Heute habe ich eine kurze Reise op de schäl Sick zur Photokina unternommen. Leider war noch weniger an Sportoptik zu sehen als in vergangenen Jahren. Leica und Canon fehlten aber Nikon, denen immer wieder vorgeworfen wird, die Sportoptik stiefmütterlich zu behandeln, hatte ein sehr ungewöhnlich aussehendes Fernglas ausgestellt.
Es trug die Bezeichnung 7x50 IF, hatte aber nichts gemeinsam mit den bekannten Porro-Modellen. Das Fernglas, ein Vorserienmodell, hat Abbe-König Prismen und der Objektivweite entspricht ungefähr die Okularweite. Die Objektive, die ED-Glas Elemente enthalten, sind aber um einige Millimeter nach unten versetzt.
Wirklich ungewöhnlich sind die Weitwinkeleigenschaften. Das 7x50 hat einen Sehwinkel von 10,7° und der SSW wird, wie üblich bei Nikon, nach der eher konservativen ISO-Spezifikation mit 66,5° angegeben. Das verwandte 10x50 Modell soll sogar ein SSW von 76,6° haben! Um dies zu realisieren bei ausreichendem AP-Abstand sind sehr große Okulare nötig, die sich für Nicht-Brillenträger mit geringer Pupillenweite problematisch erweisen könnten. Ich als Brillenträger mit positiver Korrektur konnte das Sehfeld gut überblicken, obwohl die Augenmuscheln in volleingeschraubtem Zustand noch einige Millimeter Abstand zu den Augenlinsen hatten. Deren Durchmesser habe ich mit 30 mm gemessen. Zum Vergleich, die Okularlinsen von meinem 10x42 Swarovision haben 25 mm.
Das Fernglas war auf einem Stativ montiert und die große Schärfentiefe einer 7x Vergrößerung wirkte sich zusätzlich positiv aus in der Austellungshalle mit viel Personenverkehr. Trotzdem würde ich behaupten, dass der Einblick das Beste und Bequemste war welches ich je erlebt habe. CA war weitgehend abwesend und die Randschärfe war extrem gut. Es gab eine geringe kissenförmige Verzeichnung.
Es fragt sich aber, wer das Glas kaufen soll. Für Ornis ist es wegen der Einzelokularverstellung uninteressant und die Hobby-Astronomen sind oft, was Ferngläser betrifft, weniger kritisch. Ich hatte den Verkaufspreis >€2000,- geschätzt und der Nikon-Vertriebsberater meinte, ja deutlich. Irgendwie erinnert mich das Fernglas an manche japanische Automobilmotoren der 90er Jahre, wo man den Eindruck hatte, die Ingenieure könnten sich in ihren Fantasien austoben. Vielleicht bleibt das Glas eine Übung im technisch Machbaren.
Gruß,
John