Hallo,
also Kontrasteinbruch ab 50x ist sicher nicht pauschal richtig.
Einerseits wird natuerlich die Austrittspupille langsam deutlich kleiner als die des hell-akkomodierten Auges, dadurch wirkt das Bild erstmal dunkler als mit freiem Auge. Es ist aber trotzdem nach kurzer Gewoehnung genug Licht vorhanden, ausser in der Daemmerung.
Aber grundsaetzlich ist zu sagen, dass alle grossen Spektive ab ca. 80mm und bei manchen Herstellern auch die Varianten mit geringerer Apertur ein sehr schnelles Oeffnungsverhaeltnis um f5,5 haben, was mit den aus Gewichtsgruenden bei Spektiven ueblicherweise verwendeten Doublettobjektiven nicht nach strengen Massstaeben frei von chromatischer Aberration zu bekommen ist.
Leider gibt es neben dem lateralen Anteil der chromatischen Aberration, der fuer die sattsam bekannten Farbraender an harten Kontrastuebergaengen sorgt, auch noch einen axialen Anteil, der dazu fuehrt, dass die Fokusebenen fuer verschiedenfarbiges Licht nicht zusammenfallen.
Dies ist solange kein Problem, wie alle Fokusebenen noch innerhalb der Tiefenschaerfe liegen - leider nimmt die mit zunehmender Vergroesserung und schnellerem Oeffnungsverhaeltnis ab, und dann kommt eben dieser Punkt, wo man den Schaerfepunkt nicht mehr so leicht findet und bei noch hoeherer Vergroesserung wird das Bild gar nicht mehr scharf.
Bei einem Doublett ohne Sonderglas und f/5.5 liegt dieser Punkt meiner Erfahrung nach bei ca. 40-45x, bei einem ED Doublett mit f/5.5 ist man mit 60-70 fach im Grenzbereich und mit einem Doublett mit CaF2 Element geht es noch ein bisschen hoeher.
Nicht umsonst werden im Astrobereich solch schnelle Instrumente ueblicherweise als Triplett ausgefuehrt oder als Richfield Teleskope bei geringen Vergroesserungen benutzt.
Bei manchen Spektivherstellern haben die Objektive der verschiedenen Spektive einer Serie alle die gleiche Brennweite (und damit dieselben Vergroesserungen mit den verschiedenen Okularen). Diesbezueglich sind die Modelle mit kleinerer Apertur dann im Vorteil, da das Oeffnungsverhaeltnis deutlich entspannter ausfaellt und damit groessere Tiefenschaerfe bei gleicher Vergroesserung die Grenze der stoerenden axialen chromatischen Aberration nach oben verschiebt. Andererseits ist bei einer kleineren Apertur das theoretische Aufloesungsvermoegen geringer. Ob das sichtbar wird, haengt von der Sehschaerfe des Benutzers ab.
Kowa nutzt das zum Beispiel sinnvoll, indem das 77mm Modell mit f/6.5 nur ein ED Doublett ist, waehrend beim grossen 88mm Modell mit f/5.7 ein Calciumfluoridelement zum Einsatz kommt.
Gruss,
Joachim