und immer angenommen, es sei im wesentlichen, bis auf kleinere Aeusserlichkeiten, identisch mit dem sog. „Gucki“ 2.3x40 der Firma Kasai Trading, das schon länger auf dem Markt ist und in Europa durch AOK Luzern, direkt und auch via den Fachhandel, vertrieben wird (Holger hat es im Buch besprochen und auf S. 151 auch abgebildet).
So ein AOK hatte ich mir schon vor einiger Zeit angeschafft und hier im Forum auch mal kurz berichtet:
[
www.juelich-bonn.com]
Ich gehe zwar davon aus, dass beide Geräte grundsätzlich auf dem ehemals von M.M. Rusinov gerechneten Optikdesign basieren. Wie ich am Freitag herausfand, sind die Geräte in der Handhabung und vor allem im Bildeindruck aber doch sehr verschieden. Hier kurz mal die Unterschiede:
AOK Gucki 2.3x40
Einzelokularfokussierung
Sehfeld: 28 Grad (Herstellerangabe)
Hersteller: Kasai Trading Ltd, Japan (hergestellt vermutlich in China)
Gewicht: 263g, mit Schutzdeckeln 289g
Zubehör: Okular- und Objektivschutzdeckel, Tragetasche
Vixen SG 2.1x42
Einzelokularfokussierung
Sehfeld: 28 Grad „based on 5.6mm eye relief“, bei 8.4mm eye relief 25.2 Grad (Herstellerangabe)
Hersteller: Vixen (hergestellt in Saitama, Japan)
Gewicht: 408g, mit Schutzdeckeln 421 g
Zubehör: Okular- und Objektivschutzdeckel, Tragetasche, Trageriemen
Die Aussenmasse sind insgesamt sehr ähnlich, aber das Vixen hat tiefer versenkte Objektivlinsen und dadurch einen kurzen „Fernglaskörper“ mit einer Einfachbrücke, während das AOK fast nur aus „Linsenfassungen“ und einer kleinen Doppelbrücke zu bestehen scheint.
Dadurch ist das Vixen für mich viel besser zu handhaben als das AOK, bei dem ich bei der Suche nach einem guten Griff ständig ungewollt die Okulare verstelle.
Das Vixen ist in den „Tuben“ sauber geschwärzt und geriffelt, das AOK nicht. Die ganze Verarbeitung ist beim Vixen besser und wertiger. Dafür ist das Vixen fast doppelt so schwer wie das AOK.
Die Fokussierung an den Okularen geht bei beiden Geräten relativ leicht, angenehm und langsam übersetzt.
Der grösste Unterschied fällt auf, wenn man die Geräte vor die Augen hält.
Die angehängten Bilder machen die Unterschiede deutlich (das Vixen ist jeweils links): Während beim AOK die AP viel kleiner erscheint und das Glas ganz dicht an die Augen gehalten werden muss, um vom weiten Sehfeld zu profitieren, zeigt das Vixen schon einige Distanz vor den Augen einen grösseren Teil des Sehfeldes, sodass man den Eindruck hat, das Sehfeld sei beim Vixen deutlich grösser, was es laut Angaben aber nicht ist.
Zudem scheint die Randschärfe beim Vixen auf Anhieb merklich besser, ein Eindruck, der sich bei sorgfältigem Vergleich nicht bestätigen lässt, wenn man das AOK nahe genug an die Augen hält.
In der Helligkeit des Bildes und der Mittenschärfe sind die Geräte letztlich für mich recht vergleichbar, aber es bleibt in der Handhabung doch mein Eindruck, dass man bei längerem Einsatz am Nachthimmel mit dem Vixen eindeutig besser bedient ist. Das AOK zeigt eine leicht höhere Vergrösserung – wenn man die Geräte nebeneinander hält, ist der Unterschied nicht zu übersehen -, die aber eher beim Gebrauch in der Oper als am Nachthimmel ins Gewicht fällt.
Mein kurzes Fazit:
AOK
+ deutlich leichter
+ deutlich günstiger in der Anschaffung
- etwas weniger gut zu handhaben (wie halten? ungewolltes Verstellen der Okulare)
- das „Galilei-Design“ schlägt stärker durch (muss sehr nahe an die Augen gehalten werden, um das Sehfeld zu nutzen)
Vixen
+ besser zu handhaben (Griff)
+ optisch einfacher nutzbar (volles Sehfeld leichter „zugänglich)
- deutlich schwerer
- deutlich teurer
Dem ernsthaften „Milchstrassenwanderer“ oder galactic hitch-hiker :-) würde ich aus meiner persönlichen Sicht nach dem Gesagten zum Vixen raten, sofern höheres Gewicht und höherer Preis verkraftbar sind.
For whatever it’s worth.
Pinac
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 11.10.15 17:26.