Zur ursprünglichen Frage von Gerhard:
„Kann ich mit einer am Okular adaptierten Kamera die gleiche Schärfe (Auflösung) erreichen, als wenn ich durch das Okular hindurch sehe ?“
folgende Überlegungen: Früher las man oft, dass 50mm Brennweite dem natürlichen Anblick mit freiem Auge entspricht. Kann man dann auch die Details erkennen, die eine Kamera mit dieser Brennweite aufgenommen hat? Dominique hat sicher recht, wenn er sagt, die Zusammenhänge sind ein wenig komplexer.
Dazu einige Beispiele:
Das Mondbild wurde mit 800mm Brennweite aufgenommen (400mm Zoom + 2facher TK), die Pixelgröße der Kamera betrug 6.4mu. Beobachte ich den Halbmond durch ein 15x56 Fernglas (15x50mm = 750mm, also fast 800mm), ist es (mir) nicht möglich, die Details, die das Foto zeigt, visuell zu erfassen.
Das fotografische Mondbild ist eine Überlagerung von 3 Aufnahmen: durch das verbesserte Signal zu Rauschen kann man etwas stärker nachschärfen. Noch extremer zeigt sich dieser Effekt seit ca. 15 Jahren in der Planetenfotografie: hier werden mit zum Teil wirklich preiswerten Kameras (Webcams!) hunderte Aufnahmen gesammelt, die besten (durch die Luftunruhe bestimmt) aufaddiert und so das Signal zu Rauschen so stark verbessert, dass extrem strenge Bildbearbeitungsfilter angewendet werden können. Damit werden Details auf dem Planeten sichtbar, die visuell mit der gleichen Aufnahmeoptik unsichtbar bleiben. Der Trick: die billige Webcam verwendet als Aufnahmeoptik ein gutes, astronomisches Fernrohr, aber selbst mit einem Spitzenokular bei optimaler Vergrößerung sehe ich visuell mit dem gleichen Fernrohr visuell nicht so viel auf dem Planeten.
Früher war es umgekehrt: mit einem guten 150/2250mm Refraktor waren bei 200facher Vergrößerung mehr Details zu sehen als mit dem 5m Palomar Spiegel fotografisch herauszuholen war. Aber das Aufnahmematerial war damals analoger Film!
Bei Aufnahmen von Objekten, die man nicht beliebig wiederholen kann (z.B. Vögel) sieht die Sache wieder anders aus. Mit der Kamera habe ich in der Regel nur einen Schuss, da sich der Vogel irgendwie bewegen wird, visuell kann ich den Vogel längere Zeit beobachten und bei stärkerer Luftunruhe sogar die besten Momente ausnutzen – da leistet das Auge Erstaunliches.
Bewegt sich aber der Vogel schnell (Beispiel segelnder Greifvogel), werde ich selbst mit einem stabilisierten 10 bis 15 fach Fernglas nicht so viele Details erkennen wie ich auf einer Einzelaufnahme mit einer guten Optik mit 400 – 600mm Brennweite (und einem guten Sensor!) erkennen kann.
Viele Grüße von Andreas